Der typische Milliardär ist männlich, 63 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er stammt aus Europa, hat es bis zum Bachelor-Abschluss gebracht und anschliessend sein Geld mit eigenen Unternehmungen erwirtschaftet. Sein liebstes Hobby? Spenden für wohltätige Zwecke. Und zwar viel: durchschnittlich 110 Millionen Dollar je Superreichen-Leben.
Wealth-X zufolge sind all das die typischen Merkmale eines Milliardärs der Gegenwart. Jedes Jahr analysiert das amerikanische Beratungsunternehmen die Vorlieben der richtig gut Betuchten, eine Art Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Oberschicht. Und für die lief es 2015 – trotz internationaler Krisen und Unruhen – ziemlich gut.
Jeder dritte Superreiche wohnt in Europa
Laut Studie verfügten weltweit 2473 Menschen über mehr als 1 Milliarde Dollar, 6,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das ist Rekord. Das Gesamtvermögen stieg um 5,4 Prozent auf 7,7 Billionen Dollar. Auch das ist Rekord, und vor allem ist das mehr als das Bruttoinlandsprodukt der meisten Staaten weltweit – mal von den USA und China abgesehen.
Den stärksten Zuwachs an Milliardären gab es dabei zuletzt in der Region Asien-Pazifik, wo es binnen eines Jahres viermal mehr neue Superreiche gab als etwa in ganz Amerika. Doch noch kommt jeder dritte Milliardär aus Europa (insgesamt 806) und jeder vierte aus Nordamerika (insgesamt 628), wenngleich das Gesamtvermögen in Europa leicht rückläufig war. In Nahost und Nordamerika legten die Milliardäre indes etwas an Kapital zu.
Vor allem Internetunternehmer à la Uber-Chef Travis Kalanick hätten laut Studie in kurzer Zeit grosse Vermögen anhäufen können. Die meisten Milliardenvermögen werden weltweit aber klassisch aus Bankanlagen und Finanzgeschäften generiert.
Kinderreiche Männer
Überhaupt fällt auf, dass es immer mehr Milliardäre gibt, die unternehmerisch tätig sind, statt sich allein auf dem ererbten Finanzpolster auszuruhen. Auch der Anteil der Selfmade-Milliardäre stieg im Vergleich zum vergangenen Jahr laut Wealth X um 7 Prozent auf 56 Prozent. Den wenigsten fallen die Milliarden noch durch eine goldenen Erbschaft in den Schoss, nur noch 13 Prozent verdanken ihre Milliarden ihrer Herkunft.
Ansonsten dominiert im Reich der Superreichen das «starke Geschlecht». Es gibt gut achtmal so viele Milliardäre wie Milliardärinnen. Bei den neuen Milliardären ist das Übergewicht der Männer sogar noch grösser. Von 148 Milliardären, die im vergangenen Jahr neu erfasst wurden, waren 140 Männer. Die meisten von ihnen sind Familienmenschen: Mehr als 85 Prozent sind verheiratet, unter den Frauen gibt es relativ viele Witwen, unter den Männern kaum Witwer. Die Superreichen haben im Schnitt fast drei Kinder, während es 2014 noch zwei waren.
Vorsichtiger beim Investieren
Falls neben dem ganzen Geldverdienen und der Familie noch Zeit bleibt, widmet sich mit 56 Prozent der Grossteil der Milliardäre gerne der Philanthropie. Weit abgeschlagen kommen danach Themen, für die sich auch «normale» Menschen interessieren: Reisen etwa, oder Kunst, Mode, Politik und Wein.
Soviel vorweg. Die tatsächliche Neuigkeit liegt jedoch vielmehr darin, was die Superreichen mit ihrem Geld anstellen. Denn auch wenn das vergangene Jahr aus Milliardärs-Augen ein Jahr der Rekorde war, so gingen die Unruhen doch nicht spurlos an ihnen vorbei. Die Folge: Die Superreichen vom Schlage eines Warren Buffett horten heute lieber ihr Vermögen in grösseren Masse, anstatt es in Aktien, Immobilien oder Staatsanleihen zu investieren – aus Angst vor der unsicheren Lage an den Märkten.
Bargeld ist Trumpf
Gemäss Wealth X sind die Milliardäre zurzeit so liquide wie noch nie: Von den 7,7 Billionen Dollar halten die Superreichen 22,2 Prozent des Milliardärsvermögen in bar. Die Analysten gehen aber davon aus, dass sich die Investitionslaune wieder verbessern dürfte, sobald auf internationalen Aktienmärkten wieder attraktivere Bewertungslevel vorherrschen. Bleibt die Frage, was die Milliardäre bis dahin mit ihrem Geld machen.