Vor 50 Jahren haben Schweizer Ingenieure die Quarz-Armbanduhr erfunden. Die ersten Prototypen der Innovation, die später die Branche revolutionierten und die Schweizer Uhrenindustrie in ihre tiefste Krise stürzten, entstanden 1967 in Neuenburger Labors. Die ersten Quarzuhren wurden im Centre Electronique Horloger (CEH) in Neuenburg entwickelt, einem der Vorgänger des Schweizerischen Zentrums für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM). Am Dienstag feierte das CSEM die Geburtsstunde der Quarz-Uhr.
In den 1960er Jahren steckte die Mikroelektronik noch in den Kinderschuhen. Grosse Quarzuhren gab es bereits, aber ihr Energieverbrauch war verglichen mit der Grösse einer Armbanduhr und der Ladekapazität der damaligen Batterien viel zu hoch. Es dauerte fünf Jahre, um die Prototypen «Beta 1» und «Beta 2» zu entwickeln.
Trostpreis für Japaner
Im jährlich von der Schweizerischen Chronometriegesellschaft SSC organisierten Präzisionswettbewerb gewannen Quarzuhren aus Neuenburg die Spitzenplätze in der Konkurrenz zwischen den Schweizer und japanischen Produkten. Die vom japanischen Hersteller Seiko eingereichten Uhren, die auf der gleichen Technologie basierten, mussten sich mit Trostpreisen begnügen.
Während die Japaner in den folgenden Jahren ihre Quarzuhren zur Marktreife vorantrieben, verschliefen die Schweizer die Entwicklung. Etablierte Uhrenhersteller setzten weiter auf eine Perfektionierung der mechanischen Uhr.
Seiko machte Schweizern Konkurrenz
Die hiesige Uhrenindustrie geriet aus dem Takt, als Seiko Anfang der 1970er Jahre preisgünstige Armbanduhren in Quarz-Technik auf den Markt brachte. Der Markt wurde von den beliebten und billigen Uhren überschwemmt und zahlreiche Schweizer Manufakturen gingen unter.
Von 90'000 Beschäftigten in der Schweizer Uhrenindustrie im Jahr 1970 bis 1984 blieben weniger als 40'000 übrig. Die Anzahl der Betriebe in der Schweizer Uhrenindustrie sank von damals 1600 auf heute 600.
Rettung dank der Swatch
Auch diese unglückliche Entwicklung habe die Ingenieure in der Folge nicht daran gehindert, weitere Neuheiten zu erfinden, betonte das CSEM am Dienstag in einer Mitteilung anlässlich des Jubiläums. So hätten sie in der Region Neuenburg ein einzigartiges Netzwerk und eine stark mit der Mikroelektronik verwobene Kultur erschaffen. Zudem habe die Schweizer Uhrenindustrie ihre Rettung einer Quarzuhr zu verdanken: der Swatch.
(sda/mbü/gku)