Herr Jha, die Flugpreise Richtung Asien sind so tief wie nie. Das Returnticket von Zürich nach Singapur kostet an gewissen Daten weniger als 700 Franken. Wie beurteilen Sie den Geschäftsverlauf für Singapore Airlines in der Schweiz?
Ranjan Jah: Mit der Buchungssituation in diesem Jahr bin ich sehr zufrieden. Der Yield, der Durchschnittspreis, lag im letzten Jahr weit unten, das sieht jetzt besser aus. Wir profitieren von einer guten Nachfrage in der Business Class. Auf dem Zürich-Flug setzen wir seit Kurzem A380-Maschinen mit 86 statt 60 Business-Class-Sitzen ein. Wir beobachten, dass sich immer mehr Leisure-Gäste eine höhere Klasse leisten. Zu den tiefen Economy-Class-Tarifen ist zu sagen: die Kosten haben sich jüngst deutlich gesenkt. Vor zwei Jahren kostete ein Barrel Öl beinahe 130 Dollar, nun sinds noch 30 Dollar.
Wie schätzen Sie die Konkurrenzsituation nach Asien ein?
Ich liebe Konkurrenz! (lacht) Der Wettbewerb motiviert uns, unsere Performance stets weiter zu steigern. Und Konkurrenz ist nicht neu für uns. Unser Land hat ja nur eine Destination und keinen Inlandverkehr. So mussten wir uns von Beginn weg auf internationalen Strecken behaupten und unseren Kundenservice hochhalten. Es ist zudem so, dass der Kuchen wächst, die Marktgrösse nimmt zu. Reisten früher die Menschen viel seltener, vielleicht nur alle zwei Jahre, reisen sie heute häufiger, durchaus mehrere Male im Jahr.
Stehen Änderungen auf dem Flugplan an? Ein zweiter täglicher Zürich-Flug?
Wir sind mit der Abflugzeit um 10.30 Uhr in Zürich sehr zufrieden. Wenn jemand in der Schweiz Ferien macht, liegt die Abflugzeit sehr gut, um vom Hotel an den Flughafen zu gelangen. Und nach 12 Stunden Flug erreicht man Singapur um 5.55 Uhr – das ist ideal für Geschäftsleute oder um die Anschlüsse innerhalb Asiens, etwa nach Bali oder nach Australien zu erreichen. Wir hatten ja bis 2010, als wir noch mit Maschinen des Typs Boeing-777 nach Zürich flogen, zwei Verbindungen am Tag. Mit der grösseren Kapazität des Airbus A380 reicht uns nun ein Flug am Tag. Aufgestockt haben wir von Singapur nach Bangkok, von fünf auf sechs tägliche Flüge und von Singapur nach Bali, von vier auf fünf tägliche Flüge.
Bali als Sommerziel für Schweizer Badetouristen?
Durchaus. Die Buchungen sind jetzt schon gut. Und die Verbindungen und Flugtarife sind attraktiv. Zudem gehören Juli und August zu den klimatisch besten Monaten.
Die Premium Economy auf Flügen nach Zürich war schon für letzten November angekündigt. Wann kommt sie nun? Und wie teuer werden die Tickets?
Am 6. Juli ist es soweit. Zunächst auf drei Flügen pro Woche, ab Oktober täglich. Wir haben bisher schon sehr gutes Feedback auf den Strecken erhalten, auf denen wir die Zwischenklasse schon anbieten, etwa nach Sydney, Dubai oder London. Die Flugerfahrung ist eine ganz neue, auch die Auswahl der Menüs oder die Gepäckmitnahme bis 35 Kilo. Die Flugtarife nach Singapur dürften sich um 1500 Franken bewegen.
Wie steht es um die angekündigte Partnerschaft mit der Lufthansa-Gruppe? Welche Erwartungen hegen Sie?
Die Regierungen müssen das Joint-Venture noch absegnen. Das wird für uns sehr interessant. Die Swiss-Maschinen verlassen Zürich am Abend, liegen also komplementär zu unserem Morgen-Flug. Wir rechnen damit, dass es ab April oder Mai losgeht. Wir arbeiten innerhalb der Star Allianz bereits eng mit der LH-Gruppe, etwa bei den Lounges oder dem Meilenprogramm. Mit dem Joint-Venture werden wir nun auch die Umsätze auf den gemeinsam geflogenen Strecken teilen.
Welche weiteren Neuerungen stehen an?
Wir führen als erste Airline Flüge nach Canberra und weiter nach Wellington durch. Und wir können die Einführung der A350 kaum erwarten, eine beim Treibstoss sehr sparsame Maschine. Mit ihr werden wir vermehrt Zweitdestinationen anfliegen, wie etwa Düsseldorf im Juli.
Ist Genf auch ein Thema?
Genf haben wir stets auf dem Radar als mögliche Destination.
Wie wichtig sind Ihnen Reiseveranstalter, Broker und Retailer?
Sehr wichtig. Schauen Sie, seit 16 Jahren sind wir online präsent. Und der Anteil des Handels dürfte noch immer mehr als 50 Prozent ausmachen. Viele Leute möchten die Leistungen eines Reisebüros nicht missen, wenn es um ein Hotel geht oder wenn Geschäftreisende noch nicht sicher sind, wann ihr Meeting endet, und sie sich für mehrere Flüge einbuchen lassen wollen. Der Trade hat viel zu offerieren.
Die LH-Gruppe hat vor einem halben Jahr eine Gebühr für Buchungen über die Reservationsystem eingeführt. Planen Sie auch eine solche Distribution Cost Charge?
That is a tough one (lacht), but I love tough questions. Wir haben das Gebührenmodell angeschaut und uns viel darüber unterhalten. Aber wir sehen vorerst davon ab.
Welches waren Ihre bisherigen Stationen? Und wie lange dauert Ihr Engagement in der Schweiz?
Seit 16 Jahren bin ich bei der Singapore Airlines, zunächst im Head Office in den Bereichen IT, Sales, Marketing, Distribution und Online. Dann gings raus: zunächst nach Ahmedabad im indischen Staat Gujarat, dann zwei Jahre nach Brunei und zwei Jahre nach Manila, bevor ich im September 2014 nach Zürich kam. Ich denke, ich befinde mich etwa in der Halbzeit. Aber wir sind flexibel, wenn es darum geht, an eine andere Destination abberufen zu werden.
Darf man Wünsche anbringen?
Nein, sonst würden wohl alle Länderchefs nach Los Angeles, Paris oder Zürich wollen. Jeder kriegt mal eine herausforderndere und eine komfortablere Station.
Das Interview wurde von Travelnews durchgeführt und bereitgestellt. Erfahren Sie mehr über das Reisenews-Portal unter https://www.travelnews.ch/