Geld zu sparen erfordert viel Disziplin. Meistens ist es eben doch einfacher eine Pizza zu bestellen, als in den Supermarkt zu gehen und selbst zu kochen. Und morgens wäre es zwar klug, ein Butterbrot zu schmieren oder die Reste vom Vortag fürs Büro einzupacken - aber das Bedürfnis, länger zu schlafen ist dann im Zweifel grösser als der Wille, vorauszuplanen. Und natürlich könnte man sich den billigen Kaffee vom Deli im Haus holen. Aber manchmal hilft halt nur der Caffè Latte von Starbucks über das Tief am Montagnachmittag.
Die Erkenntnis, dass dies alles aus finanzieller Sicht katastrophale Fehlentscheidungen sind, trifft mich meist erst hinterher. Genauer: Am Monatsende, wenn der Kontostand wieder gefährlich nah am Nullpunkt kratzt. Dann kommt auch der Vorsatz, daran etwas zu ändern, mit verlässlicher Sicherheit wieder.
Finanz-Apps sollen eine Unterstützung sein
Der Beweis findet sich auf meinem iPhone. Mit Billguard und Mint finden sich da gleich mehrere Finanz-Apps, die mal Besserung versprachen. Regelmässig erinnern mich beide noch immer an anstehende Ausgaben und vergangene Exzesse. «Durchschnittliches Budget für Alkohol & Bars überschritten», hiess es kürzlich trocken per E-Mail.
Ansonsten hat beide in den vergangenen Monaten dasselbe Schicksal ereilt. Denn die Wahrheit ist: Die vielen schicken Grafiken und Kuchendiagramme, die mir die Apps vorlegten und mit denen ich den finanziellen Durchblick bekommen sollte, erzeugten vor allem Desinteresse. Als ich jetzt versuche, die Apps mal wieder zu öffnen, scheitert es schon am Passwort.
Bleibe ich über meinem Budget, schickt mir Level euphorische Push-Nachrichten
Jetzt will ich einen neuen Versuch wagen. Und ich hole mir wieder Unterstützung aufs iPhone. Level heisst der jüngste Kandidat und will mich endlich dazu erziehen, mit meinem Geld vernünftiger umzugehen. Die App wird wie die Konkurrenz mit dem eigenen Konto verknüpft und hat meine Ausgaben damit automatisch im Blick. Aber anders als etwa Billguard oder Mint zeigt mir Level meine Finanzen nicht aufgeschlüsselt in möglichst viele Kategorien an und hält mir so Monat um Monat vor, was ich mal wieder falsch gemacht habe.
Stattdessen arbeitet die App nach einem einfachen Prinzip. Beim ersten Öffnen analysiert Level Einnahmen und regelmässige Ausgaben und spuckt anschliessend den Betrag aus, der theoretisch übrig ist. Im nächsten Schritt kann ich mir überlegen, wie viel ich am Monatsende zur Seite legen will. Fertig. Von nun an zeigt mir Level drei grosse Kreise an: Tag, Woche, Monat. Jedes Mal, wenn ich etwas ausgebe, sinkt der virtuelle Meeresspiegel darin ein bisschen weiter. Und damit das Geld, das mir noch bleibt.
Erfolgsfersprechend simpel
Das wirkt. Wenn sich der Balken für den heutigen Tag dem Nullpunkt nähert, überlege ich mir plötzlich zweimal, ob der teure Kaffee am Nachmittag oder der Brunch am Sonntag wirklich sein muss. Vielleicht tut es auch das Rührei zuhause. Wenn nur noch 15 Dollar im Portmonee sind, kaufe ich ja auch nichts für 25. Lande ich im Minus, plagt mich das schlechte Gewissen und ich gehe am Abend doch noch schnell einkaufen. Bleibe ich über meinem Budget, schickt mir Level euphorische Push-Nachrichten. Eine Art Fitbit fürs Portmonee.
Inzwischen haben die Macher eine neue Version vorgelegt und aufgerüstet. Wer will, der kann nun ähnlich wie bei Billguard oder Mint das Ausgabeverhalten in all seinen Abgründen analysieren. Zusätzlich wagt Level anhand der bisherigen Ausgaben eine Prognose für den verbleibenden Monat (die für Oktober sieht nicht gut aus, ich beschliesse deshalb, die «Insights»-Funktion zu ignorieren).
Weitere Analysen möglich
Ausserdem schlägt die App mir mit dem Update Einzel- und Onlinehändler für eine genauere Betrachtung vor, bei denen ich meine Dollar regelmässig lasse, - Starbucks, Amazon und der Online-Essensdienst Seamless zum Beispiel. Die kann ich in Kategorien zusammenfassen (Kaffee oder Takeout) und sehe so auf einen Blick, wie viel ich im Monat tatsächlich für Luxus-Kaffee oder Essen auf Rädern ausgebe. Das ist nett und wirkt auf den ersten Blick ein bisschen cleverer als bei der Konkurrenz.
Weil ich mich aber kenne und weiss, dass mir so viel Einblick schnell lästig wird, konzentriere ich mich auch weiter auf die drei Bällchen. Das reicht im Zweifel schon, um gegen die Faulheit anzukochen. Heute jedenfalls habe ich mir das Mittagessen mitgebracht.
Level Money gibt es für iOS und Android.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.