Ein kleiner Ort, nahe der französischen Grenze. Hier, auf dem Landsitz von Patrick Odier, wenige Kilometer ausserhalb von Genf, findet der Lunch mit den sieben geschäftsführenden Partnern der Banque privée statt – unter dem offenen Dach einer grossen Scheune. Es ist ein heisser Sommertag Anfang Juli, und so geben sich die Teilhaber casual: Die Krawatte darf heute im Schrank bleiben.
Wir sind zum Interview mit Odier angereist, und er hat diesen Ort vorgeschlagen, weil die Führungscrew der Genfer Privatbank ohnehin hier weilt: Auf der Agenda steht das Strategiemeeting, das pro Jahr drei- bis viermal stattfindet – gerne in der Ruhe abseits der Stadt.
Lockere Stimmung
Die oberste Führungscrew ist vollständig vertreten. Da ist zunächst Odier selber, Senior Partner und damit so etwas wie der Primus inter Pares unter den gleichberechtigten Managing Partnern. Dann die eher jüngeren Teilhaber Frédéric Rochat und Denis Pittet, die sich die Verantwortung für den Kernbereich der Bank, die Private Clients, teilen. Aus London angereist ist der gross gewachsene Hubert Keller, der das Asset Management leitet.
Christophe Hentsch, der Amtsälteste nach Odier, ist für viele Backoffice-Funktionen wie HR oder Compliance zuständig. Und schliesslich sind da noch die beiden Neuzugänge von aussen: Annika Falkengren, die einzige Frau in der Siebnertruppe, die 2017 von der schwedischen Grossbank SEB kam, und der erst diesen Frühling dazugestossene Alexandre Zeller, der vorher lange in Diensten der Credit Suisse war.
Die Stimmung ist locker, die Crew wirkt entspannt und vor allem – kompakt. Dies war nicht immer so: In den letzten Jahren prägten wiederholt interne Machtkämpfe die Bank. Sie kumulierten letzten Herbst im überraschenden Abgang von Teilhaber Hugo Bänziger. «Divergenzen betreffend die Führung und die Umsetzung der Strategie» wurden im Pressecommuniqué als Grund genannt.