Weniger Boni, mehr Grundgehalt: Viele Banken in Europa reagieren einer Umfrage zufolge auf die verschärfte Regulierung mit einem höheren Fix-Anteil an der Gesamtvergütung. Die Europäische Union (EU) deckelt die leistungsabhängigen Extra-Zahlungen seit diesem Jahr auf die Höhe des jährlichen Grundgehalts, mit Zustimmung der Aktionäre dürfen sie maximal das Doppelte erreichen.
In einigen Bereichen des Investmentbanking wie dem Handel erreichen die Boni bisher das Vier- oder Fünffache des festen Gehalts. 38 Prozent der Banken in Europa sichern ihren Führungskräften daher einen grösseren Teil des Gehalts fest zu, wie aus einer Umfrage der Unternehmensberatung Mercer hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Angst vor US-Konkurrenz
Viele Institute haben Angst, ihre Leistungsträger an die US-Konkurrenz zu verlieren, wenn ihnen zu hohe finanzielle Einbussen drohen. Sie hatten vergeblich argumentiert, dass eine Begrenzung der Boni ihnen zu wenig Flexibilität gebe, auf schlechte Zeiten im Investmentbanking zu reagieren. Mercer-Vergütungsexperte Bernd Thomaszik kritisierte die Entwicklung: «Damit wird die Verbindung zwischen Vergütung und nachhaltiger Performance geschwächt.»
Zugleich versucht die Finanzbranche, ihren Mitarbeitern aber Anreize für ein langfristig erfolgreiches Handeln zu setzen, wie es in der Studie heisst: 86 Prozent der Banken und Versicherer zahlen Boni zum Teil erst mit drei oder vier Jahren Verzögerung aus, wenn sich die Folgen absehen lassen. In den USA seien es nur 42 Prozent. Bei fast allen Banken und drei von vier Versicherern orientieren sich die Boni inzwischen nicht mehr nur an der Erfüllung finanzieller Ziele.
Nachhaltigeres Geschäftsmodell
«Dadurch wird der Fokus von einem kurzfristig gewinn- und damit auch oft risikoorientierten Handeln zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell bewegt«, sagte Thomaszik.
(reuters/mbü/hon)