Die Europäische Zentralbank (EZB) wird an diesem Donnerstag voraussichtlich Hilfen für die durch die Coronavirus-Epidemie geschwächte Wirtschaft der Euro-Zone beschliessen.
Andere Zentralbanken haben das bereits gemacht, ebenso Regierungen. Nachfolgend ein Überblick über die Hilfspakete gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie:
USA
Präsident Donald Trump wies das Finanzministerium an, Steuerzahlungen der besonders betroffenen Personen und Unternehmen aufzuschieben. Dies soll der Wirtschaft mehr als 200 Milliarden Dollar an zusätzlicher Liquidität verschaffen.
Kleinen und mittelständischen Betrieben sollen Kapital und Geld zur Verfügung gestellt werden, etwa durch zinsgünstige Kredite. Trump unterzeichnete zudem eine Gesetzesvorlage über 8,3 Milliarden Dollar für Notfallausgaben zur Bekämpfung der Verbreitung des Virus und zur Entwicklung von Impfstoffen gegen die hochansteckende Krankheit.
Die US-Notenbank hat zudem erstmals seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 die Zinsen gesenkt, und zwar um einen halben Prozentpunkt. Anleger erwarten weitere Senkungen in den kommenden Wochen.
CHINA
Die Volksrepublik hat etwa 15,9 Milliarden Dollar für die Bekämpfung der Epidemie vorgesehen. Peking hat die finanzielle Unterstützung für die vom Virus besonders betroffenen Regionen erhöht.
Die Zentralbank hat seine Leitzinsen gesenkt und die Banken aufgefordert, gefährdeten Unternehmen billige Kredite und Zahlungserleichterungen zu gewähren.
China will zudem die Umweltaufsicht über die Unternehmen ändern, um die Wiederaufnahme der durch die Epidemie gestörten Produktion zu unterstützen und den Unternehmen mehr Zeit zur Behebung von Umweltproblemen zu geben.
JAPAN
Japan hat ein zweites Massnahmenpaket im Wert von etwa vier Milliarden Dollar vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen.
Unabhängig davon hat die Zentralbank versprochen, mehr Liquidität in die Märkte zu pumpen und den Kauf von Vermögenswerten zu verstärken. Sie könnte auch weitere Massnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht vor dem Ende des laufenden Geschäftsjahres im März in eine finanzielle Klemme geraten.
EUROPÄISCHE UNION
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich auf erste Massnahmen zur Bewältigung der Krise geeinigt. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will einen gemeinsamen Investitionsfonds mit 25 Milliarden Euro aus vorhandenen Mitteln einrichten, um die Folgen für die besonders betroffenen Branchen abzufedern.
DEUTSCHLAND
Die Hürden für Kurzarbeit aufgrund von Arbeitsausfällen werden verringert und Unternehmen zusätzlich dadurch entlastet, dass die Bundesagentur für Arbeit auch ihre Sozialausgaben für Kurzarbeiter vollständig übernimmt.
Darüber hinaus will die Bundesregierung Liquiditätshilfen für Firmen bereitstellen, die besonders von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sind. Rund 12,4 Milliarden Euro zusätzlich sind bis 2024 für Verkehrswege des Bundes, Städtebau und sozialen Wohnungsbau, aber auch für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz vorgesehen.
GROSSBRITANNIEN
Die Regierung hat nur wenige Stunden nach der Zinssenkung der Bank of England ein 30 Milliarden Pfund schweres Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht. Die Zentralbank wiederum senkte die Zinssätze um einen halben Prozentpunkt. Sie bietet Banken günstigere Finanzierungsmöglichkeiten und eine Reduzierung der Kapitalpuffer an.
FRANKREICH
Die Regierung erlaubt den Unternehmen, die Zahlung einiger Sozialabgaben und Steuern auszusetzen. Zusätzlich hat sie staatlich subventionierte Kurzarbeitsprogramme aktiviert. Sie hat die staatliche Investitionsbank Bpifrance angewiesen, für Kredite zu bürgen, die zur Überwindung kurzfristiger Geld-Probleme benötigt werden.
ITALIEN
Ministerpräsident Giuseppe Conte will die Staatsausgaben erhöhen. 25 Milliarden Euro sollen so zur Unterstützung von Unternehmen und Familien bereitstehen. Die zusätzlichen Ausgaben bedeuten, dass das italienische Haushaltsdefizit 2020 mit Sicherheit über drei Prozent des Bruttoinlandproduktes liegen wird. Diese Obergrenze wird durch die EU-Regeln festgelegt, kann aber in Ausnahmefällen überschritten werden.
SÜDKOREA
Die Regierung kündigte ein Konjunkturpaket von 9,8 Milliarden Dollar an. Finanzminister Hong Nam-ki sagte, dass das Geld in das Gesundheitssystem, in die Kinderbetreuung und die Märkte fliessen soll.
Die Zusatzausgaben sollen durch die Ausgabe von Staatsanleihen finanziert werden. Seoul hat zudem die Regeln für Leerverkäufe für drei Monate drastisch verschärft, um Spekulationsgeschäfte an den Börsen einzudämmen.
AUSTRALIEN
Die Regierung pumpt 11,4 Milliarden Dollar in die Wirtschaft - ihr erstes Konjunkturpaket seit der globalen Finanzkrise 2008. Damit werden die Löhne von 120.000 Auszubildenden subventioniert, ebenso soll es einmalige Barzahlungen für Sozialhilfeempfänger und Hilfen für kleine Unternehmen geben.
INDIEN
Die Zentralbank will dem Finanzsystem durch eine neue Runde langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (LTRO) frische Liquidität zuführen. Damit könnte im April begonnen werden. Damit sollen etwa 13,6 Milliarden Dollar in die Wirtschaft gepumpt werden. Unterdessen drängt die Regierung die staatlichen Banken dazu, bis Ende März neue Kredite in Milliardenhöhe zu bewilligen.
(reuters/mbü)