Sie sind dafür, Golf als Schulsport einzuführen. Wie kommen Sie auf so etwas?

Harradine: Golf ist der beste Sport der Welt, aber leider begreift ihn niemand. Es ist ein Familiensport. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu meinen Söhnen, und ich bin sicher, weil ich Golf mit Ihnen gespielt habe. Man geht zum Platz, zieht sich um, spielt, und danach trinkt man noch etwas – insgesamt verbringt man sechs Stunden miteinander. Das gibt es in keinem anderen Sport. Aber die Leute, die kein Golf spielen, denken nur, das wäre ein elitärer Sport. Das hat Golf nicht verdient.

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Aber in der Schweiz ist es durchaus elitär.

Harradine: Aber nur, weil es so wenige Plätze gibt. Würde es mehr geben, würde es auch billiger werden. Wir brauchen öffentliche Plätze. Auch die Ökologen, die Grünen sollten Golf spielen, dann würden sie merken, dass es ein super Spiel ist und nicht ein verdammter Kapitalistensport. Und die jungen Leute sollen auch zum Golf kommen. Warum also nicht ins Curriculum damit?

Vielleicht erscheint Golf vielen nicht als grosse körperliche Herausforderung.

Harradine: Ein guter Spieler läuft sechs Kilometer, ein schlechter sogar acht. Das ist körperlich fantastisch. Jeder wird zu fett heutzutage. Soll er doch Golf spielen. Und es kostet weniger als zum Beispiel Skifahren.

Planen sie zurzeit Projekte in der Schweiz?

Harradine: Ja, einen Platz in Meggen bei Luzern, einen in Nuolen am Zürichsee und einen in Sedrun in Graubünden. Und wir haben zwei, drei weitere Projekte. Aber in der Schweiz darf man nicht so viel sagen. Denn wenn man von Golf redet, gibt es sofort Widerstand. Deshalb glaube ich, in der Schweiz werden höchstens noch drei Plätze gebaut werden. Wenn es um Golf geht, gehen 80 Prozent zur Abstimmung, während nur 30 Prozent gehen, wenn es um wirklich wichtige Sachen geht.

Vielleicht aus Angst, dass die Natur zerstört wird?

Harradine: Nein, ich glaube, es ist Neid, nichts anderes. Die Leute schauen gar nicht so auf die Natur. Sie benützen das nur, um gegen Golfplätze zu sein. Weil sie Golf nicht verstehen. Dabei gibt es doch nichts Schöneres, als einen Golfplatz, der in die Natur gelegt ist. Wir bringen Golfer zur Natur und schaffen Biotope.

Aber nicht jeder kann diese Natur dann noch nutzen.

Harradine: Es gibt Nachtlokale, in die jeder rein kann, und Nachtlokale, die sehr exklusiv sind, vor denen ein grosser Typ steht, der Sie nicht reinlässt. Genauso ist es mit Golfplätzen: Es gibt Plätze in der Schweiz, wo sie ringsherum laufen können, auf denen es Kühe gibt. Auf diese Plätze kann man ohne Probleme. Und es gibt sehr exklusive Plätze, wo Sie nicht reindürfen. Das ist aber mit allem so, nicht nur mit Golfplätzen.

Entworfen von Harradine: Der Mirage City Golf Course in Kairo, ÄgyptenEntworfen von Harradine: Der Mirage City Golf Course in Kairo, Ägypten (Bild: ZVG)

Sie arbeiten viel in der arabischen Welt und auch für Herrscherhäuser. Gibt es Aufträge oder Auftraggeber, die sie aus moralischen Gründen abgelehnt haben oder ablehnen würden?

Harradine: Ich verkaufe doch keine Gewehre oder Bomben! Ich verkaufe Golfplätze. Gestern war ich in Indien, habe auf dem Boden gesessen und über Pars, Driver und Löcher geredet. Wir haben eine internationale Sprache. Das gleiche in Khartum.  Da spielen jetzt die Botschafter zusammen und reden auf dem Platz. Warum sollte ich so ein super Spiel ablehnen, wenn es die Leute vielleicht zusammenbringt? Golf ist ein Sport, wie Fussball. Soll man etwa Fussball vermeiden, weil man irgendwo gegen die Regierung ist?

Würden sie für Gaddafi oder Ahmadinedschad einen Platz bauen?

Harradine: Wir haben in Libyen ein Projekt gehabt vor dieser Revolution. Und warum sollte ich auch nein sagen? Golf ist ein sehr friedliches Spiel. Vor zwei Wochen hat man mich gefragt, ob ich einen Platz in Teheran umbauen will und ich habe zugesagt. Das sind Projekte für private Leute, die einen Golfplatz bauen wollen, um Häuser zu verkaufen. Aber natürlich passiert nichts, ohne dass die Herrscher zustimmen.

Sie könnten aber auch sagen,  Sie arbeiten nicht für Machthaber, die für Menschenrechtsverletzungen stehen – unabhängig von der Dienstleistung.

Harradine: Ich bin kein Politiker, ich will nur Golf zu den Menschen bringen. Und je mehr Leute Golf spielen, desto besser wird die Welt.

 

Peter Harradine, geboren 1945 in der Nähe von Bern, ist in Caslano im Tessin aufgewachsen. Seit mittlerweile 35 Jahren arbeitet und lebt er in Dubai und baut Golfplätze in aller Welt. Damit führt er eine Familientradition fort – schon sein Vater und sein Stief-Grossvater waren Golfplatzarchitekten.