Die US-Notenbank Fed will es nach dem Zinsfeuerwerk im vorigen Jahr 2019 ruhiger angehen lassen und signalisiert eine Pause. Den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld beliessen die Währungshüter am Mittwoch in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Zugleich machte die Fed deutlich, dass sie bei Entscheidungen über künftige Zinsschritte «geduldig» agieren wird.

Zentralbankchef Jerome Powell wiederholte dieses neue Signalwort auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss immer wieder und betonte: «Die Argumente für Zinserhöhungen sind etwas schwächer geworden.» Viele Investoren rechnen damit, dass die Fed noch lange, womöglich sogar das gesamte Jahr stillhalten wird. Allerdings hatten die Währungshüter im Dezember noch zwei Schritte nach oben für 2019 ins Auge gefasst.

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Fed bekomme kalte Füsse

«Die Fed verabschiedet sich behutsam von ihrer Zinserhöhungspolitik – in der Erkenntnis, dass die US-Konjunktur, die Kreditmärkte und vor allem auch die Vermögenspreise Schaden nehmen, sollten die Zinsen noch weiter erhöht werden», so Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit. Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank erscheint die Wortwahl der Notenbank «fast schon übervorsichtig»: «Die Fed bekommt kalte Füsse – eiskalte Füsse.» Sie hatte den Leitzins im vorigen Jahr insgesamt vier Mal angehoben und damit auf den Wirtschaftsboom in den USA reagiert. Angesichts auslaufender Schubwirkung der radikalen Steuerreform und möglicher Bremseffekte durch den von US-Präsident Donald Trump befeuerten Handelskonflikt wird für 2019 allerdings mit einer spürbaren Abkühlung der Wirtschaft gerechnet.

Abschwächung der Weltkonjunktur und Brexit

Auch die Abschwächung der Weltkonjunktur und die mit dem Brexit einhergehenden Risiken haben die Währungshüter laut Powell auf dem Radar: «Wir achten sehr auf die globalen Entwicklungen.» Zugleich strich die Notenbank eine Passage aus dem Begleittext zum Zinsentscheid, wonach sich Chancen und Risiken für die US-Wirtschaft in etwa die Waage hielten. Für die Notenbank sei es am besten, eine «abwartende Haltung» einzunehmen und sich von der Entwicklung der Konjunktur-Daten leiten zu lassen, so Powell. Falls es Bedarf für eine Straffung geben sollte, dann werde ein Anstieg der Inflation dabei «eine grosse Rolle» spielen. Bei der Inflation achten die Währungshüter besonders auf Preisveränderungen bei persönlichen Verbraucherausgaben, bei denen Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert werden. Hier lag die Steigerungsrate im November bei 1,9 Prozent und damit nur leicht unter dem Ziel der Fed.

Bilanzabbau im Fokus

Powell signalisierte zudem, dass die Fed bei Bedarf darüber nachdenken wird, den Prozess des Abschmelzens der Bilanz zu überdenken. Die US-Notenbank hat diese in den Jahren nach der Finanzkrise auf fast 4,5 Billionen Dollar aufgebläht und sie mittlerweile wieder auf 4,1 Billionen Dollar eingedampft. Nach einem 2017 ausgearbeiteten Plan wird das Volumen monatlich um bis zu 50 Milliarden Dollar verringert – sehr zum Leidwesen von US-Präsident Trump. Dieser ist ein erklärter Gegner des Bilanzabbaus und von Zinserhöhungen. Er befürchtet, dass dadurch Finanzmärkte und Wirtschaftswachstum Schaden nehmen.

Der Konjunktur droht unterdessen durch den fünfwöchigen Stillstand von Teilen der US-Regierung Ungemach. Laut Powell wird dies «Spuren» beim Wirtschaftswachstum im ersten Quartal hinterlassen. Trump hatte am Freitag die vorläufige Einigung im Haushaltsstreit verkündet, obwohl er nicht die lange geforderten 5,7 Milliarden Dollar für den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko erhielt. Der sogenannte Shutdown werde letztlich drei Milliarden Dollar kosten, so die Schätzung der Kongress-Etatbehörde CBO. Sie erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2019 nur noch um 2,3 Prozent zulegen wird, nach 3,1 Prozent im vergangenen Jahr. «Sollte der Budgetstreit Mitte Februar erneut aufflammen, weil ein Kompromiss zur Finanzierung des Bundeshaushalts bis dahin nicht gefunden ist, nähmen die Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur auf kurze Sicht weiter zu. Sie verhinderten dann wohl auch eine Zinsstraffung im Juni», meint Bankhaus Lampe-Ökonom Bastian Hepperle

(Reuters/bsh/mlo)