Sie sind hierzulande noch immer gefragt, die globalen Konzerne (siehe Tabelle). Im Ranking für 2010 von Trendence und von Universum erhielten jedoch die wichtigsten Finanzdienstleister weniger Kredit als 2009. Das wird vielerorts darauf zurückgeführt, dass die Umfragen bei den Studierenden in der 1. Hälfte des letzten Jahres durchgeführt wurden, als die Wirtschaftskrise noch nicht wirklich ausgestanden war.
Die im Mai neu erscheinende Hitparade von Universum wird dann zeigen, wie die Studenten heute die Beliebtheit der Geldinstitute einschätzen.
Auf- und Absteiger des letzten Jahres
Trotzdem: In der Trendence-Studie wurde die UBS nach dem 1. Platz im Jahr 2009 im Jahr 2010 auf den 4. Rang verwiesen – und musste mit einem Minus von 16,9 Prozent den grössten Liebesentzug verkraften. Bei Universum lag die Grossbank jeweils an 3. Stelle. Diese Position konnte die Credit Suisse dafür bei Trendence halten. Hingegen konnte sie in der Universum-Studie innert Jahresfrist aufs Podest zurückkehren.
Profitiert haben im Gegenzug allerdings kleinere Banken wie Raiffeisen oder Privatbanken und Kantonalbanken, beispielsweise Julius Bär oder die ZKB. Die Schweizerische Nationalbank fiel im Trendence-Ranking von Rang 8 im Jahr 2009 im Jahr 2010 auf Rang 27 steil zurück. Dagegen machte sie im Universum-Ranking gegenüber dem Vorjahr sogar einen Platz gut: Neu liegt sie hier an 17. Stelle.
Als Opfer der Wirtschaftskrise war nahezu die gesamte Consulting-Branche intensiv betroffen. Im Kreis der Absteiger figurieren gemäss Trendence The Boston Consulting Group, PricewaterhouseCoopers und McKinsey & Company, die auch bei Universum zu den weniger beliebten Unternehmen zählen. Dort musste auch Roland Berger Verluste hinnehmen und fiel von Rang 49 auf 59 zurück.
Zu den Aufsteigern zählen laut Trendence mit teils deutlichem Vorteil zum Vorjahr Google auf Platz 2 (2009: 4), Schweiz Tourismus auf Platz 5 (2009: 11), FIFA auf Platz 6 (2009: 8), Apple auf Platz 7 (2009: 11), Novartis auf Platz 11 (2009: 18), Coca-Cola auf Platz 12 (2009: 28), Kuoni auf Platz 12 (2009: 35), Swiss International Air Lines auf Platz 10 (14), Migros auf Platz 17 (2009: 26), Raiffeisen auf Platz 18 (2009: 32), Glencore auf Platz 38 (2009: 66) oder Richemont auf Platz 47 (2009: 70).
Ein präziser Vergleich der beiden Absolventenbarometer für Studierende von Mathematik, Ingenieurs- und Naturwissenschaften und Technik (MINT) ist deshalb nicht möglich, weil Trendence dazu ein einziges Ranking erstellt hat, Universum diese Studiengänge jedoch in drei Bereichen einzeln dokumentiert.
Geschlechter googeln gleich gerne
Anders sieht es beim Vergleich der Geschlechter aus: Bei Google sind sich Männer und Frauen fast einig. Bei Männern ist der IT-Gigant die Nummer eins, gefolgt von Nestlé. Frauen lieben auch beide Konzerne, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Novartis zählt ebenfalls zu den bevorzugten Arbeitgebern: Männer wählen den Pharmakonzern auf Rang 5, Frauen auf Rang 6. Hochschulabsolventen setzen Credit Suisse auf Rang 3, die weiblichen Kollegen auf Rang 7. Bei der UBS gehen die Präferenzen indes noch deutlicher auseinander: Hochschulabsolventinnen verweisen die Bank auf Rang 13, die männlichen Kollegen sehen sie auf Rang 4.
