Die Verwaltungsdirektorin ist im Auftrag des Rektors zuständig für die betriebliche und administrative Führung und Planung der Universität Luzern. Müller leitete seit 1998 das Steueramt der Stadt Luzern. Ihr Wechsel an die Universität erfolgte auf Juni 2011. In einer ersten Phase vertrat sie die bisherige Leiterin des Personaldienstes, die einen Mutterschaftsurlaub antrat. Parallel wurde sie von Hupfer in die Aufgabenbereiche der Verwaltungsdirektion eingeführt. Hupfer wird der Universitätsleitung bis Ende Jahr noch für besondere Aufgaben zur Verfügung stehen.
Sie arbeiteten nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen von 1990 bis 1993 als wissenschaftliche Assistentin am Institut für empirische Wirtschaftsforschung bei Bernd Schips. Hat es Sie nicht gelockt, Ihrem Förderer zu folgen und an die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) zu wechseln und sich vor allem mit Wirtschaftsaussichten zu befassen?
Esther Müller:
Nein. Das wissenschaftliche Arbeiten hat mir zwar Spass gemacht, aber es war mir zu wenig nahe «an der Scholle». Ich suchte eine Aufgabe, bei der ich die Auswirkungen meiner täglichen Arbeiten direkter erfahren kann.
Von 1993 bis 1998 waren Sie als betriebswirtschaftliche Mitarbeiterin bei der Finanzverwaltung der Stadt Luzern tätig. Ab November 1998 leiteten Sie das Steueramt der Stadt Luzern. Wurden Sie nie gefoppt als «höchste Steuerbeamtin» der Stadt?
Nur unbeabsichtigt: An einem Mittelalterjahrmarkt in Luzern hat mir der Mann am Stand fürs Axtwerfen erklärt, dass man das gezielte Werfen der Axt unbedingt üben müsse, man wisse ja nie, wann man dem Steuervogt begegne. Er erschrak , als ich ihm erklärte, dass ich selbst eben dieser Steuervogt der Stadt sei …
Neu verwalten Sie die Universität Luzern. Wirkt der Titel Verwaltungsdirektor im heutigen Umfeld nicht etwas antiquiert?
Der Titel ist im Universitätsgesetz aus dem Jahr 2000 so festgehalten. Bisher war für den Aufbau der jungen Universität Luzern eher ein «Gestaltungsdirektor» gefragt. Das wird auch in den nächsten Jahren noch so sein. Mir ist der Inhalt der Aufgabe wichtiger als deren Bezeichnung!
Der jungen Universität Luzern fehlt eine Klimaanlage in den Hörsälen; diese würden zu heiss im Sommer, wird bemängelt. Kommen Ihre Studentinnen und Studenten im nächsten Sommer im Bikini und in den Badehosen zu den Vorlesungen?
Danke für Ihren Vorschlag. Das wäre eine mögliche Lösung des Problems! Nur: Die Studierenden sollten £sich auf den Inhalt der Lehre konzentrieren können. Darum wird der Eigentümer des Gebäudes, der Kanton Luzern, alles daran setzen, dass wir auch bezüglich des Klimas im kommenden Herbstsemester optimale Bedingungen haben werden.
Wie sind Sie zu Ihrem neuen Job gekommen?
Die Stelle wurde ausgeschrieben. Ich habe meine Bewerbung abgeschickt und bin mit meinem Partner für fünf Wochen nach Neuseeland verreist. Umso mehr hat es mich dann gefreut, dass die Uni den Entscheid verschoben und meine Rückkehr abgewartet hat.
Was langweilt Sie?
Menschen, die bereits alles wissen.
Welches Buch hat Sie beeindruckt?
«Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals». Nach der Lektüre dieses Buches habe ich endlich begriffen, was da an den Finanzmärkten eigentlich passiert.
Wie wohnen Sie?
Mit meinem Partner in einer Wohnung mit drei Terrassen in der Stadt Luzern: Das ist ein Luxus, den wir bewusst geniessen.
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung ausserhalb der Arbeit?
Im Moment die Guggenmusig. Ich bin am Saxophonüben und Kostümschneidern.
Was stimmt Sie traurig?
Bei emotionalen Happy-End-Szenen in Hollywood-Filmen kommen mir regelmässig die Tränen.
Welche Fähigkeiten besässen Sie gerne?
Richtig singen zu können.
Was treibt Sie derzeit am meisten an?
Mich treibt immer eine grosse Neugier an.
Können Sie kochen?
Ich behaupte ja. Aber das müssten meine Gäste beantworten.
Welchen kulinarischen Genüssen können Sie nicht widerstehen?
Dem Vogelheu im «Rebstock» in Luzern.
Was für ein Auto fahren Sie?
Je nach Bedarf den Smart oder den Van von Mobility.
Welchen Traum wollen Sie sich irgendwann einmal erfüllen?
Ich habe gerade eine Aufgabe, die das Träumen überflüssig macht!
Welches Musikstück würden Sie als persönliche Hymne wählen?
«DStrass wo I dran wohne» von Mani Matter.
Steckbrief
Name: Esther Müller
Geboren: 20. März 1966
Zivilstand: Ledig (Konkubinat)
Wohnort: Luzern
Ausbildung: Dr. oec.
Bisherige Funktion: Leiterin Steueramt Stadt Luzern, Luzern
Neue Funktion: Verwaltungsdirektorin, Universität Luzern, Luzern