Wir alle kennen das bekannte Klischee vom Superreichen: Dagobert Duck hortet sein Geld, er ist geizig, gönnt sich vor lauter Knauserigkeit nichts Schönes. Aber wie ticken Milliardäre ausserhalb der Disney-Welt, im echten Leben? Wie entscheiden sie, wie verarbeiten sie Niederlagen und wie steht es um ihr Zeitmanagement? Eine Antwort darauf versucht die Studie «Billionaires» zu geben, die von der Grossbank UBS und der Unternehmensberatung PwC herausgegeben wurde.
Ihre Autoren hatten Einblick in das, was sonst nur sehr selten zu sehen ist: Den Lebenswandel der Ultrareichen. «Wir untersuchten, wie grosser Wohlstand entsteht, wie er gesichert wird», schreiben die Co-Autoren Josef Stadler von der UBS und Marcel Widrig von PwC, die die globale Studie von europäischer Seite verantworten.
Anonymisierte Interviews
1300 Unternehmer mit einem Vermögen von 1 Milliarde Dollar und mehr gibt es auf der Welt, fanden die Verfasser der Studie heraus. Davon leben 133 in der Schweiz, wie das Magazin «Bilanz»vor gut einem Jahr ermittelte. Das erste Ergebnis aus den anonymisierten Interviews ist wenig überraschend: «Milliardäre haben ein optimistisches Verhältnis zum Risiko», so die Autoren.
Bei so viel Geld kein Wunder, möchte man meinen. Milliardäre gehen aber nur jene Risiken ein, von denen sie etwas verstehen, und vor allem: Sie kennen sich aus mit Risikobegrenzung.
So gehen Miliardäre vor
Die Studie zeigt, wie Milliardäre vorgehen: Sie lassen sich von Chancen locken und sind bereit, schnelle Entscheidungen zu treffen, wenn es nötig ist. Da kann schon auch mal Hektik aufkommen. Mitunter treibt sie die Angst, sonst eine gute Gelegenheit zu verpassen. «Wenn ich in ein Unternehmen investiert habe, verdreifache ich anschliessend die Kapazität der Fabrik», schildert einer der Befragten aus der Studie und damit, wie stark das Vertrauen in die eigene Einschätzung ist.
Das hört sich ganz nach Dagobert Duck an, wenn wir ihn sagen hören: «Gefällt mir. Ich kaufe das.» Die Entscheidungen kommen spontan, es gibt keine Tage dauernden und quälenden Diskussionen an einem Tisch voller Excel-Tabellen.
Vermögende steigen selten ein
Beliebigkeit unterstellen die Studienautoren den Superreichen aber nicht. «Die vermögenden Unternehmer steigen nur dann in eine Aktivität ein, wenn ein klarer, nicht kopierbarer Vorteil besteht – etwa durch überlegenes Wissen», sagt Marcel Widrig, Mitautor der Studie.
Ist dieser Vorteil nicht erkennbar, lassen sie die Finger von der Aktivität - und zwar konsequent und ohne viel Federlesen, wie einer der befragten Milliardäre sagt: «In einer Verhandlung frage ich mich immer, wer wohl der Depp am Tisch ist. Wenn ich keinen sehe, stehe ich auf und gehe – denn dann bin ich es wahrscheinlich.»
Tunnelblick ist verbreitet
Vor allem die Milliardäre, welche ihr Vermögen von null auf selbst aufgebaut haben – in der Schweiz eine Ausnahme – , sind auf besondere Weise süchtig: Sie spüren ständig nach lohnenden Gelegenheiten. Sie sammeln Informationen über Geschäftsmodelle wie andere Menschen Antiquitäten. Wenn sie eine Gelegenheit gepackt haben, schalten sie um auf den Modus «Tunnelblick».
Denn so reich die Milliardäre mit ihren scheinbar unbegrenzten Geldmitteln auch sein mögen – auch für sie gilt das eiserne Gesetz der Zeitplanung: Sie haben nur so viel Zeitvermögen wie alle anderen Menschen auch.
Milliardäre sind wählerisch
Das prägt auch ihren Umgang mit Terminen. Sie lassen sich nicht fremdbestimmen und sind extrem wählerisch, wem oder was sie ihre Zeit widmen. Mit Assistenz oder Sekretariat bauen sie einen Wall um sich herum, der die Agenda schützt. Aber wenn sie einen ihrer raren Termine vergeben, sind sie stets ganz bei der Sache. «Keines der Meetings, die wir hatten, wurde von Mitarbeitern gestört», berichten die Autoren, «während des Gesprächs wurden keine Telefonate entgegengenommen.» Und keiner schaute mit halbem Auge hektisch auf sein iPhone, ob von irgendwoher Nachrichten eingetroffen sind. «Sie fokussieren sich – dies zu 100 Prozent.»
Geht trotz aller Konzentration mal etwas schief, geben sich die Befragten Milliardenbesitzer abgeklärt: Misserfolge werden in «Kosten des Lernens» umgetauft.