Es gibt drei negative Erschütterungen, die bis 2020 eine globale Rezession auslösen könnten. Alle drei spiegeln politische Faktoren wider, welche die internationalen Beziehungen beeinflussen. Zwei davon betreffen China. Und bei allen stehen die USA im Mittelpunkt. Zudem lässt sich keiner durch die traditionellen Instrumente antizyklischer makroökonomischer Politik beikommen.
- Die erste potenzielle Erschütterung rührt aus dem chinesisch-amerikanischen Handels- und Währungskrieg her, der diesen Monat eskalierte, als die Regierung von US-Präsident Donald Trump mit weiteren Zöllen auf chinesische Exporte drohte und China offiziell als Währungsmanipulator einstufte.
- Die zweite betrifft den vor sich hin köchelnden kalten Krieg zwischen den USA und China in Technologiefragen. China und die USA konkurrenzieren im Rahmen einer Rivalität, die alle Kennzeichen einer Thukydides-Falle aufweist, um die Dominanz in den Zukunftsbranchen künstliche Intelligenz, Robotik, 5G und so weiter. Die USA haben den chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei auf ihre Entity List gesetzt, auf der ausländische Firmen stehen, die als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft werden. Und obwohl Huawei vorläufige Befreiungen erhalten hat, die es der Firma gestatten, weiterhin amerikanische Komponenten zu nutzen, hat die Trump-Regierung diese Woche angekündigt, dass sie zusätzliche 46 Unternehmen, die mit Huawei verbunden sind, auf die Liste setzen werde.
- Das dritte wichtige Risiko betrifft das Ölangebot. Obwohl die Preise in den letzten Wochen gefallen sind und eine durch einen Handels-, Währungs- und Technologiekrieg ausgelöste Rezession die Energienachfrage verringern und auf die Preise drücken würde, könnte Amerikas Konfrontation mit Iran die gegenteilige Wirkung haben. Sollte dieser Konflikt zu einem Militärkonflikt eskalieren, könnten die weltweiten Ölpreise steil steigen und eine Rezession herbeiführen.
Die Folge: Höhere Preise, tiefere Produktivität
Alle drei potenziellen Erschütterungen hätten eine stagflationäre Wirkung: Die Preise für importierte Konsumgüter, Halbfertigwaren, technologische Komponenten und Energie in den USA würden steigen, während die Produktionsleistung durch Störung der globalen Lieferketten sinken würde.
Nouriel Roubini ist Professor an der Stern School of Business (University of New York) und leitet eine Unternehmung für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsinformationen. In seiner Karriere war er unter anderem volkswirtschaftlicher Berater des US-Finanzministeriums. Bekannt wurde Roubini durch recht präzise Vorhersagen zur Finanzkrise 2008 und in der Euro-Krise.
Schlimmer noch: Der chinesisch-amerikanische Konflikt befeuert schon jetzt einen breiter angelegten Prozess der Entglobalisierung, weil Länder und Unternehmen nicht länger auf die langfristige Stabilität dieser integrierten Wertschöpfungsketten zählen können. Wegen der zunehmenden Balkanisierung des Handels mit Waren, Dienstleistungen, Kapital, Arbeit, Informationen, Daten und Technologie werden die weltweiten Produktionskosten branchenübergreifend steigen. Zudem werden der Handels- und Währungskrieg und der Konkurrenzkampf im Bereich der Technologie einander gegenseitig verstärken.
Man kann sich leicht vorstellen, wie die heutige Situation zu einem kompletten Zusammenbruch des offenen Welthandelssystems führen könnte.