Dass Väter in der Schweiz vom Gesetzgeber nicht einen Tag zugestanden bekommen, die sie beim Nachwuchs bleiben dürfen, sorgt im europäischen Umfeld gern für Erstaunen. Ebenso, dass die Dauer des Mutterschutzes 14 Wochen beträgt. Alle europäischen Staaten bieten grosszügigere Regelungen für junge Eltern. In Deutschland, Schweden oder Spanien würde eine Initiative für einen Papa-Urlaub von 20 Tagen geradezu niedlich wirken, wie sie aktuell der Gewerkschafts-Dachverband Travail.Suisse, die Dachverbände männer.ch, Alliance F und Pro Familia lancieren.

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Die fehlenden Vorgaben auf Gesetzesseite führen dazu, dass die tatsächliche Regelung, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beruf und Familie vereinbaren, in den meisten Fällen auf Konzernebene entschieden wird. Eine Umfrage von handelszeitung.ch unter den 20 SMI-Konzernen zeigt, dass elf von ihnen jungen Familien Angebote machen, die über ihre Verpflichtungen hinausgehen. Neun Konzerne nahmen keine Stellung.

Krippenkosten anteilig übernommen

UBS, Swisscom und Co.  gaben an, dass sie alle mindestens fünf Tage bezahlten Urlaub für frischgebackene Väter bieten. Gleichzeitig unterscheiden sich die Angebote der Firmen deutlich voneinander– vor allem in den Optionen, die für Eltern langfristig interessant sind.

Viele Unternehmen bieten flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Homeoffice und Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung. Sie setzen dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Zurich und Julius Bär zum Beispiel übernehmen anteilig die Krippenkosten, während die UBS alle Stellen – selbst Kaderpositionen – auch für Teilzeitpensen ausschreibt. Syngenta bietet Müttern als einziges Unternehmen die Möglichkeit, bereits vier Wochen vor der Geburt in den Mutterschutz zu gehen.

Weniger Teilzeit in SMI-Firmen

Auch Teilzeit ist ein Thema: Sie wird in der Umfrage von handelszeitung.ch von den meisten SMI-Konzernen als eine Option genannt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. In der Schweiz arbeiten im Durchschnitt 36 Prozent der Arbeitnehmer Teilzeit. Den Grossteil dieser Arbeitsstellen haben dabei Frauen: Knapp 59 Prozent der weiblichen Angestellten arbeiten nicht Vollzeit. Bei Männern sind dies gut 16 Prozent.

Die Teilzeitquote liegt in den SMI-Konzernen tiefer als im gesamtschweizerischen Durchschnitt. Auch hier arbeiten aber deutlich mehr Frauen als Männer Teilzeit. Bei Personalvermittler Adecco ist diese Differenz besonders deutlich ausgeprägt: Während 24 Prozent der Frauen Teilzeit arbeiten, sind die Männer alle in Vollzeit angestellt.

Eine Übersicht über die Angebote im Detail, die elf SMI-Firmen jungen Familien machen, sehen Sie in der Bildergalerie oben.