Das Jahr 2014 ist geschafft. Zeit für einen kleinen Rückblick. Was habe ich erreicht, was hätte ich gerne anders gemacht, was hätte ich besser machen können? Wieder zu wenig Spanisch gelernt, wieder nicht regelmässig in einem Buch geblättert. Auch die Gitarre steht schon wieder eine ganze Weile unangetastet in der Ecke.
Vielleicht klappt es besser mit ein paar Vorbildern, zu denen man aufschauen und an denen man sich orientieren kann. Jeden Tag 30 Minuten Sport? Angelina Jolie macht das auch. Mehr Obst und Gemüse? Das hat sich auch Audrey Hepburn schon gedacht. Endlich um 5 Uhr aufstehen, um den Tag zu nutzen? Schon sind Sie ein bisschen mehr wie Tesla-Gründer und Tech-Milliardär Elon Musk.
Dank Promis das Beste aus sich herausholen
Das zumindest glauben die Macher hinter der App «Beethoven». Das Programm will uns mit einer langen Liste von Prominenten und Over-Achievern dazu animieren, endlich das Beste aus uns herauszuholen.
Bill Gates verrät seine täglichen Rituale hier ebenso (zwei Stunden lang ein Buch lesen, eine Stunde lang den «Economist») wie Franz Kafka (einen einstündigen Spaziergang machen, von 9 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags konzentriert arbeiten).
Eine Stunde von zu Hause arbeiten, bevor man ins Büro geht
Angefangen hat laut der spärlichen (wahrscheinlich ist das dem «Zen» geschuldet) Internetseite alles mit einem Zitat von Haruki Murakami. Der japanische Bestseller-Autor steht nach eigener Aussage jeden Tag um 4 Uhr auf, arbeitet für sechs Stunden, geht dann 10 Kilometer laufen oder 1,5 Kilometer schwimmen, liest, hört Musik - und geht um 9 Uhr schlafen. Während mich dieses Programm eher abschreckt, fühlte sich das Beethoven-Team offenbar inspiriert. Sie suchten auch bei anderen nach Ritualen, die mehr aus uns herausholen sollen.
Die lange Liste der besten und nachahmenswertesten Gewohnheiten von Talk-Queen Oprah Winfrey (immer positive Wörter verwenden, mehr lachen, von Dingen trennen, die man mehr als ein Jahr nicht verwendet hat - um nur eine kleine Auswahl ihrer Selbstverbesserungsliste zu nennen) gibt es also ebenso wie die von Apple-Gründer Steve Jobs (eine Stunde von zu Hause arbeiten, bevor man ins Büro geht, Ablenkungen vermeiden, um 6 Uhr aufstehen).
Das persönliche Super-Ich zusammenstellen
Aus der langen Liste der Vorbilder kann ich mir mein persönliches Super-Ich für das Jahr 2015 zusammenstellen. Von Angeline Jolie klaue ich die 30 Minuten Sport. Von Audrey Hepburn Obst und Gemüse. Inspiriert von Elon Musk frage ich mich ab sofort, wie ich mich heute verbessern kann. Leo Babauta, der Mann hinter der Selbstverbesserungsseite ZenHabits (der muss es wissen) lehrt mich, mich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, statt mich im Multi-Tasking zu verlieren.
Mit Mark Twain frühstücke ich gemeinsam gesund. Warren Buffett möchte, dass ich 100 Dollar am Tag spare. Ich reduziere das Ganze auf 20 Dollar und klicke auf hinzufügen. Tim Ferris, der Autor von «The 4-Hour-Workweek/Body/Chef» befiehlt, Anrufe mit unterdrückter oder unbekannter Nummer zu ignorieren (ich fühle mich bestätigt). Guru Tony Robins erinnert mich daran, wieder weniger Fleisch zu essen.
Maximal sieben Rituale
Als ich mit Tchaikovsky nach dem Mittagessen eine Runde um den Block gehen will, ist Schluss: Mehr als sieben Rituale erlaubt Beethoven nicht. Das, so die App, würde ich eh nicht durchhalten (sie drückt es etwas wissenschaftlicher aus).
Ab sofort fragt mich mein persönlicher Lebenskomponist in der Hosentasche, ob ich heute schon alle meine Ziele erreicht habe. Allerdings beschleicht mich bei einigen Ritualen das Gefühl, dass nicht die Prominenten selbst hinter den Ritualen stecken. Oder hat sich Steve Jobs tatsächlich jeden Morgen seine eigene Rede angehört? Und hat Michael Jordan tatsächlich nur eine Stunde am Tag Basketball-Training gehabt? Ich bin etwas skeptisch. Aber wenn Beethoven mir hilft, im neuen Jahr ein kleines bisschen mehr Oprah und Steve zu werden, dann reicht das vielleicht schon.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.