Der Kontrast könnte nicht grösser sein. In der Schweiz nimmt die Besorgnis über das anhaltende starke Bevölkerungswachstum zu. Die SVP hat die Zuwanderung erneut zum Wahlkampfthema gemacht.
China dagegen hat ganz andere Probleme: Die Bevölkerung schrumpft, zum ersten Mal seit sechzig Jahren. China ist kein Einwanderungsland, und die Geburtenrate ist noch tiefer als in Italien oder Japan, obwohl die Ein-Kind-Politik vor sechs Jahren aufgehoben wurde. Unterdessen ist die Ein-Kind-Familie zur sozialen Norm geworden, und Peking schafft es nicht, das Ruder herumzureissen. Und das sorgt zunehmend weltweit für Sorgenfalten.
Auf den Überschuss an Werktätigen, der das chinesische Wirtschaftswunder ermöglicht hat, folgt ein Arbeitskräftemangel. Die Überalterung wird Chinas Wirtschaft langfristig zurückbinden. Dazu kommt, dass das investitions- und schuldengetriebene Wachstumsmodell am Ende ist.
China ist nicht mehr auf der Überholspur und wird die USA doch nicht so bald als grösste Volkswirtschaft ablösen. Daran ändert auch der zu erwartende konjunkturelle Post-Corona-Aufschwung in diesem Jahr nichts.
«Peak China» lautet das neue Schlagwort. Von jetzt an geht es mit Chinas Wachstum bergab. Wer Dynamik sucht, sollte sich nicht mehr nach China ausrichten, sondern nach Indien oder Indonesien blicken.
Oder auf die Schweiz. Das Wirtschaftswachstum ist hier zwar nicht so berauschend wie in den Schwellenländern, aber konstant und begleitet von einer starken Währung und stabilen Preisen. Dass unser Wohlstand vor allem relativ zum Ausland markant zugenommen hat, erfahren wir spätestens im Urlaub, wo wir den Schweizer Mittelstand an den teuersten Adressen antreffen.
Ob die Zuwanderung nur Symptom oder wichtiger Faktor dieses Erfolgs ist, ist schwierig zu sagen. Fakt aber ist: Ohne die deutschen Architektinnen, die italienischen Ingenieure und die polnischen Krankenpflegerinnen wäre der Fachkräftemangel noch viel grösser. Und Zürich wäre nicht Googles wichtigster Standort ausserhalb der USA.Durch die Zuwanderung junger, gut ausgebildeter Ausländerinnen und Ausländer verbessert sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Pensionierten. Sie füllen nicht nur die Lücken am Arbeitsmarkt, sondern sind auch Konsumenten, Investorinnen und Steuerzahler.
Der Berner Ökonom und Arbeitsmarktexperte Boris Zürcher sagt, dass wir es uns dank der Zuwanderung leisten können, bei gleichem Einkommen weniger zu arbeiten. Es ist ein Wohlstandsgewinn, der in der normalen BIP-Rechnung nicht auftaucht.
Natürlich haben Bevölkerungswachstum und Zuwanderung unschöne Nebeneffekte, Stichwort Dichtestress und Wohnungsknappheit. Das aber sind Luxusprobleme, für die es geeignetere Lösungen gibt, als die Zuwanderung zu verteufeln und zu stoppen. Diese wird sich von allein abschwächen, wenn die Personalnot weniger gross ist.
5 Kommentare
Es kommt natürlich auch darauf an was für eine Zuwanderung. Was bei uns zuwandert/aufgenommen wird sind hauptsächlich Sozialbezüger, die sich nicht integrieren wollen und es sind sicher keine oder kaum Fachkräfte und somit absolut kein Plus für die Schweiz. Deshalb ist es riesiges Problem.
Halbes BIP und halbe Einwohnerzahl. Die Schweiz wäre ein Paradies. Die Indigenen wären die Mehrheit und könnten in Häusern mit Garten wohnen..
Schweiz-China-Vergleiche, gleich welcher Art, anzustellen ist - mit Verlaub - strohdumm und in jeder Beziehung inadäquat und unnütz.
Es sind nicht nur Fachkräfte die einwandern sondern sehr viele Sozialfälle, ich würde eine Einwanderung model England beführworten.