Stefan Portmann ist ein modeaffiner Mensch, fast eine Stil-Ikone. Es gelingt ihm, seinen hervorragenden Geschmack in Schild zu transportieren. Er ist ein visionärer Mensch.» So beschreibt Thomas Herbert seinem Kompagnon. Der sitzt daneben und schmunzelt. Dabei verschweigt Herbert aber auch nicht die Schattenseiten seines Co-Leiters: «Kreative Personen sind nicht immer sehr erfreut, wenn man ihre Visionen nicht teilt und darüber nicht begeistert ist. Dann können sie mitunter empfindlich reagieren.»

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Portmann ist um eine Antwort nicht verlegen: «Ich bin eben schnell für etwas Feuer und Flamme. Dann ist eine kalte Dusche von meinem geschäftsleitenden Partner hie und da nicht schlecht.» Er kontert mit schelmischem Seitenblick: «Thomas Herbert ist stark im Finanzbereich, im Analytischen. Er ist ein zahlenorientierter Mensch, ein guter Motivator, ausgeglichen und humorvoll. Aber er ist auch polemisch!»

Frischer Wind, staubiges Image

Die beiden gleichberechtigten Geschäftsführer von Schild, Stefan Portmann und Thomas Herbert, sitzen entspannt im Sitzungsraum des gestylten Schild-Gebäudes beim Rotsee in Luzern und erzählen von den Vorteilen einer Co-Leitung. Von aussen sieht die Konzernzentrale wie ein alter Fabrik-Schuppen aus, innen frappiert den Besucher modernste Architektur. Ein Symbol, das auf Schild bestens passt: Noch immer haftet dem Mode-Unternehmen etwas Verstaubtes an. Dabei weht im Innern ein markant frischer Wind.

«Wir sind durch und durch Unternehmer», betonen beide unisono. «Jeder von uns könnte das Unternehmen auch allein führen, aber das wollen wir nicht», sagt Portmann und erklärt die Vorteile: «An der Spitze ist man sehr schnell einsam. Mitarbeiter getrauen sich nicht, einem unverblümt die Meinung zu sagen.» Und Herbert ergänzt: «Wir sind sehr ehrlich zueinander. Und unsere Auseinandersetzungen sind extrem befruchtend. Das hat uns und die Firma so weit gebracht.»

Die Grundphilosophie stimmt

Wer den beiden von aussen zusieht, könnte meinen, dass sie miteinander streiten. «Aber das sind nur konstruktive Auseinandersetzungen. Am Schluss sind wir uns immer einig und finden einen Kompromiss», sagt Herbert. Klar sei aber, dass heftige Konflikte nicht vor der Belegschaft ausgetragen werden.

Entscheidend für eine gemeinsame Leitung sei es, dass die Grundphilosophie stimmt. Und dass man sich einig ist, wohin die Reise geht. «In der Sache können wir unterschiedliche Standpunkte vertreten - so lange, bis wir uns auf eine sinnvolle Entscheidung einigen.»

Im Alltagsgeschäft gibt es weniger Berührungspunkte. Portmann, der kreative Modische, ist für den Einkauf und das Marketing zuständig, und Herbert, der nüchterne Zahlenmensch, für den Verkauf, die Finanzen und das Personal. Die beiden sind aber nicht nur geschäftlich Partner, sondern auch persönlich eng befreundet. So treffen sich die beiden Unternehmerfamilien öfters. Laden sich gegenseitig zum Nachtessen nach Hause ein, weil ein Restaurantbesuch weniger gemütlich ist, seit kleine Kinder da sind. Thomas Herbert hat eine zweieinhalbjährige Tochter und einen achtmonatigen Sohn. Stefan Portmann ist erst vor kurzem zum ersten Mal Vater geworden. Bereits Tradition hat die gemeinsame 1.-Augustfeier zusammen mit ihren Familien in Ronco am Lago Maggiore, wo sie gemeinsam «böteln», oder Wellnessferien über Neujahr.

Doch immer wieder gönnen sich die beiden auch unabhängig von ihren Familien ein feines Essen zu zweit im Restaurant. Dann ist bei einer feinen Zigarre die Firma das Thema Nummer eins Gemeinsam frönen sie auch dem Ski- und Wasserskifahren.

Die Gattinnen sind eng mit ihren Karrieren verbunden. So war Portmanns Frau einst die Assistentin von Thomas Herbert, als dieser noch Einkaufsleiter im Warenhaus Globus war. Herberts Frau wiederum war Portmann bei Schild unterstellt, bevor sie sich ganz ihren Kindern widmete. Herbert lacht: «Für mich war Schild jedenfalls ein Glücksfall. Dort habe ich meine Frau kennengelernt.»

Hilfreich für Harmonie und funktionierende Konfliktkultur ist der gemeinsame Hintergrund: Beide Chefs stammen aus Mittelstandsfamilien und beide haben eine Lehre im Detailhandel gemacht. Portmann ist in Wallisellen aufgewachsen, sein Vater war Maschinenbau-Ingenieur. Herbert ist in einer Detailhandelsfamilie gross geworden, sein Vater war Ausbildungsleiter bei der ABM. «Ich wurde schon in meiner Jugend mit dem Detailhandelsvirus infiziert», meint Herbert.

Suche nach dem Mittelweg

Nicht immer funktioniert eine gemeinsame Leitung. Das haben Herbert und Portmann am eigenen Leib erfahren.

Ein Blick zurück: Als Patron Peter Schild für die Modekette keinen Nachfolger fand, verkaufte er das Unternehmen 2003 mittels Management Buyout. Damals war Thomas Herbert bereits mit im Team. Ein Jahr später wiederholte sich die Geschichte mit Christian Spengler, der sein Modehaus an Schild verkaufte, weil er ebenfalls keine Nachfolge fand. Zur Verstärkung für die schwierige Integration der beiden Verlust bringenden Firmen Schild und Spengler holte man Stefan Portmann. Herbert hatte ihn 1995 bei Globus kennen gelernt, als sie gemeinsam den Einkauf von Herren Globus und den Einkauf der Kleider für das Warenhaus bündelten. An der Spitze der Schild-Gruppe agierte damals Meinrad Fleischmann, der heute CEO bei Pfister ist.

«Fleischmann hat eine andere Strategie als wir verfolgt. Er wollte mehr einen Family Fashion Store, in der Mitte der Mitte positioniert», sagt Herbert. «Wir dagegen peilten die gehobene Mitte für Damen- und Herrenmode ohne Kinderkleider an.» Das habe zum Bruch geführt, meinen sie. Doch solche alten Geschichten wollen die beiden nicht aufwärmen.

Mittlerweile haben sie sich einen neuen starken Partner angelacht. Die Barclay Private Equity ist Schild angegangen, hat die beiden verkaufswilligen Verkaufsleiter, die neben Portmann und Herbert Miteigentümer waren, ausbezahlt und die Mehrheit am Aktienkapital übernommen. «Barclay war für uns der ideale Partner», sagt Herbert. Die Kehrseite der Medaille: Sie bekamen mit 51% die Mehrheit an der Firma.

Noch lange nicht Endstation

Blicken beide in die Zukunft, so ist ihnen klar: «Bei Schild werden wir nicht pensioniert.» Obwohl sie nicht Angestellte, sondern Mitbesitzer sind. Trotzdem: «Das Leben hat noch so viel Spannendes mehr zu bieten», meint Herbert. Und Portmann erklärt: «Das Unternehmen trägt ja auch nicht unsere Namen.» Klar ist beiden: Der Abschied muss ja nicht bereits morgen sein.