Country General Manager der HP Schweiz ist Hauke Stars. «Wer ist der Mann, der das grösste IT-Unternehmen der Schweiz führt?», wird immer wieder gefragt. Doch Vorsicht, Fettnäpfchen: Obwohl sich die IT-Kader-Szene in der Schweiz weitgehend in Männerhänden befindet, ist Hauke Stars eine Frau.

Tatsächlich ist der deutsche Vorname Hauke in der Schweiz ungeläufig, er kann sowohl männlich als auch weiblich sein. Es ist die friesische Kurzform des Namens Hugbald und bedeutet Geist, Verstand, Sinn. Hauke Stars ist mit ihrem Namen sehr glücklich: «Es ist ein schöner Name, den man auch nur ganz selten trifft.» Haukes Eltern fanden den Namen auch einfach schön.

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Das Einzelkind Hauke Rockstuhl kam in dem malerischen sächsischen Städtchen Merseburg zur Welt. Doch als Hauke zwölf Jahre alt war, zog die Familie 1979 ins belebtere Potsdam (die Heimat ihrer Mutter) bei Berlin um, und sie musste, «das war eine gute Herausforderung», alle ihre Freundschaften hinter sich lassen. Gut, weil sie damit früh an Ortswechsel gewöhnt wurde. Sie sieht es heute so: «Vielleicht liegts an den Genen, dass wir Veränderungen lieben und uns freuen, wenn etwas Neues kommt.»

Hohe Leistungen

Ihr Vater war in heutigem Sinne Manager, denn er arbeitete im mittleren Management in verschiedenen (volkseigenen) Betrieben der ehemaligen DDR. Da beide Eltern viel arbeiteten – ihre Mutter war Mitarbeiterin eines Ministeriums-Pressesprechers –, wurde sie auch viel von ihrer sportlichen Grossmutter betreut und trieb auch selber viel Sport: Als Kind ging die ausgezeichnete Schülerin jeden Tag zum Schwimmtraining und am Wochenende zum Tennis.

Von Informatik fasziniert

Das Ingenieurswesen faszinierte sie, und zu Studienbeginn, als das Fach Informatik aufkam, konnte sie dieses Wunschfach belegen. In der Zeit Ende der 90er Jahre, als die DDR aufhörte zu existieren, war der Studentin des siebten Semesters klar: «Deine Chance sehen und sofort ergreifen.» Wieder war eine grosse Veränderung fällig. Nach der Wende konnte sie dank eigener Bemühungen ihre Diplomarbeit an der Technischen Universität Berlin schreiben. Nur Tage nach der Wende wurde sie zudem bei den Botschaften vorstellig und bemühte sich um ein Stipendium. Bei der britischen Botschaft schliesslich klappte es.

Somit lebte sie also ganz allein in Grossbritannien, und das zumindest anfangs mit nur geringen Englischkenntnissen. Und schon von dort aus kümmerte sie sich um ihren nächsten Karriereschritt, der sie wieder zurück nach Deutschland führte. Ihre Wahl fiel auf Gütersloh und Bertelsmann, da ihr Partner, den sie dann vor zehn Jahren heiratete und der heute bei Capgemini arbeitet, damals in der Gegend tätig war.

Sie arbeitete sich bei Bertelsmann schnell hoch und lernte in der IT-Tochtergesellschaft, Kundenwünsche gut zu verstehen – eine zentrale Forderung auch der HP. Ihr heutiger Nachname hat deutsche bzw. ostpreussische Wurzeln, man müsste ihn also korrekterweise «Schtars» aussprechen. Schon wieder eine Falle für voreilige Schlüsse.

Mehr Service beim Service

Als Hauke Stars vor gut einem Jahr, Anfang Februar 2007, vom niederländischen Utrecht weg in die Schweiz wechselte, kannte sie die Schweiz kaum. Wie würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf sie, die Deutsche, reagieren, kurz nach dem überraschenden Abgang ihres Vorgänger Urs T. Fischer? Hauke Stars hinterliess einen guten ersten Eindruck. Unaufgeregt, bescheiden, freundlich, in der Sache trotzdem zielstrebig ging sie ihre neue Aufgabe an. Und wurde mit offenen Armen empfangen – denn «in internationalen Konzernen ist die Nationalität eher eine Nebensache».

