Klaus Stahlmann wird den Industriekonzern Sulzer ab Mittwoch leiten. Der Verwaltungsrat habe den 51-Jährigen zum neuen Chief Executive Officer (CEO) ernannt, teilte Sulzer mit. Stahlmann übernimmt die Aufgabe von Interims-CEO Jürgen Brandt, der sich wieder auf sein Amt als Sulzer-Finanzchef konzentriert.
Stahlmann verfüge über «umfassende globale Erfahrungen» in vielen Schlüsselmärkten von Sulzer und habe einen starken Leistungsausweis in der Führung von Unternehmen, heisst es in der Mitteilung weiter. Der ehemalige Sulzer-CEO Ton Büchner war im November 2011 als CEO zum niederländischen Chemiekonzern Akzo Nobel abgewandert.
Derweil war Stahlmann ab 2010 bis im Februar 2011 als CEO von MAN Diesel und Turbo tätig. Er legte seine Ämter in der Folge einer Korruptionsaffäre jedoch nieder, die den Dax-Konzern bereits seit dem Jahr 2009 erschüttert hatte. Medienberichten zufolge hatte damals die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen gegen Stahlmann «in Bezug auf Bestechung und andere Vorwürfe» eingeleitet. Zuvor hatte die Korruptionsaffäre bereits zum Rücktritt mehrerer MAN-Spitzenmanager, darunter des Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson, geführt.
«Beigeschmack» trotz «eingehender Analyse»
In der Mitteilung am Morgen wurde der VR-Präsident von Sulzer, Jürgen Dormann, mit den Worten zitiert, dass der Verwaltungsrat «nach eingehender Analyse überzeugt ist, dass Klaus Stahlmann die hohen Anforderungen von Sulzer an die Integrität und Compliance erfüllt».
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank lobten ebenfalls am Morgen in ihrem Aktien-Newsletter Stahlmanns «breite Erfahrung aus verwandten Industrien», sprachen in Bezug auf den Abgang bei MAN aber von einem «bitteren Beigeschmack». Allerdings habe das Amtsgericht München die Ermittlungen nach Zahlung einer Geldauflage eingestellt und es sei davon auszugehen, dass Sulzer den Kandidaten betreffend der Bestechungsvorwürfe auf Herz und Nieren geprüft habe.
Am Nachmittag äusserte sich Stahlmann dann selbst vor Medien in Zürich. Als er im Februar 2011 von Ermittlungen gegen ihn wegen Bestechung und anderen Vorwürfen erfahren habe, sei er sofort zurückgetreten, sagte er.
Zahlung von 275'000 Euro
Stahlmann war demnach ins Visier der Münchner Staatsanwaltschaft geraten, weil eine Rechnung für ein Geschäft in Kasachstan aus dem Jahr 2005 - also vor seiner Zeit bei MAN - mit seiner Unterschrift beglichen wurde. Mit dem Geschäft an sich, das möglicherweise einen «korruptiven Hintergrund» hatte, habe er nichts zu tun gehabt, beteuerte der Industriekapitän.
Er habe seine Unterschrift auf Anraten eines von MAN angefragten Juristen gegeben, sagte Stahlmann. Seinen Hut genommen habe er, um sich ganz dem Ermittlungsverfahren widmen zu können. Mit einer Zahlung von 275'000 Euro habe er nun erreichen können, dass dieses beendet werde. Dies sei keine Busse gewesen, sondern eine Auflage.
Die Zahlung ebnete Stahlmann den Weg zum Chefsessel des geschichtsträchtigen Weltkonzerns Sulzer. Der Maschinenbau- und Technologiekonzern hätte nicht das offizielle Ende der Ermittlungen abwarten könnten, um Stahlmann nach Winterthur holen zu können, wie Verwaltungsratspräsident Jürgen Dormann im Gespräch mit Journalisten sagte.
Dormann kandidiert erneut
Für den Verwaltungsrat bestehen keine Zweifel an der Integrität des neuen Sulzer-Chefs. Die Ermittlungen der Münchner Justiz seien «einige Holprigkeiten gewesen, die zur Verzögerung geführt haben», sagte Dormann. Sulzer wende ein «Null-Toleranz-Prinzip» in Sachen Korruption an und habe es auch nicht nötig, krumme Geschäfte zu machen, betonte er.
Am Rande der Medienkonferenz gab Jürgen Dormann (Jahrgang 1940) bekannt, an der Generalversammlung am 5. April für ein weiteres Jahr im Verwaltungsrat kandidieren zu wollen.
(tno/muv/rcv/sda/awp)