Beide Gattungen finden indes die Swiss ähnlich attraktiv: Das weibliche Geschlecht setzt die Lufthansa-Tochter auf Platz 10, das männliche Geschlecht auf Platz 11. Die Schweizerische Bundesverwaltung als Arbeitgeber liegt für Männer nur an 12. Stelle, bei den Frauen ist sie hingegen die Nummer 5. Dieser vergleichsweise hohe Wert auf der Beliebtheitsskala dokumentiert vermutlich ein stärkeres Sicherheitsbedürfnis. Nach einem sozialen Engagement der Frauen sieht die Wahl des IKRK auf Platz 3 aus, Männer rangieren das weltweit tätige Hilfswerk nur auf Platz 19.
Männer sind fordernder als Frauen
Die Geschlechter setzten die Priorität der wichtigsten Karriereziele auf die Wirtschaft (Frauen zu 68 Prozent, Männer zu 59 Prozent). Sie sind dafür weniger an Ingenieurswissenschaften und Information Technology (IT) interessiert, wogegen das Interesse an Naturwissenschaften bei Männern und Frauen zunimmt.
Die Erwartungen in den Jahreslohn zwischen Männern und Frauen gehen teilweise weit auseinander. Wieder einmal sind die Frauen gegenüber den Männern weniger selbstbewusst, wenn es um die Diskussion des Salärs geht. Weibliche IT-Studienabgänger geben sich mit 72 149 Franken zufrieden, männliche IT-Studienabgänger fordern 85 144 Franken – ein Unterschied von 12 996 Franken. Bei den Naturwissenschaften klafft ebenfalls eine Lücke: Die Differenz zwischen Männern mit 78 676 Franken und Frauen mit 68 113 Franken beträgt 10 563 Franken. Ähnlich gestaltet sich die Gehaltsdifferenz bei den Wirtschaftswissenschaften (Frauen 74 912 Franken, Männer 84 219 Franken, Differenz 9307 Franken) sowie im Ingenieurbereich (Frauen 69 353 Franken, Männer 78 265 Franken, Differenz 8912 Franken).
Unterschiede zwischen den Geschlechtern ergeben sich auch bei den besonders wichtigen Karrierezielen. Wo Frauen mit ihren Wünschen vorne liegen: Ausgewogene Work-Life-Balance, intellektuelle Herausforderung, ein sicherer und beständiger Job, dem Gemeinwohl und öffentlichem Wohl dienen. Männer haben in all diesen Punkten wesentlich geringere Ambitionen. Dagegen ist ihnen eine internationale Laufbahn sehr wichtig. Ihre diesbezüglichen Ziele lauten: Unternehmerisch, strategisch und innovativ sein und ein technischer oder fachlicher Experte werden. Die Frauen legen mit 18 Prozent gegenüber 35 Prozent bei den Männern jedoch deutlich weniger Wert darauf, eine Führungskraft in leitender Funktion zu werden.
Ranking der gestandenen Absolventen
Bei den Berufstätigen mit akademischem Hintergrund, die seit mindestens einem Jahr im Arbeitsleben stehen, obsiegt die Swissness. «Wir lieben unsere Brands», so könnte man die Ergebnisse der Universum-Studie gegen Ende des letzten Jahres auf den Punkt bringen, zu der 3200 Personen befragt wurden.
Die Frauen führen Nestlé als Shooting-Star an, gefolgt von der Bundesverwaltung, dem IKRK, Google und Novartis. Auf den Plätzen 6 bis 15 erscheinen bekannte Marken wie Swatch, L’Oréal, Migros, Roche, Swiss, Lindt & Sprüngli, SBB, Credit Suisse oder IKEA. Bei den Männern werden fast dieselben Namen genannt, jedoch ohne IKRK, Lindt & Sprüngli , IKEA und L’Oréal, dafür kommt die ABB an 3. Stelle, die UBS auf Rang 10, Swisscom auf Rang 11, Siemens auf Rang 14 sowie IBM auf Rang 15. Wie bei den Frauen thronen bei den Männern Nestlé und Google auf dem Siegerpodest.
