Differenzen zur Ausrichtung der Industriellen Werke Basel (IWB) führen zu neuen Köpfen an der Spitze: Das verwaiste Verwaltungsratspräsidium übernimmt Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel ad interim, und für den Mitte November abtretenden CEO David Thiel wird ein Nachfolger gesucht.

Die Energiebranche sei im Umbruch; die IWB sehe sich Disruptionen und neuer Konkurrenz gegenüber, sagte Mirjana Blume, Vizepräsidentin des IWB-Verwaltungsrats (VR), am Mittwoch vor den Medien. Mit einer 2016 lancierten neuen Unternehmensstrategie seien Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung zentral. Um die Umsetzung rang der siebenköpfige VR.

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Kündigung per Brief

Die Heftigkeit dieser Auseinandersetzung wurde dem Präsidenten Michael Shipton zu viel: Er warf am 26. September per 1. Oktober brieflich den Bettel hin, wie der für die IWB zuständige Regierungsrat Christoph Brutschin, Vorsteher des baselstädtischen Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) erklärte.

Spannungen gab es auch zwischen VR und IWB-Geschäftsleitung. Thiel war 2008 als Chef angetreten, als das Unternehmen noch Abteilung der Kantonsverwaltung war; per 2010 wurde die IWB ausgegliedert. Mit Erfolg, erzielte die IWB doch von 2012 bis 2016 insgesamt 350 Millionen Franken Gewinne, wie Brutschin mit Dank festhielt.

Zasür ab Sommer absehbar

Als Konfliktthemen nannte VR-Vize Blume das Wärmegeschäft oder Führungsfragen. Im Sommer sei klar geworden, dass eine Zäsur nötig sei. So hätten sich VR und Thiel im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, betonte sie. Interimistisch leitet ab 15. November Thiels Stellvertreter Claus Schmidt die IWB.

Ein Führungsvakuum wegen des Doppel-Abgangs habe er unbedingt vermeiden wollen, sagte Brutschin. Doch erfahrene, kompetente und verfügbare Persönlichkeiten «gibt es nicht wie Sand am Meer». Den früheren SBB-Chef Weibel habe er vom Reiz der Aufgabe IWB-Präsidium überzeugen können – der Interimsjob beginnt am 1. November und dauert maximal bis Ende 2018. Eine Hauptaufgabe bis dann ist die Suche nach einer oder einem neuen CEO.

Strommarkt-Zukunft unklar

Abgesehen von Weibels Managementerfahrung bei verschiedenen Schienenverkehrsunternehmen hat er laut Brutschin auch eine gewisse Affinität zu Basel – er ist derzeit VR-Präsident der Schweizerischen Rheinhäfen (SRH). Weil diese nicht Basel-Stadt allein gehören, sei das Doppelmandat bei SRH und IWB «rechtlich in Ordnung».

Vom Infrastrukturunternehmen zu einem Dienstleister sei für die IWB ein weiter Weg, sagte Blumer. Der VR wolle mit der IWB aktiver im Markt auftreten, auch ausserhalb der Kantonsgrenzen, und dabei diversifizieren. Private zu konkurrieren sei nicht beabsichtigt. Für Brutschin ist zudem die noch nicht abgeschlossene Strommarktliberalisierung in der Schweiz ein wichtiges Thema.

Die IWB hatte 2016 mit gut 800 Angestellten einen Umsatz von 727 Millionen Franken und einen Jahresgewinn von 23 Millionen verbucht. Sie hatte dabei 17 Prozent weniger Strom verkauft als im Vorjahr, namentlich auch weil Grosskunden absprangen. Fernwärme- und Erdgasabsatz legten derweil wegen des kalten Winters zu.

(sda/mbü)