Der «Mini-Boom» der Schweizer Wirtschaft ist zu Ende: Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2018 noch um 2,5 Prozent stieg, erwartet die Credit Suisse in ihrem jüngsten «Monitor Schweiz» nur noch 1,5 Prozent in diesem Jahr.
Für den Konjunkturrückgang ist in erster Linie die schwächere Nachfrage aus dem Ausland verantwortlich: Sie trifft die Schweizer Exportindustrie. Und deshalb erwarten die CS-Ökonomen auch eine geringere Investitionstätigkeit.
Während die Wirtschaft der Eurozone besonders unter Druck steht, was sich direkt auf die hiesige Wirtschaft auswirkt, ist auch die konjunkturelle Verlangsamung in China nicht zu unterschätzen. Der Internationale Währungsfonds rechnet in den kommenden drei Jahren nur noch mit einem Wachstum von jährlich rund 6 Prozent – bis vor einigen Jahren wuchs die chinesische Wirtschaft noch um über 10 Prozent.
Worst-Case-Szeanario im Handelskonflikt
Zudem stellt der Handelskonflikt mit den USA noch immer ein grosses Risiko dar, selbst wenn sich beide Seiten in den vergangenen Wochen etwas angenähert zu haben scheinen.
So hätte eine Eskalation im Handelskonflikt auch für die Schweiz gravierende Folgen, erwarten die Ökonomen der Credit Suisse. Der Streit würde selbst die ansonsten nicht sehr konjunkturanfällige Pharmabranche treffen – sie ist mit einem Anteil von 37 Prozent wichtigste Schweizer Exportbranche im Chinageschäft.
Absolut gesehen erscheint der Handel mit China zwar immer noch überschaubar – nur 5 Prozent der Ausfuhren gehen ins Reich der Mitte, das entspricht rund 12 Milliarden Franken im Jahr. Doch immerhin ist China fünftwichtigster Absatzmarkt für hiesige Exporteure. Die Bedeutung Chinas für die Schweiz ist vor allem indirekt: China sorgte in den vergangenen Jahren für rund ein Viertel des globalen Wirtschaftswachstums.
Credit Suisse: «Monitor Schweiz: Wachstumsmotor China stottert – Schweizer Wirtschaft auch betroffen», März 2019.
Für viele Länder ist China zum wichtigsten Absatzmarkt geworden. Und so hat der starke Importrückgang 2018 auch der Weltwirtschaft geschadet. Noch grösser ist die Abhängigkeit umgekehrt: In den vergangenen Jahrzehnten stieg China zum Exportweltmeister auf. Allein im Februar sind die chinesischen Exporte um 20 Prozent eingebrochen.
Zwei Drittel aller Smartphones aus China
Auch in die Schweiz werden jährlich Waren aus China im Wert von 13 Milliarden importiert – 7 Prozent aller Einfuhren. So kommen etwa zwei Drittel aller in der Schweiz verkauften Smartphones sowie jedes vierte Kleidungsstück laut Credit Suisse aus dem Reich der Mitte.
In Deutschland, Frankreich und Italien beispielsweise ist der Anteil chinesischer Importe noch viel grösser. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat daher berechnet, dass ein geringeres chinesisches BIP um 3,3 Prozent über drei Jahre das Wachstum in der Eurozone um 1,1 Prozent senken könnte. Die Folgen für die Schweiz liegen auf der Hand.