Nichts entgeht ihren Augen. Elsbeth Kretz betreut seit 15 Jahren im Club Baur au Lac, der in Sichtweite des Fünfsternehotels Baur au Lac in der klassizistischen Villa Rosau residiert, die rund 500 Mitglieder. An Elsbeth Kretz kommt niemand vorbei. Jeder Gast wird mit einem unüberhörbaren fröhlichen «Grüezi, Herr ...» begrüsst. Das ist mehr als nur Höflichkeit, denn wenn sich der Ankömmling zu ihr umdreht, um den Gruss zu erwidern, ist das für Kretz der Moment festzustellen, ob er eine Krawatte trägt oder nicht.
Wagt es einer, «underdressed» zu erscheinen, kann er nur mit einer Ersatzkrawatte in die heiligen Hallen gelangen oder muss in einer anderen Etage dinieren. Der Krawattenzwang gilt auch für die Gäste der Mitglieder. Der Club Baur au Lac ist vermutlich der einzige, der an dem historischen Vorbild der englischen Herrenclubs eisern festhält und keine Frauen aufnimmt. Doch dürfen immerhin die Ehefrauen oder Partnerinnen die Clubräumlichkeiten benutzen.
Andere Clubs sehen das Thema Frauen wesentlich entspannter. Während die Ladys im Club Baur au Lac im teuren Outfit unter sich bleiben, ist das im exklusiven Zürcher Club zum Rennweg kein Thema. Hier trifft sich seit mehr als fünf Jahren eine ziemlich junge Wirtschaftselite, darunter einige erfolgreiche Business-Frauen wie Franziska Tschudi und Carolina Müller-Möhl.
Zürich als Olymp der Business-Clubs
Was Business Clubs klar von Service Clubs unterscheidet: Mit der Mitgliedschaft betritt man ein Refugium, wo man sich auf Augenhöhe mit Gleichgesinnten trifft. Man verfolgt das Ziel, durch intensive persönliche Kontakte erfolgreiche Personen zu treffen, auf die man bei Bedarf zurückkommen kann. Schliess-lich laufen fast alle entscheidenden Geschäftskontakte und Stellenbesetzungen auf Top-Nivau über persönliche Beziehungen.
Zürich ist in Vielfalt und Bedeutung der Olymp der Business-Clubs. Der VIP-Business-Club in Basel wirbt zwar mit Vitamin B und auch als Networking-Plattform, wo Prominente wie Lothar Späth, Reinhold Messmer und andere referieren. Einen VIP-Club gibt es auch in Bern. Ein JSVP-Club der Parlamentarier existiert dort ebenso wie ein Porsche-Club und der bekannte Efficiency-Club.
Der Zürcher Club zum Rennweg kennt hohe Aufnahmehürden: Die Bewerber müssen beispielsweise namhafte Unternehmen führen und zwischen 35 und 55 Jahre alt sein. Bei Grössen wie Ottmar Hitzfeld macht der Club schon mal eine Ausnahme. Kleidervorschriften gibt es nicht, es wird lediglich «gepflegtes Erscheinen» vorausgesetzt.
Ähnlich locker sieht es der Fifa Club Sonnenberg. Dort trifft sich vor allem eine fussballbegeisterte Gruppe, die auch kulinarische Genüsse zu schätzen weiss. Es gibt keine Krawattenvorschriften, sondern nur die Empfehlung «smart casual». Ebenso leger geht es im Zürcher Club Haute zu, in dem viele Mitglieder weiblich sind. In diesem «Biotop mit Kulinarik» und atemberaubendem Rundblick verkehrt ein bunt gemischtes Völkchen aus Wirtschaft, Showbizz, Kultur und Sport.
Immer häufiger bitten in der Schweiz niedergelassene Wirtschaftsgrössen, Hochschulprofessoren und Mediziner aus Europa, vorwiegend aus Deutschland, um Aufnahme, wie Conrad P. Schwyzer, der Vorsitzende des Club-Baur-au-Lac-Komitees bestätigt. Auch ihnen bleibt die «sorgfältige, beinharte Prüfung», die jeder Interessent über sich ergehen lassen muss, nicht erspart. Da die obersten Chefetagen und Verwaltungsräte immer häufiger mit Deutschen besetzt werden, zeichnet sich in manchen Clubs ein Wandel im Nationalitätenmix ab. Als Beispiele nennt Anwalt Thomas Ladner, treibende Kraft hinter dem Club zum Rennweg, folgende Personen: Michael Buscher, Chef von OC Oerlikon, Stefan Lippe, Chef von SwissRe, und Orange-Chef Thomas Sieber - alles Deutsche. Im Rennweg-Club dabei ist aber auch der Spanier Valentin Chapero, CEO von Sonova Phonak.
Im Verwaltungsrat des Clubs sitzt der ehemalige Swissfirst-Chef Thomas Matter, der in Zürich eine neue Bank gegründet hat. Mit an Bord des Finanzinstituts sind Freund und Club-Mitgründer Philippe Gaydoul und der Ex-UBS-Chef Marcel Rohner. Matter machte auch als Kämpfer gegen die Steuerinitiative von sich reden. Thomas Ladner wehrt sich energisch gegen den Vorwurf, dass der Club zum Rennweg zu viele SVP-Mitglieder vereine. Matter sei zwar Verwaltungsratsmitglied des Clubs, aber ohne spezielle weitere Aufgaben, betont er. Der Club sei völlig neutral.
Social Media chancenlos
Die sozialen Netzwerke haben es nicht leicht, sich als zukünftige Plattform der Clubs zu etablieren. Enge Beziehungen entstehen nur im direkten Kontakt und nicht auf dem Bildschirm. Dort, wo wie im Club Baur au Lac ein Handy-Verbot im Restaurant besteht, achtet man streng auf Traditionen. Daran werden sich auch die jüngeren Clubmitglieder, die derzeit teilweise auch aktiv gesucht werden, gewöhnen müssen. Thomas Ladner sagt über Social Media klipp und klar: «Unsere Klientel findet man nicht bei Facebook.» Anke Krause, die den Club Haute betreut, doppelt nach: «Unsere Mitglieder haben das normale Facebook-Alter meist überschritten. Social Media ist bei uns kein Thema und schon gar keine Konkurrenz.»