Wie lautet Ihre Bilanz des diesjährigen Weltwirtschaftsforums?
Philipp Rösler*: Wir haben eine historische Rede von Chinas Präsidenten Xi Jinping gehört, ein Plädoyer für eine globalisierte Welt mit freiem Handel. Viele akute Themen wie den politischen Populismus oder die Vierte Industrielle Revolution haben wir aufgegriffen. Und selbst die Administration des neuen US-Präsidenten Donald Trump war in Person von Anthony Scaramucci hier.

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Die Vorbehalte gegen die Eliten wachsen. Was haben Sie konkret getan, um die Menschen abzuholen?
Die Teilnehmer haben hier nicht nur diskutiert, sondern auch konkrete Vorschläge erarbeitet. Nehmen Sie nur eine grosse Sorge der Menschen: die Zukunft der Arbeit. Frühere Generationen gingen in der Regel ihr ganzes  Leben einem Beruf nach. Heute muss man sich darauf einstellen, den Jobs drei- oder viermal im Leben zu wechseln. Darauf müssen die Menschen vorbereitet sein, das Ausbildungssystem muss modularerer gestaltet sein. Da wurden Vorschläge zur Veränderung erarbeitet, die auch regionale Anforderungen berücksichtigen. Denn in der Europa braucht es natürlich andere Massnahmen als in Indien.

Viele Menschen empfinden die Globalisierung inzwischen als Bedrohung. Was entgegnen Sie Kritikern des freien Handels?
Natürlich kann man vieles besser machen. Es ist wichtig, dass alle am Wirtschaftswachstum teilhaben. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Dafür braucht es mehr globale Kooperationen und keine neuen Grenzen. Für ein Mehr an Kooperation steht das Weltwirtschaftsforum als globale Plattform.

Davos platzt aus allen Nähten. Die Preise steigen, selbst ihre eigenen Mitarbeiter müssen auswärts schlafen. Wie wollen Sie der Superlative Herr werden?
Zunächst einmal ist die Entwicklung ein Ausdruck der hohen inhaltlichen Attraktivität des Forums. Wir hatten in vielen Belangen ein Rekordjahr, etwa bei den Gästezahlen oder der Anzahl der Redner. Aber es ist kein Geheimnis, dass das Forum die physischen Grenzen erreicht hat und wir nicht mehr weiter wachsen können. Es ist unser Ziel, eine gute Balance zu finden. Ich denke, das ist uns auch in diesem Jahr wieder gelungen.

Klaus Schwab hat die Erfolgsgeschichte des WEF begründet, ist mittlerweile aber bereits 78 Jahre alt. Wie stellen Sie sicher, dass das Weltwirtschaftsforum auch in den kommenden Jahren attraktiv bleibt?
Das Weltwirtschaftsforum entspringt dem Genius von Professor Schwab. Er hat heute noch immer den vollsten Terminkalender und die besten Ideen. Er ist und bleibt die treibende Kraft und Garant für unsere Kreativität und Attraktivität.

* Philipp Rösler ist seit Anfang 2014 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung World Economic Forum. Von 2011 bis Ende 2013 war der promovierte Mediziner deutscher Vizekanzler, Bundeswirtschaftsminister und Vorsitzender der liberalen Partei FDP. Von 2009 bis 2011 war er Bundesgesundheitsminister.