Müller folgt auf Christian Stolz, der per 15. März 2012 neuer General Manager Deutschland bei Mastercard wurde. Müller war früher sieben Jahre beim Kartenherausgeber Swisscard AECS als Geschäftsleitungsmitglied für den Bereich Consumer Business & Marketing verantwortlich. Seine berufliche Karriere startete er als Berater bei McKinsey und der Kommunikationsagentur Peter Bütikofer & Company. Derzeit ist er an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) als stellvertretender Leiter und Dozent am Zentrum für Marketing tätig.

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Haben Sie überhaupt noch Bargeld im Sack oder bezahlen Sie alle persönlichen Ausgaben nur noch mit der Kreditkarte?
Guido Müller: Aktuell 12 Franken in Münz. Ich habe kein Portemonnaie mehr, bezahle fast überall ganz praktisch und sicher mit Karte.

Muss man heute eine, zwei, drei oder gar mehrere Kreditkarten besitzen, um als zeitgemäss zu gelten?
Das ist weniger eine Frage von Zeitgeist als von Funktion und Bequemlichkeit. Eine Karte für tägliche private Auslagen und eine fürs Geschäft sind eine gute Ausgangslage.

Glauben Sie an eine bargeldlose Schweiz?
Als Vision unbedingt, ja! Es ist doch unsinnig, am Bancomaten Geld abzuheben, um später den Einkauf zu bezahlen, nur damit das Geld vom Händler wieder zur Bank gebracht werden muss. Das ist unglaublich ineffizient – und teuer.

Die Angst vor Kriminalität mit der Kreditkarte lässt sich nicht wegdiskutieren. Was antworten Sie Konsumenten, die aus genau diesen Überlegungen auf eine Kreditkarte verzichten?
Die Angst ist unbegründet. Fragen Sie im Bekanntenkreis: Bargeld ist bei einem Diebstahl meist für immer verloren. Kaum jemand kommt aber wegen seiner Kreditkarte zu Schaden. Wer die elementaren Sorgfaltspflichten beachtet, wird im Betrugsfall schadlos gehalten.

Wie wichtig ist Ihnen persönlich Geld?
Geld ist für mich nützliches Mittel zum Leben, nicht aber Ziel im Leben.

Wie sind Sie zum neuen Job gekommen?
Mastercard hat mich direkt angesprochen – und mich hat die Möglichkeit fasziniert, die Zukunft des Zahlungsverkehrs in der Schweiz zu gestalten.

Was langweilt Sie?
Kriminalromane, bei denen es auf den ersten zwei Seiten noch keine Opfer gegeben hat.

Welches Buch hat Sie beeindruckt?
Ryszard Kapuciskis «Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies». Ein grossartiges Panorama nüchterner und doch zuversichtlicher Reportagen und Essays aus den versteckten und manchmal auch vergessenen Winkeln der Welt.

Was stimmt Sie traurig?
Fehlende Achtung gegenüber Andersdenkenden.

Was würden Sie gerne erfinden?
Aktuell würden mich sich selbst aufräumende Spielsachen begeistern.

Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung ausserhalb der Arbeit?
Als frischer Vater albere ich gerne mit meinem halbjährigen Sohn herum. Daneben Bergsteigen und die Natur geniessen.

Wie wohnen Sie?
Naturnah im Zürcher Oberland, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.

Was für ein Auto fahren Sie?
Ich fahre GA, und selten einen Subaru Outback – dieser ist praktisch für Sportgerät und Kinderwagen.

Welche Fähigkeiten besässen Sie gerne?
Speedreading und ein photographisches Gedächtnis. Und manchmal würden mir auch mehr Gemächlichkeit und Musse guttun.

Wie lautet Ihr Alltagsmotto?
Mir ist die Goldene Regel – andere so zu behandeln, wie man es gerne auch für sich hätte – sehr wichtig.

Was ist Ihre grösste Sorge?
Kapitulation der auf medialen Schlagabtausch getrimmten Politik vor komplexen Fragestellungen. Unwillen, sich auf Komplexität und die Argumente des Gegenübers einzulassen.

Was treibt Sie derzeit am stärksten an?
Grundsätzlich bin ich getrieben von einer unbändigen Entdeckungslust. In der aktuellen beruflichen Situation kommt die Aussicht hinzu, mit einem sehr motivierten Team auf eine bargeldlose Schweiz hinzuarbeiten.

Können Sie kochen?
Ganz ordentlich … solange ich mit weniger als zehn Zutaten auskommen kann.

Welchen kulinarischen Genüssen können Sie nicht widerstehen?
Kalbsleberli mit Rösti.

Welchen Traum wollen Sie sich erfüllen?
Mit Kind und Kegel auf der Panamericana (Süd-) Amerika zu entdecken.

Welches Musikstück würden Sie als persönliche Hymne wählen?
Ein Medley aus ehrlichem Gitarrenrock, nordischer Sachlichkeit und einer Prise Mani Matter würde es treffen.

 

Steckbrief

Name: Guido Müller

Zivilstand: Verheiratet

Ausbildung: Master of Science in Biologie der Universität Zürich

Bisherige Funktion: Stv. Leiter Zentrum für Marketing Management, ZHAW, Winterthur, Dozent für Marketing

Neue Funktion: General Manager Schweiz Mastercard Europe sprl, Switzerland Representative Office, Zürich