Behr, der selber mit über 5% an GF beteiligt ist, wollte die Stimmmacht von Grossaktionären erhöhen. Die rund 1400 Aktionäre lehnten aber an der Generalversammlung in Schaffhausen die Erhöhung der Vinkulierung und der Stimmrechtsbegrenzung von 5 auf 10% ab. Insgesamt votierten 47,1 Prozent der Aktienstimmen für ein Nein. 46,6 Prozent der Stimmen waren dafür. Nötig gewesen wäre eine Ja-Mehrheit von zwei Dritteln.
Damit stimmten die Aktionäre im Sinne des Verwaltungsrats von GF, der grundsätzlich keine starken Einzelaktionäre will. Daher ist in den Statuten eine Stimmrechtsbeschränkung auf 5% festgelegt - egal wie viele Aktien ein Investor besitzt.
Behr hatte argumentiert, dass eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens mit einem starken Aktionariat besser möglich sei. Mit 10% Stimmrecht sei keine übermässige Einflussnahme möglich. Die Atomisierung des Aktionariats führe zu einer mangelnden Kontrolle des Verwaltungsrats, der sich über Jahre abschotte, statt sich den Herausforderungen zu stellen.
Dieser könne einseitig einem einzelnen Aktionär einen grösseren Einfluss zugestehen, ohne die Generalversammlung darüber entscheiden zu lassen, erklärte Behr. Mit einer Erhöhung der Stimmrechtsbeschränkung sei es möglich, dass sich ein Kern von engagierten Aktionären bilde. Dies sei der beste Schutz vor einer Übernahme durch Finanzinvestoren.
Die breite Abstützung des Aktionariats habe sich in guten und schlechten Zeiten bewährt, konterte der Verwaltungsrat. Mit heute über 14'000 Aktionären sei das Aktionariat unabhängig von den Interessen einzelner Personen.
Dies trage dazu bei, dass GF unter anderem bei den Kunden als verlässlicher, vertrauensvoller Partner wahrgenommen werde, sagte GF-Präsident Martin Huber. Für die Kunden sei diese Kontinuität entscheidend, denn beispielsweise in der Autoindustrie hätten viele Aufträge eine Laufzeit von vielen Jahren.
Mit einer Erhöhung der Stimmrechtsbeschränkung auf 10% verfüge ein einzelner Aktionär faktisch über eine Sperrminderheit bei Entscheiden, die eine Zweidrittelmehrheit erforderten. Denn an der Generalversammlung seien in den letzten Jahren im Schnitt nur 30% der Aktionärstimmen anwesend gewesen.
Angesichts der Brisanz der Anträge von Behr kamen am Mittwoch rund 41% der Aktienstimmen an der Versammlung in Schaffhausen zusammen. Huber und mehrere Kleinaktionäre riefen das Beispiel von Sulzer als Mahnmal in Erinnerung: Dort hatte im Frühling 2009 Grossaktionär Viktor Vekselberg mit einem 31-Prozent-Anteil dank der Abwesenheit vieler Aktionäre an der GV seinen Willen durchgesetzt und den damaligen Verwaltungsratspräsidenten Ulf Berg abgesetzt.
Ganz knapp nur scheiterte Behrs Antrag auf eine Verkürzung der Amtsdauer der Verwaltungsräte von bisher vier Jahre auf ein Jahr. Zwar stimmten 65,13% der Aktienstimmen für seinen Antrag. Dagegen waren lediglich 32,75%. Aber Behrs Ansinnen scheiterte hauchdünn an der Hürde der nötigen Zweidrittelmehrheit. Seinen Antrag für eine Amtszeitbeschränkung der Verwaltungsräte auf maximal 12 Jahre hatte Behr bereits vorher zurückgezogen.
(rcv/cms/awp)