Heinrich Villiger ist 88 Jahre alt. In einem Alter, bei dem andere längst im Ruhestand sind, lenkt der Zigarrenpatron immer noch den Familienkonzern. Seit Dezember sogar in der Doppelrolle als Präsident und operativer Chef. Seine Nachfolge hätte eigentlich der ehemalige Conzzeta-Chef Robert Suter antreten sollen. Villiger und der Nichtraucher Suter wurden aber nicht warm miteinander. Ende des letzten Jahres trennten sich die Wege der beiden.
Stattdessen baut der Patron nun den Enkel als Erben auf. Lucien Villiger ist neu im Verwaltungsrat der Villiger Söhne Holding AG und der Villiger Söhne AG, wie die Zigarrengruppe am Dienstag in einem Communiqué schreibt.
27 Jahre jung ist der Enkel. Er ist Architekt, studierte in Lausanne und Zürich, und ersetzt Walter Grüebler, der altershalber aus dem Verwaltungsrat ausscheiden wird. «Ich freue mich, dass mein Enkel Lucien entschieden hat, als Verwaltungsrat in den Führungsgremien unserer Unternehmen mitzuwirken», kommentiert Heinrich Villiger den Eintritt der fünften Villiger-Generation ins Unternehmen.
Lucien, so der Patron, werde «das Wissen und die Energie einer jüngeren Generation ins Unternehmen einbringen und in die Zukunft führen».
Von zehn auf drei Zigarren pro Tag reduziert
Die Villiger-Gruppe wurde 1888 gegründet. Sie beschäftigt weltweit rund 1600 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von knapp 200 Millionen Franken. Die Schweizer Produktion ist im luzernischen Pfeffikon angesiedelt.
Heinrich Villiger ist der langjährige Patron des Unternehmens und seit 68 Jahren im Betrieb engagiert. Früher rauchte er über zehn Zigarren pro Tag, schrieb die «Schweizer Illustrierte» unlängst in einem grossen Porträt. Heute seien es höchstens drei.
Alt-Bundesrat Kaspar Villiger ist der jüngere Bruder von Heinrich. Seit 1989, dem Jahr, in dem Kaspar Villiger in die Landesregierung gewählt wurde, regiert Heinrich Villiger als alleiniges Familienmitglied im Konzern. Seine eigenen Kinder – drei Töchter und ein Sohn – haben sich grösstenteils für eine Karriere ausserhalb des Zigarrenbetriebs entschieden.
Einzig seine älteste Tochter Corina ist im Verwaltungsrat engagiert. Die ausgebildete Ärztin sitzt bereits zum dritten Mal im strategischen Gremium. Zweimal legte sie das Amt wieder nieder. «Ich war ihr zu stur», verriet der Patron der «Schweizer Illustrierten». Mit dem Enkel lässt er nun hoffentlich etwas Nachsicht walten.
(ise)