In der Schweiz sind im Jahr 2011 insgesamt 69 Fälle von Wirtschaftskriminalität aufgedeckt worden. Das sind 17 mehr als im Jahr zuvor. Die Gesamtschadenhöhe belief sich auf 519,6 Millionen Franken. Dies entspricht einer Zunahme von 42 Prozent.
Veruntreuung hoch im Kurs
Dabei ging es in 39 Fällen um die Veruntreuung von Geldern. Das geht aus der Analyse der Beratungsfirma KPMG hervor. Zwar handelte es sich bei nur fünf davon namentlich um die Veruntreuung von Kundengeldern, mit einer Summe von 398,4 Millionen Franken. Nichtsdestotrotz waren diese Delikte für den grössten Teil des 2011 verursachten Gesamtschadens verantwortlich. So fiel auch der grösste Einzelfall, bei dem ein Schaden von 270 Millionen Franken verursacht wurde, in diese Kategorie. Er trug sich gemäss den Angaben von KPMG in der Region Genfersee zu. Genaueres ist jedoch nicht zu erfahren.
Was die restlichen Fälle anbelangt, so wurden 29 Täter aufgrund des Verdachts auf Betrug sowie neun wegen vermeintlicher Geldwäscherei vor den Richter gebracht. Es kam also offenbar in verschiedenen Fällen zu Doppeldelikten. Bei einer Mehrzahl der insgesamt 69 Vergehen - nämlich bei 53 - war zudem ein Einzeltäter am Werk. Am meisten zu leiden unter der Wirtschaftskriminalität hatte wie bereits im Vorjahr die Opfergruppe der Investoren. Sie wurden 2011 um 117,6 Millionen Franken geprellt. Zum Vergleich: 2010 waren es 130 Mio Franken. Die durchschnittliche Schadenssumme pro Investor betrug 10,7 Millionen Franken und lag damit weit über dem Gesamtschnitt.
Angestellte geraten in den Fokus
Weiter brachte die KPMG-Analyse ans Licht, dass sich 2011 in 20 Fällen von Wirtschaftskriminalität ein Angestellter oder eine Angestellte ohne Kaderfunktion schuldig machte. Rechne man jene Täter hinzu, die eine Treuhand- oder Vermögensverwaltungsfunktion ausübten, sei fast die Hälfte aller 69 Vergehen von einer Person begangen worden, die vom Geschädigten angestellt oder mandatiert war. Ebenfalls wie im Vorjahr wurden die meisten Delikte in der Region Zürich begangen: Nach 24 im Jahr 2010 waren es 2011 noch 23 Fälle. Was die Schadenshöhe angeht, hielt sich diese in Zürich jedoch mit 43,1 Millionen Franken in Grenzen. Höher war sie in der Region Ostschweiz, wo bei total 12 Vergehen eine Schadenssumme von 114,3 Millionen Franken entstand.
Als mögliche Ursachen für die Zunahme der Fälle von Wirtschaftskriminalität verweist KPMG nebst der unsicheren Wirtschaftslage und der hohen Medienpräsenz von derartigen Vergehen auf eine erhöhte Sensibilität seitens der Unternehmen. Diese hätte dazu geführt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für das Aufdecken einer Straftat in einem Unternehmen vergrössert habe.
(muv/rcv/sda/awp)