Infos: Google ist der erste globale Superstar
Neuheit
Zum ersten Mal hat Universum unter den Hochschulabsolventen die begehrtesten Arbeitgeber der Welt ermittelt. Befragt wurden fast 130 000 Studierende in zwölf Ländern.
Gewinner
Google ist und bleibt der Wunschkandidat der meisten Studierenden rund um den Globus. Das Staunen wird zum Dauerzustand. Doch selbst wenn man von der Faszination nicht nur der ganz Jungen für diesen Brand absieht, scheinen die Arbeitsbedingungen besonders im kalifornischen Headquarter märchenhaft zu sein: Hunde sind kein Problem, verdunkelte Ruheräume mit meditativem Blick in Aquarien, Whirlpool, Wintersportkabinen und Ruheräume zum Entspannen, eine Bar mittendrin, Rutschbahn als Alternative zum Treppensteigen, Stresskapsel zum Hochlagern der Beine, eine riesige Bibliothek mit Sofas und Kronleuchtern. Wer möchte da schon in die Legebatterien industrieller Unternehmen wechseln? Wenige, wie die Hitliste zeigt: Google ist im Universum-Ranking der 50 beliebtesten Arbeitgeber weltweit sowohl bei den Wirtschaftsstudenten als auch bei den Ingenieurswissenschaften ganz klar die Nummer eins.
Der Rest
Es folgen im Business-Bereich die grossen globalen Consultants, wie auch Europas Vorzeigekonzerne BMW, Deutsche Bank, Ikea, Volkswagen – und aus der Schweiz Nestlé (21), UBS (30) sowie Credit Suisse (31). Im Engineering-Bereich folgen nach Google die grössten Unternehmen der Welt in diesem Wirtschaftszweig; aus der Schweiz dabei Nestlé (19) und Novartis (46).
Gespräch mit Rudolf Minsch, Chefökonom und Mitglied der Geschäftsleitung, Economiesuisse, Zürich/Bern
Im Universum Employer Branding 2010 haben die Hochschulabsolventen in den Bereichen IT, Naturwissenschaften und Ingenieurswissenschaften einigen grossen Unternehmen die rote Karte gezeigt. Worauf führen Sie das zurück?
Rudolf Minsch:
Das war unmittelbar nach der Krise. Aus heutiger Beurteilung zeichnet sich da sicher ein Wandel ab.
Wo drückt nach Ansicht von Economiesuisse der Schuh am stärksten?
Es besteht weiterhin ein Mangel an Studenten in Mathematik, Ingenieurs- und Naturwissenschaften sowie Technik. Nicht nur ETH-Absolventen sind sehr gefragt, auch Fachhochschulstudierende werden oft schon nach zwei Studienjahren angeworben.
Welche Erklärung haben Sie dafür, dass das Interesse an Umweltstudiengängen steigt?
Die Hochschule Rapperswil, die Fachhochschule Nordwestschweiz und andere haben einen Umweltstudiengang eingeführt, der von der Nachfrage her stark überzeichnet wurde. Diese sogenannten Cleantech-Ingenieurswissenschaften sind auch in dem Sinne sexy für die jungen Leute, die ein Ideal von der Rettung des Planeten verfolgen.
Und trotzdem bevorzugen die meisten jungen Leute weiterhin geisteswissenschaftliche Fächer?
Das ist ein Wohlstandsphänomen. Das hat damit zu tun, dass inzwischen die Brücken und Strassen gebaut sind und die Versorgung der Menschen klappt. Die Faszination Technik ist dabei etwas in den Hintergrund getreten.