Inzwischen haben in der Schweiz 118'000 Unternehmen mit rund 1,34 Millionen Beschäftigten Kurzarbeits-Entschädigung beantragt. Nun weitet der Bundesrat die Kurzarbeitsentschädigung aber nochmals aus: Laut einem Beschluss vom Mittwoch sollen mehr Angestellte auf Abruf davon profitieren könnten.
Bisher hatten diese, wenn ihr Beschäftigungsgrad um mehr als 20 Prozent schwankte, keinen Anspruch auf Entschädigungen. Jetzt können sie ebenfalls in die Anträge einbezogen werden – unter einer Bedingung: Sie müssen während mindestens sechs Monaten im gleichen Unternehmen gearbeitet haben. Der Bundesrat will damit verhindern, dass den rund 200'000 Arbeitnehmenden, die auf Abruf arbeiten, gekündigt wird.
Weiter beschloss der Bundesrat, dass Einkommen aus einer Zwischenbeschäftigung während der Kurzarbeit nicht mehr an die Kurzarbeitsentschädigung angerechnet werden. Dies soll einen Anreiz schaffen, dass Angestellte eine Zwischenbeschäftigung annehmen in Bereichen, die im Moment einen hohen Bedarf an Personal haben – etwa im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft oder in der Logistik.
Längere Bezugsdauer
Deutlich wird auch, dass der Bundesrat mit einer längeren Dauer der schweren Krise rechnet. Die Regierung hat die maximale Bezugsdauer von Kurzarbeits-Entschädigung bei einem Arbeitsausfall von 85 Prozent aufgehoben. Die bisher geltende Dauer von vier Monaten stelle «in der aktuellen Lage eine finanzielle Bedrohung für die Betriebe dar. Momentan ist nicht absehbar, wann die behördlichen Massnahmen, die gewisse unternehmerische Tätigkeiten komplett verbieten, wieder aufgehoben werden können.»
Im Hintergrund steht ein offenbar trüberes Gesamtbild der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Wertschöpfungseinbruch während der Zeit des Shutdown nehme «ein ausserordentliches Ausmass» an, so die Mitteilung des Bundesrates. Entscheidend werde der Zeitpunkt, an dem die gesundheitspolitischen Massnahmen gelockert werden können und ob diese Massnahmen «ökonomische Zweitrundeneffekte» auslösen – etwa Entlassungswellen und zahlreiche Insolvenzen.
«Andere Verläufe» werden wahrscheinlicher
Die letzte Konjunkturprognose des Wirtschafts-Staatssekretariats Seco – vom 19. März – ging von einer vergleichsweise glimpflichen Entwicklung aus. Nun aber würden «andere Verläufe» zunehmend wahrscheinlicher, auch wegen der Entwicklung im Ausland.
Das Seco legt nun zwei weitere Negativszenarien vor. Danach könnte die Rezession deutlich schwerer ausfallen als bisher angenommen, und die Erholung könnte länger auf sich warten lassen.
«Bei einem viel schärferen Einbruch in Kombination mit Zweitrundeneffekten stünde die Schweiz vor Wohlstandsverlusten in ausserordentlichem Ausmass», so die Mitteilung. «Bis zu 7 Prozent Arbeitslosigkeit ist denkbar», präzisierte Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Mittwoch vor den Medien.
Allerdings: Die Prognoseunsicherheit sei ausserordentlich hoch, so die Einschätzung des Seco. «Bislang stehen erst wenige Daten zur Verfügung, um das Ausmass des Wirtschaftseinbruchs seit März genau zu quantifizieren.»
(rap)