Seit rund zehn Jahren stagnieren die Konsumentenpreise in der Schweiz, die Inflation liegt fast bei Null. Doch nun drückt die Corona-Krise auf Preise und Löhne. Die Gefahr: Die Preise könnten dauerhaft sinken und die Schweiz in eine Deflation abrutschen. Dem wirkt die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihrer Geldpolitik entgegen: Sie pumpt Geld in den Markt, um die Folgen der Rezession abzufedern. Dadurch steigt die Inflation und könnte der SNB im schlimmsten Fall sogar entgleiten, warnen die Ökonomen der UBS.
Wegen dieser Inflationserwartungen werde die SNB noch lange an den Negativzinsen festhalten. Denn die Corona-Krise belastet die Wirtschaft weiter, sie sei massiv unterausgelastet. «Die Unterauslastung dürfte das Lohnwachstum und die Teuerung mittelfristig weiter schwächen und weist auf deflationäre Risiken hin», erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Die Zinsen erhöhen werde die SNB daher frühestens 2025.
Inflation auf dem Immobilienmarkt
Allerdings habe die SNB vordergründig die Konsumentenpreise im Auge. Das Problem dabei: Anders als Preise und Löhne sind die Immobilien- und Aktienpreise in den vergangen Jahren sehr stark angestiegen. Die Liquidität der SNB floss vor allem in Hypothekarkredite, das habe zu einer Inflation auf dem Immobilienmarkt geführt.
Ein Grossteil dieser Liquidität ist im Bankensektor. Sollten sie diese jedoch in Form von Krediten ausgeben, steigt das Inflationsrisiko zusätzlich. Dies halten die Experten der UBS jedoch für unwahrscheinlich. Dennoch empfehlen sie den Zentralbanken auch die Anlagepreise zu beobachten und falls nötig die Preise zu dämpfen.
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K-förmige Erholung der Wirtschaft
Die Schweizer Wirtschaft dürfte wegen der neuen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus über die Jahreswende deutlich langsamer wachsen als erwartet, insbesondere im vierten Quartal. «Eine tiefe Rezession ist jedoch nicht zu erwarten», sagt Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz und spricht von einer K-förmigen Erholung. Doch die Konkurse und die Arbeitslosigkeit dürften in den kommenden Monaten steigen.
Es gibt jedoch grosse Unterschiede zwischen den Branchen: Einerseits sind etwa Pharma- und Finanzindustrie wenig von der Krise betroffen. Auf der anderen Seite stünden Branchen, die durch die Rezession bereits im ersten Halbjahr geschwächt worden seien, wie die Gastronomie und die Reisebranche. Diese seien auch jetzt wieder am stärksten betroffen. Viele werden nicht überleben oder Personal abbauen.
Die Arbeitslosigkeit blieb im Oktober stabil – vor allem dank Kurzarbeit. Doch die Unsicherheit ist gross und belastet den Arbeitsmarkt. Mehr hier.
Für 2020 rechnet die UBS mit einem BIP-Rückgang von 4,5 Prozent, für die kommenden zwei Jahre mit jeweils rund 3 Prozent Wachstum. Allerdings ist die Unsicherheit gross: Sollte die Pandemie einen erneuten flächendeckenden Lockdown in der Schweiz und in Europa erfordern, so wäre eine zweite schwere Rezession unvermeidbar.
(mlo)