Viele Jobsuchende überschätzen die Zeit, die ein Recruiter mit ihrem Lebenslauf verbringt. Besonders bei Stellen, bei denen mehrere Hundert Bewerbungen eingehen, bleiben den HR-Verantwortlichen nur wenige Sekunden, um einzuschätzen, ob ein Lebenslauf etwas taugt oder nicht. Folgende Fehler sollten daher in jedem Fall vermieden werden:
Allgemeine Zielformulierungen
Sätze wie «Ich suche eine neue Erfahrung, die es mir erlaubt, meine Fähigkeiten auszubauen», werden von Recruitern gar nicht erst wahrgenommen. Verabschieden Sie sich von Zielformulierungen und Absichtserklärungen, welche nur den Sinn haben, Zeilen zu schinden.
Irrelevante Berufserfahrungen
Studentenjobs, erste Praktika oder Kurzanstellungen in einer ganz anderen Branche sollten nur in Ausnahmefällen genannt werden. Hier geht es darum festzustellen, ob die beschriebenen Jobs und vor allem die Fähigkeiten, welche dafür gebraucht werden, irgendetwas mit der momentan ausgeschriebenen Position zu tun haben.
«Ich bin römisch-katholisch»
Arbeitgeber dürfen gewisse Details aus Ihrem Privatleben teilweise überhaupt nicht mehr bei Ihnen abfragen. Es ist daher völlig überflüssig, zu erklären, welcher Glaubensgemeinschaft Sie angehören und wie viele Kinder aus wie vielen Ehen Sie haben.
«Meine Hobbys sind Skifahren und Golf»
Wenn Hobbys nicht irgendetwas Konkretes mit der Ausschreibung zu tun haben, haben sie in modernen Lebensläufen nichts mehr zu suchen. Sie können nur verlieren: Je banaler Ihr Hobby, desto uninteressanter, je spezieller, desto irritierter wird der Recruiter reagieren.
Experimente mit der Formatierung
Lebensläufe müssen schnell lesbar sein. Zu enge Zeilenabstände und der Versuch, alles auf eine Seite zu quetschen, gehen meist nach hinten los. Auch verschiedene Schriftarten und nicht konsistente Seitenabstände sind ein absolutes Tabu und sehr leicht zu vermeiden.
«Ich habe mir eine Auszeit genommen, weil ...»
Bezüglich längerer Auszeiten unterscheiden sich die Anforderungen in verschiedenen Ländern teilweise deutlich. In den USA ist es vollkommen unangebracht, eine längere Weltreise in den Lebenslauf aufzunehmen. In Europa und der Schweiz hingegen kann eine Erwähnung noch positiv gesehen werden. Im Zweifel besser auf nicht berufsspezifische Lebensabschnitte verzichten.
Beschreibungen in der dritten Person
Bitte beschreiben Sie sich in Ihrem Lebenslauf nie in der dritten Person. Diese unpersönliche Art des Lebensüberblicks irritiert jeden Recruiter und wirkt genauso gekünstelt wie unprofessionell. Stehen Sie zu sich und Ihren Leistungen.
Unprofessionelle E-Mail-Adressen
Es muss nicht gerade die E-Mail-Adresse Ihres aktuellen Arbeitgebers sein. Aber Adressen mit Zahlenkombinationen, bizarren Namen oder völlig unbekannten oder unsicheren Mail-Service-Anbietern sind zu vermeiden. Alles, was vom Standard Vorname.Nachname abweicht, wirkt irritierend. Google und Yahoo bieten innerhalb von wenigen Minuten ein neues Postfach.
Nervige Buzzwords im Selbstporträt
Bezeichnen Sie sich bitte nicht als «Overperformer» oder als «Trendsetter». Alle berufsspezifischen Fähigkeiten und Talente, die Sie haben, müssen Recruiter aus Ihren früheren, konkreten Berufserfahrungen lesen können. Alle anderen Selbstbeschreibungen werden von der Personalabteilung überhaupt nicht ernst genommen.
