Beim Hörgerätehersteller Sonova kommt es zum Führungswechsel. Arnd Kaldowski soll den langjährigen Lenker Lukas Braunschweiler an der Spitze des Weltmarktführers ablösen, wie Sonova am Freitag mitteilte. Der Deutsche, der gerade seinen 50. Geburtstag feierte, startet bei Sonova am 1. Oktober zunächst als Chief Operating Officer und wird ab dem 1. April 2018 den Chefposten übernehmen. «Kaldowski ist ein Weltbürger: Die Amerikaner sagen, er ist ein Deutscher, und für die Deutschen ist er ein Amerikaner», sagt Sonova-Präsident Robert Spoerry über den künftigen CEO.
Die Erwartungen an Kaldowski sind gross. Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte der Weltmarktführer den Umsatz auf 2,4 Milliarden Franken. Und die weitere Fahrtrichtung ist klar: Vier Milliarden Franken Umsatz sollen in den nächsten sieben bis zehn Jahren her - und das inmitten des digitalen Wandels in der Medizintechnik.
Erfolgreich mit Übernahmen
Doch die Voraussetzungen, dass der gebürtige Ludwigshafener den Anforderungen gewachsen ist, scheinen gut: «Arnd Kaldowski hat wichtige Wachstumsinitiativen in Bezug auf Umsatz und Produktivität erfolgreich vorangetrieben. Er verfügt zudem über eine beeindruckende Erfolgsbilanz in den Bereichen M&A, Commercial Excellence und bei Produkteinführungen», wird der abtretende Braunschweiler in der Pressemitteilung des Konzerns zitiert.
Erfahrungen in diesem Bereich sammelte Kaldowski vor allem in den letzten Jahren: Sein Arbeitgeber war das als «Übernahmemaschine» bekannte US-Industriekonglomerat Danaher, das sich im Schatten grosser bekannter Namen mit zahlreichen Deals zu einem Imperium mit einem Börsenwert von rund 60 Milliarden Franken mauserte.
Start bei Boston Consulting Group
Rückblick: Seine Karriere startete der Master- und MBA-Absolvent Kaldowski als Manager bei der Boston Consulting Group. Später wurde er Senior Vice President Point-of-Care Solutions bei Siemens Medical sowie Investment Director beim Finanzdienstleister Atila Ventures.
Für Danaher arbeitete Kaldowski seit 2008 in verschiedenen Führungspositionen und war zuletzt für einen weltweiten Umsatz von 5,5 Milliarden Dollar verantwortlich. An ihn berichteten die operativen Gesellschaften Radiometer, Leica Biosystems und Cepheid, sowie die Verantwortlichen der Bereiche Human Resources, Recht, Finanzen, Business Development (M&A), Clinical Affairs, Regulatory und Qualitätssicherung.
Prinzip des Kaizen
In der Schweiz wurde Danaher vor allem durch die Übernahme des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare bekannt. Das Markenzeichen des Firmenjägers: Es werden nur Unternehmen übernommen, die zu den strategischen Wachstumsplänen passen und deren Geschäftsabläufe sowie der Unternehmenswert mit Hilfe des «Danaher Business Systems» (DBS) verbessert werden kann. Ziel ist jeweils die Marktführerschaft in dem Bereich.
Die Führungsmethode DBS gilt auch als das Erfolgsgeheimnis des Konzerns selbst. Sie basiert auf dem Prinzip des Kaizen. Bei der ursprünglich vom Autokonzern Toyota praktizierte Arbeitsphilosophie entstehen durch kleine Veränderungen kontinuierliche Verbesserungen und damit schliesslich Kosteneinsparungen. Mitarbeiter sollen ihre Tätigkeiten und ihren Arbeitsplatz kritisch hinterfragen und so ihre Arbeitsweise kontinuierlich verbessern.
Inwiefern das Managementsystem unter Kaldowski auch bei Sonova zum Einsatz kommen wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Für die Zukunft müssen sie sich rüsten, denn technologisch sind die Konkurrenten aus Nordeuropa und den USA an der grössten Hörgeräte-Produzentin der Welt vorbeigezogen. Die Hoffnungen ruhen auf den neuen Produkten und selbst Übernahmen scheinen Spoerry zufolge nicht mehr ausgeschlossen. Den richtigen Mann dafür haben Sie jetzt an Bord.
(mit Material von reuters und sda)