Trotz der zweiten Coronawelle und des neuerlichen Lockdowns bestätigen die Ökonomen des Bundes ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr. Sie betonen aber die «aussergewöhnlich grosse Unsicherheit» wegen der Pandemie und der laufenden Impfkampagne.
Konkret rechnet die Expertengruppe des Bundes für 2021 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Die Prognose ist somit unverändert zu jener vom letzten Dezember.
Zum Vergleich: Im letzten Jahr ist die Schweizer Wirtschaft wegen der Folgen der Pandemie laut der aktuellen Schätzung um 2,9 Prozent geschrumpft. Dies war der grösste Einbruch seit den Siebzigerjahren.
Kein Einbruch wie im letzten Frühling
Das BIP werde im laufenden 1. Quartal zwar stark zurückgehen, meinen die Ökonomen. Doch ein Einbruch in ähnlicher Dimension wie im vergangenen Frühling zeichne sich bisher nicht ab. Danach sei mit einer zügigen Erholung der Binnenwirtschaft zu rechnen, sofern es zu den vorgesehenen Lockerungen komme.
Ein Teil der Bevölkerung habe 2020 erheblich gespart, so das Seco. Deshalb sollte mit den Lockerungen die Nachfrage in den Bereichen Tourismus, Transport sowie Unterhaltung und Kultur stark anziehen. Gleichzeitig dürfte laut den Experten eine anziehende Weltnachfrage die Exportwirtschaft stützen.
Unverändert ist auch die Prognose für die Arbeitslosenquote 2021: Sie wird im Jahresdurchschnitt bei 3,3 Prozent erwartet. Zum Vergleich: Im Februar lag die Quote bei 3,6 Prozent.
Etwas höher ist die BIP-Prognose für 2022. Dann wird nun das BIP-Wachstum bei 3,5 statt 3,3 Prozent gesehen. Dann soll auch die Arbeitslosenquote auf 3,0 Prozent sinken.
Negativszenario: 1,1 Prozent Wachstum
Die Unsicherheit bleibe jedoch ausserordentlich gross, betont das Seco. Diese bestünden insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. So würde sich die Erholung spürbar verzögern, sollten erneut Eindämmungsmassnahmen verhängt werden - zum Beispiel infolge von Verzögerungen beim Impfprogramm.
Konkret sei 2021 bei einer Verzögerung der Öffnungsschritte bis in den Sommer hinein nur mit einem BIP-Wachstum von 1,8 Prozent zu rechnen. Sollte sich die epidemiologische Lage etwa wegen Virusmutationen gar zuspitzen und neue Eindämmungsmassnahmen notwendig machen, sei gar nur ein Wachstum von 1,1 Prozent zu erwarten.
Auf der anderen Seite ist es laut dem Seco aber auch möglich, dass sich die Lage deutlich rascher erholt. In einem solchen Positivszenario sei ein Wachstum von 5,4 Prozent im laufenden Jahr möglich.
(awp/gku)