Mehrere Telefonnummern
Es reicht, wenn Sie Ihre Mobilnummer angeben. Vermeiden Sie mehrere Nummern, möglicherweise noch für verschiedene Wohnsitze, an denen Sie dann nicht sofort erreichbar sind. Der Abschnitt mit Ihren Kontakten sollte nur jene Daten enthalten, bei denen Sie jederzeit verfügbar sind.
Gründe für Kündigungen
Gründe, warum Sie Jobs hinter sich gelassen haben, haben im Lebenslauf nichts zu suchen. Solche Themen werden, wenn es der Recruiter überhaupt für interessant hält, im Jobinterview angesprochen.
Beschreibung für Offensichtliches
Jeder wird selber verstehen, dass Ihre Mobilnummer Ihre Mobilnummer ist. Sie müssen nicht noch das Wort «Mobilnummer» davorsetzen. Auch Wörter wie Adresse, Kontakt, Name, Berufserfahrung sind zu vermeiden, da die beschriebenen Dinge ohnehin selbsterklärend sind.
Erklärungen, warum man den Job will
Neben dem Lebenslauf gibt es das Jobinterview und den Bewerbungsbrief. Alle Motivationen, Erklärungen des Grundes, warum Sie sich bewerben, und Ähnliches finden in diesen beiden Formaten statt. Der Lebenslauf ist ein möglichst nüchtern gehaltenes Dokument, in welchem Sie keinerlei ausführlichen Bekenntnisse oder Mission Statements abgeben müssen.
Grafiken, Charts und Bilder
Auch wenn Sie stolz darauf sind, dass Sie den Umsatz bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber angetrieben haben oder die Verkaufszahlen des von Ihnen betreuten Produkts stabil geblieben sind: Charts, Infografiken oder Illustrationen Ihres Berufswegs sind tabu.
Kontaktdaten der aktuellen Stelle
Verwenden Sie weder Ihre Firmenadresse noch das Telefon Ihres Schreibtischs in der Firma, welche Sie eigentlich verlassen sollen. Eigentlich sollte dieser Punkt selbstredend sein, dennoch kommt es immer wieder vor, dass Bewerber damit ihre Professionalität unterstreichen wollen.
Firmenspezifischen Jargon
Versuchen Sie nicht den Jargon der Firma, in die Sie kommen, zu imitieren oder den Jargon der Firma, von der Sie wegwollen, im Lebenslauf weiterzuführen. Dabei geht es vor allem um Fachbegriffe, die sich oft in Abteilungen oder Unternehmen herausbilden, aber in der Aussenwelt entweder nicht die gleiche Bedeutung haben oder gar nicht verwendet werden.
Social-Media-Profile ohne Berufsbezug
Ausser Sie bewerben sich als Social-Media-Manager, sollten Sie davon absehen, Ihre Instagram-, Snapchat-, Facebook- und Twitter-Kanäle aufzuzählen. Wenn es auf diesen Kanälen keinerlei berufsbezogenen Aspekte gibt, sind sie für den Lebenslauf ohnehin tabu. Und nein, Sie können damit nicht Ihre Affinität für digitale Themen ausdrücken.
Berufserfahrung älter als 15 Jahre
Wenn Sie schon seit Jahrzehnten im Geschäft sind, sollten Sie den Berufserfahrungen der letzten Jahre deutlich mehr Gewicht verleihen als Ihren Stationen von anno dazumal. Auch wenn Sie glauben, dass diese Stellen besonders relevant sind, wird sich der Recruiter fast nur mit Ihren letzten Stationen beschäftigen.
Infos über das alte Gehalt
Details über Bezahlung, Vergütungsmodelle oder die Attraktivität Ihres letzten Bonus haben im Lebenslauf nichts zu suchen. Das relevante Thema des neuen Gehalts wird ohnehin im Bewerbungsgespräch angesprochen.
Wenn Sie erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen sind, könnten Ihnen folgende Fragen weiterhelfen: