Die grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer fühlt sich nach wie vor sicher und blickt optimistisch in die Zukunft. Gründe sind das politische System und die gute Wirtschaftsentwicklung. Doch gerade die Wirtschaft weckt auch Ängste.
Als häufigster Grund für eine pessimistische Einschätzung wird gemäss einer Umfrage die Angst vor einer Zunahme wirtschaftlicher Probleme genannt, gefolgt von der Migrationsproblematik und der politischen Lage. Angst vor Gewalt, Sorge um die Sozialwerke und das Klima wurden vergleichsweise selten genannt. Das hat die am Dienstag veröffentlichte Studie «Sicherheit 2019» ergeben.
95 Prozent der Befragten gaben an, sich im Allgemeinen sicher zu fühlen. 90 Prozent fühlen sich auch dann sicher, wenn sie nachts alleine in ihrer Wohngegend unterwegs sind. 83 Prozent fühlen sich im öffentlichen Raum sicher. Diese Werte sind gegenüber früheren Umfragen auf hohem Niveau stabil.
Vertrauen in die Institutionen
Gestiegen ist das Vertrauen in Behörden und Institutionen. Auf einer Zehner-Skala kommen die Polizei auf 8 Punkte, die Gerichte auf 7,4, der Bundesrat auf 7,1, das eidgenössische Parlament auf 6,7 und die Armee auf 6,6 Punkte. Medien und politische Parteien rangieren traditionellerweise am Schluss der Rangliste. Das Gesamtvertrauen ist signifikant auf 6,8 Indexpunkte gestiegen. Gemäss der Studie handelt es sich um einen historischen Höchstwert.
So milde der Blick nach innen, so kritisch fällt die Beurteilung der weltpolitischen Lage aus. 73 Prozent der Befragten schätzen diese pessimistisch ein. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als 2018. Frauen und ältere Menschen beurteilen die Lage besonders düster.
Als Gefahr für die Schweiz wird insbesondere die Machtpolitik der Grossmächte gesehen. Als Ursache werden in erster Linie die USA, China und Russland genannt. Auffallend oft werde US-Präsident Donald Trump namentlich genannt, schreiben die Autoren. Nationalismus und Rechtspopulismus werden ebenfalls als Bedrohung wahrgenommen.
Anschluss ohne Souveränitätsverlust
Solide Zustimmung geniesst der bilaterale Weg der Schweiz. Über 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Schweiz der EU nicht beitreten, jedoch die wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken soll. Stabile 35 Prozent sprechen sich für eine politische Annäherung aus.
Auch das Modell der internationalen Kooperation ohne Preisgabe der Souveränität geniesst grosse Zustimmung. Knapp 60 Prozent der Befragten sprechen sich für eine aktive Beteiligung der Schweiz für die Anliegen der Uno aus, etwas mehr sogar für einen Sitz im Uno-Sicherheitsrat. 60 Prozent möchten der Uno auch Friedenstruppen zur Verfügung stellen. Nur ein Drittel der Befragten unterstützt jedoch eine Annäherung an die Nato.
Die Schweizer Armee erachten rund vier Fünftel der Befragten als notwendig, wobei es sich für rund die Hälfte davon um ein notwendiges Übel handelt. Deutlich weniger Zustimmung als bei der letzten Befragung geniesst die Berufsarmee. 60 Prozent der Befragten sprachen sich 2019 für die Miliz aus. Etwa die Hälfte findet, dass das Armee-Budget gerade richtig bemessen ist, ein Drittel hält es für zu hoch.
Chancengleichheit in der Armee
Erstmals wurden 2019 Fragen zur Chancengleichheit in der Armee gestellt. Chancengleichheit zwischen den Landessprachen wurde von 99 Prozent der Befragten als wichtig beurteilt. Bei den Geschlechtern waren es 95 Prozent, bei der sexuellen Orientierung 93 Prozent und bei der Religion 91 Prozent.
Allerdings finden 45 Prozent der Befragten, dass die Ausübung von religiösen Praktiken den Dienstbetrieb beeinträchtigen würde. Eine Minderheit von 14 Prozent ist der Ansicht, dass Homosexuelle den Zusammenhalt der Truppe beeinträchtigen.
«Sicherheit 2019» ist die 21. Ausgabe der seit 1999 erscheinenden Studienreihe «Sicherheit». Dafür hat das Befragungsinstitut Link im Januar dieses Jahres 1213 Stimmberechtigte telefonisch befragt. Herausgeber der Studie sind die Militärakademie (MILAK) der ETH Zürich und das Center for Security Studies der ETH Zürich.
(sda/mlo)