In Stars’ erstem Amtsjahr schaffte es die HP Schweiz, mit 10% rund doppelt so schnell zu wachsen wie die Konkurrenz. In vielen Produktbereichen ist HP auch in der Schweiz Nummer eins, so bei Standardservern, PC und im Druckergeschäft. Kürzlich gewann HP Schweiz auch einen Grossauftrag bei Novartis und bei der Post; dort ging es unter anderem um 22000 Notebooks und 6000 Printer.

Sie hat zwar in Magdeburg Angewandte Informatik studiert und einen Master of Science in Engineering der britischen University of Warwick, sie verfällt aber nie in Informatik-«Techie talk». Auch nicht an der Medienkonferenz, an der sie alle Fachbegriffe entweder vermeidet oder erklärt.

Gross, schlank steht sie da vor den Journalistinnen und Journalisten, bewegt beim Umherblicken nie den Kopf allein, sondern dreht die Schultern mit: Ihr sachlicher Stil und ihre klare, sanfte Stimme mit akzentfreiem Hochdeutsch drückt sich auch in ihrer Gestik aus. Dabei tritt sie souverän auf, redet weitgehend frei. Und kommt dabei auch klar auf die Schwächen der HP Schweiz zu sprechen: «HP hat im Servicebereich noch viel mehr Potenzial, und das müssen wir nutzen.» Eine klare Ansage an alle Zuständigen, obwohl das Service-Geschäft in der Schweiz deutlich gewachsen ist. Aber sie muss es wissen, schliesslich ist sie nicht nur General Manager, sondern auch Country Manager der Technology Solutions Group und da-mit operative Leiterin der Geschäftseinheiten Enterprise Storage und Server (grosse Speicherlösungen und Grosscomputer für grosse Unternehmenskunden), HP Software und HP Services.

Mit aller Konsequenz

Wie verfährt sie, wenn sie mit jemandes Leistung nicht zufrieden ist? Schliesslich lässt sie ihre Leute klar spüren, dass sie Gas gibt. Sie organisierte Entwicklungs-Assessments, legt ehrgeizige Ziele fest und fordert Höchstleistungen. Stars erklärt: «Ich glaube, was mich auszeichnet, ist meine Konsequenz. Wenn wir uns über die Ziele einig sind, erwarte ich von allen, auch von mir, konsequente Umsetzung. Das ist ganz klar. Wer nicht mitzieht, kann nicht Teil des Teams sein.» Sie müsse dafür sorgen, dass die «richtigen Leute an der richtigen Stelle sind», und mit ihnen genau anschauen, wo Stärken und Schwächen liegen.

Wenn jemand willens sei, aber nicht genügend könne, bekomme jeder eine neue Chance – deshalb auch die Assessments. Das gebe gute Diskussionen, wie beide Seiten inskünftig besser weiterkämen. Sie bevorzugt das ehrlich-offene Gespräch und sieht ein Verset-zungsgespräch nicht als schlechte Nachricht, sondern will das Beste für die Einzelnen herausholen. Und achtet darauf, dass niemand das Gesicht verlieren muss. Also letztlich eine Art Karriereberatung.

Wenn nun aber jemand könne, aber nicht motiviert sei, gebe es nur zwei Möglichkeiten: «Entweder ab jetzt mit voller Motivation und voller Kraft hinter der Sache her, oder wir lassen die ganze Übung.» Oder wie man in Deutschland in Anlehnung an eine Mineralwassermarke sagt: Sekt oder Selters. So lautet auch ihr Lebensmotto: Konzentriere dich aufs Wesentliche («concentrate on the essentials»). Und wenn es schwierig wird bei der Arbeit mit anderen? Wenn einmal nicht mehr gelacht werden kann? «Wenn das nicht hilft, gibt es dafür bei uns Schokolade.» Sie setzt also auch auf die chemische Wirkung des Kakaos. «Wir haben immer etwas Reserve da, und wenn jemand mal nicht lacht, bekommt er ein Stück Schokolade.»

Sie gibt immer Gas

Dabei wird ein Muster deutlich: Chancen auch in schmerzlichen Veränderungen sehen und sie zielstrebig nutzen, «von Pontius zu Pilatus gehen», um etwas zu erreichen, «nicht rumjammern, sondern nach vorne schauen», Gas geben. Und sie hat Spass an Veränderungen und neuen Aufgaben: «Ich bleibe dann auch auf dem Gas.»