Mit der Ära von Tidjane Thiam hat die Karriere von Thomas Gottstein viel Schub erhalten. Der neue Credit-Suisse-CEO hievte ihn an die Spitze der neugeschaffenen Schweiz-Einheit. Gottstein gehört damit zur Elite des Schweizer Finanzplatzes.

Damit aber nicht genug. Der neue Job katapultiert den Top-Manager auch an die Spitze des hiesigen Kulturbetriebes. Wie ein Eintrag im Handelsregister zeigt, ist Gottstein neuerdings auch Mitglied des Verwaltungsrats der Opernhaus Zürich AG. Die Aktiengesellschaft ist Trägerin der teuersten Kulturinstitution des Landes.

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Auf Augenhöhe mit Gähwiler

In seinem neuen Amt trifft der CS-Manager auf seinen erbittertsten Rivalen: Lukas Gähwiler, Präsident der UBS Schweiz und als solcher verantwortlich fürs gesamte Geschäft im Heimmarkt. Gähwiler nahm vor fünf Jahren in der Zürcher Oper Platz.

Neben Gähwiler begegnet Gottstein in seinem neuen Amt auch anderen illustren Personen, denn die Liste der Verwaltungsratsmitglieder liest sich wie das Who is Who der Zürcher Wirtschaft und Politik. So sind der Schweiz-Chef der Zurich Insurance und der Amag-Präsident an Bord des Kulturhauses. Der einstige UBS-CEO und Star-Manager Peter Wuffli amtet als Vize-Präsident. Der ehemalige SP-Regierungsrat Markus Notter präsidiert das Gremium. Justizdirektorin Jacqueline Fehr und die Leiterin der Zürcher Fachstelle für Kultur, Madeleine Herzog, nehmen ebenfalls Einsitz.

Lange Kultur-Tradition

Der Credit-Suisse-Sitz im Zürcher Kulturhaus hat mittlerweile Tradition. Vor Gottstein sass auch schon Urs Rohner im Gremium. Ausserdem gehört die Bank zu den bedeutendsten Mäzenen des hiesigen Kulturbetriebes. Die CS unterstützt nicht nur das Zürcher Opernhaus, sondern auch Kunstinstitute in Zürich, Bern, Winterthur, Lugano oder Lausanne. Die Bank tritt regelmässig als Sponsorin von Anlässen wie dem Lucerne Festival, Davos Festival oder Zurich Film Festival auf. Letzteres wird von CS-Rohners Partnerin Nadja Schildknecht geführt.

Die Credit Suisse ist aber nicht nur im Inland aktiv, sondern schmückt sich auch mit ausländischen Federn: In der Kunst unterstützt die Grossbank zum Beispiel die National Gallery in London, in der klassischen Musik die New Yorker Philharmoniker oder das Sinfonieorchester in Sydney.

Dirigent mit Einschränkungen

Zahlen sind keine bekannt, sie dürften sich aber im Millionenbereich bewegen, sind langfristig festgelegt – und vom Thiam’schen Sparwillen ausgenommen, wie das Branchenmagazin «Schweizer Bank» jüngst schrieb. Ein Engagement im Verwaltungsrat ist die Ausnahme. Denn die Gestaltungsmöglichkeiten in diesen Gremien sind vielfach beschränkt, der künstlerischen Leitung wird viel Raum gegeben. Zudem dirigieren meist Politiker das Geschehen.

So auch beim Zürcher Opernhaus: Der Verwaltungsrat ist statuarisch auf elf Mitglieder beschränkt, sechs davon müssen vom Zürcher Regierungsrat gewählt und abgeordnet werden. Das Gremium ist Kontrollorgan, auf den Spielplan hat es höchstens indirekt Einfluss, indem es den Intendanten einsetzt. In Zürich ist das zur Zeit Andreas Homoki.