Es gibt zwei Arten von Chefs: Die einen, die motivieren, indem sie loben und vertrauen, indem sie fair sind und Teamwork ermöglichen. Die anderen führen, nein herrschen, indem sie Angst und Schrecken verbreiten. Das sind die Chefs, die ein Klima von Furcht um sich schaffen, so dass Mitarbeiter ständig das nächste Donnerwetter fürchten. Sie bekommen Angst davor, Fehler zu machen, denn jeder Fehler wird hart abgestraft. Vertrauen, Wertschätzung? Fehlanzeige.
Ist das ungerecht? Ja, das ist es. So geht man nicht mit Mitarbeitern und Kollegen um. So geht man überhaupt nicht mit Menschen um, auch ausserhalb der Arbeit. Ein Arschloch-Chef zu sein ist menschlich verwerflich – aber gut, kann man sagen, nett macht eben keine Karriere und manchmal muss man seine Moral eben auch mal zu Hause lassen. Kann sein. Aber so ein Chef zu sein ist vor allem ziemlich dumm. Strunzdumm, um genau zu sein.
Sorgen gehören nicht ins Büro
Mitarbeiter und Kollegen auf diese Art unter Druck zu setzen, lässt einen nämlich auf Dauer ziemlich einsam werden. Übrig bleiben nur noch Arschkriecher, die irgendein Kalkül damit verbinden, eine einigermassen funktionierende Arbeitsbeziehung aufrecht zu erhalten, und Untergebene, die so abhängig sind, dass sie sich nicht wehren können. Man züchtet eine Armada an Kollegen heran, die vielleicht nur darauf warten, bei passender Gelegenheit den Dolch in den Rücken zu rammen. Und ihn genüsslich umzudrehen.
Das ist das eine. Das andere, was geschieht, ist, dass Mitarbeiter zwar versuchen, einen guten Job zu machen, allein aus Angst, Fehler zu machen. Aber was geschieht in so einem Klima? Richtig: Gerade dann passieren die meisten – und die dümmsten! – Fehler! Vor allem aber findet keine Entwicklung, kein Fortschritt statt, weil es keine wirkliche Gesprächskultur gibt.
Meistens sind solche Chefs männlich
Die Mitarbeiter treten auf der Stelle, werden nicht gefördert und verlassen im Zweifelsfall das Unternehmen so schnell wie möglich – in so einer Firma bleiben doch nur die, die nichts anderes finden. Wer gut ist, ist so schnell wie möglich weg. Woran auch immer in diesem Unternehmen gearbeitet wird: Es wird ziemlich mittelmässig bleiben.
Meistens sind solche Chefs männlich. Ich sage nicht, dass Frauen nicht aggressiv im Job sind. Das einzige, was ich zweifelsfrei feststellen kann, ist lediglich, dass ich bisher noch nicht von einem weiblichen Chef angeschrien wurde. Frauen tragen ihre Konflikte anders aus, unterschwelliger. Sie lassen sich selten auf einen offenen Kampf ein. Dass ich nicht zurückschreien würde, hat aber einen anderen Grund: Es ist wahnsinnig unprofessionell, vollkommen egal, wer da schreit. Persönliche Befindlichkeiten, Sorgen, all das hat bei der Arbeit nichts zu suchen. Das gehört höchstens in die Kaffeepause.
Deshalb: Schrei mich ruhig an. Aber ich werde nicht zurückschreien. Ich bin nämlich ein Profi.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Bizzmiss – das Business-Magazin für Frauen mit den Schwerpunkten Karriere und Work-Life-Balance. Der Text ist von einem Gastautor verfasst. Es sind keine Honorare geflossen und die BizzMiss-Redaktion hatte die redaktionelle Hoheit.
1 Kommentar
Gehe zu 100% mit, bis auf die Männerdiskriminierung - völlig daneben, und entspricht auch nicht meiner Berufserfahrung von 11 jobs.