Håkan Samuelsson führt Volvo seit dem Jahr 2012 und hat die Erneuerung des Konzerns gestaltet. Das Autounternehmen, das einst mit einem verstaubten Image kämpfte, wächst seit vier Jahren in Folge und hat 2017 die höchsten Verkaufszahlen der Firmengeschichte eingefahren. Samuelsson treibt unter dem chinesischen Mutterkonzern Geely die Produktion von Elektroautos voran: Bis 2019 soll jeder Volvo einen Elektro-Motor haben. Diese sind besonders für den chinesischen Markt interessant.
Der Wirtschaftsverleger-Verband «European Business Press» hat Samuelsson für seine Leistungen zum «Manager des Jahres» gewählt. In dem Verband sind 38 führende Wirtschaftspublikationen aus 27 Ländern vertreten, darunter «The Wall Street Europe», das «Handelsblatt», «Bilanz» und «Handelszeitung». Im Interview spricht Volvo-Chef Samuelsson über seinen Führungsstil.
Wie gross kann die Automarke Volvo noch werden?
Wir sind jährlich um etwa 10 Prozent gewachsen. Es ist nicht unmöglich, dass wir dies auch in Zukunft schaffen.
Was macht Sie so zuversichtlich?
Wenn wir Elektrofahrzeuge anbieten und Autos, die den Geschmack der Kundschaft treffen – etwa mit Selbstfahrtechnologie. Das bedeutet, dass Volvo ein wesentlich grösseres Unternehmen und vor allem ein profitables Unternehmen in einer Klasse mit den Besten sein kann.
Sie wurden im März 67 Jahre alt. Wie lange wollen Sie als Chef von Volvo weitermachen?
Bis sie mich feuern (lacht). Ich weiß nicht. Es gibt viele spannende Dinge, die bis 2020 passieren. Also werde ich auf jeden Fall bis dahin weitermachen. Das wäre dann der Job, den ich am längsten machte. Als ich anfing, beschwerten sich die Leute, dass es so viele Veränderungen und neue Manager gegeben habe, aber jetzt haben sie jemanden bekommen, der in dieser Position seinen persönlichen Rekord gebrochen hat.
Volvo Cars hat das Ziel, bis 2020 total 800’000 Fahrzeuge zu verkaufen. Die Eigentümer aus China, Geely, treibt den Plan für einen Börsengang voran. Eine gute Sache?
Weder noch. Ich finde es unglaublich spannend, mit Volvo bei all den Herausforderungen, die wir haben und mit den Menschen hier zusammenzuarbeiten. Da spielt es keine Rolle, ob wir in Privatbesitz oder an der Börse sind. Ich glaube nicht, dass das eine besser ist als das andere.
Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?
Offenheit ist wichtig. Ich sage es so, wie es ist, und versuche, es nicht zu kompliziert zu machen. Und ich bin sehr neugierig. Ich frage mich immer wieder, wie wir im Vergleich zu anderen stehen und habe viele Detailfragen. Das ist das Geheimnis. Dann kann ich meine Meinung über die Dinge ändern. Es erfordert ein gewisses Selbstvertrauen, um das zu wagen – das ist etwas, was ich im Laufe der Jahre erkannt habe.
Das Interview führte Karin Olander für die schwedische Wirtschaftszeitung Dagens Industri. Übersetzung: Handelszeitung.