Sie werden oft belächelt und als Spielzeug für Erwachsene abgetan. Doch in Drohnen steckt ein sehr grosses Potenzial für die Wirtschaft. Laut einem Bericht der US-Luftfahrtbehörde FAA wurden 2016 weltweit 2,5 Millionen Drohnen verkauft. Für das Jahr 2020 werden sieben Millionen erwartet. Das Beratungsunternehmen PwC schätzt, dass der weltweite Markt für Drohnentechnologie im selben Zeitraum von 2 auf 127 Milliarden Dollar wachsen wird. Experten gehen davon aus, dass sich mit der steigenden Beliebtheit auch der Fokus von Hobby- in Richtung professionelle Nutzung der Geräte verschieben wird. So dürften Drohnen in Zukunft eine wachsende Rolle auch in vielen Schweizer Branchen spielen.

Wie die Association for Unmanned Vehicle Systems berichtet, sollen in den USA bis zum Jahr 2025 rund 100 000 neue Arbeitsplätze im Zusammenhang mit Drohnen entstehen. Auf der diesjährigen NAB-Messe in Las Vegas zeichnete sich dieser Trend bereits ab: Die Popularität der Drohnen ist so stark gewachsen, dass immer mehr Firmen Drohnen einsetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Drohnen an Stromleitungen

Jens Eser, Betriebswirt und Drohnenexperte aus Los Angeles, sagt: «Die Drohne ist eine sogenannte disruptive Technologie, das heisst, sie eröffnet neue Märkte und bestehende werden zerstört oder negativ beeinflusst.» Anwendungsmöglichkeiten gibt es etwa bei Industrieinspektionen und im Bauwesen: Schwer zugängliche Bauwerke in der Industrie wie beispielsweise Staudämme, Windräder, Pipelines, Brücken oder Stromleitungen können mit Drohnen inspiziert werden. Der Stromhersteller General Electric testet bereits den Einsatz von Drohnen an Stromleitungen. Jens Eser sagt: «Drohnen sind für diesen Bereich besonders interessant, weil sie das Verletzungsrisiko von Mitarbeitern und die Kosten extrem minimieren. Dabei steigern sie Effektivität und Flexibilität zum Erstellen von Aufnahmen und Daten.»

Laut FAA werden 26 Prozent der kommerziell genutzten Drohnen im Bauwesen und zu Inspektionen in der Industrie eingesetzt. In Aspern bei Wien läuft zum Beispiel ein Projekt von Siemens in Zusammenarbeit mit der Intel-Tochter Ascending Technologies, das den Nutzen von Drohnen auf Baustellen verdeutlicht: Mithilfe von Drohnenaufnahmen werden dort 3D-Modelle erstellt, die mit den Plänen abgeglichen werden können, um frühzeitig Mängel zu identifizieren.

Fliegende Makler

Auch Makler nutzen Drohnen, um Aufnahmen von den zu verkaufenden Objekten anzufertigen und in Werbevideos zu verwenden. Eser sagt: «Früher brauchte man für Luftaufnahmen Helikopter, wegen der Kosten lohnte sich das nur für sehr teure Objekte. Heute ist das für jeden Haustyp möglich, wovon die Vermarktung extrem profitiert.» Mit der Drohne ist es möglich, die Immobilie und ihre Lage effektvoll darzustellen. Im Unterschied zum Helikopter ist die Drohne nicht an eine Mindestflughöhe gebunden, mit ihr sind geschmeidige Kamerafahrten selbst in Häusern möglich. Eser: «Es ist bereits möglich, 3D-Modelle von Immobilien zu erstellen. In Zukunft wird es möglich sein, Häuser in Virtual Reality zu besichtigen.» Laut FAA werden 26 Prozent der kommerziell genutzten Drohnen im Immobilienbereich eingesetzt.

Eine besondere Chance ergibt die Technologie auch für Landwirtschaftsbetriebe: Japan hatte das Potenzial von Drohnen für die Landwirtschaft schon früh erkannt, dort benutzen Landwirte seit den 1990er Jahren die Yamaha R-MAX-Drohne zur Bestäubung von Reispflanzen. Heute übernehmen dort unbemannte Helikopter 85 Prozent der Schädlingsbekämpfung. Doch die Fluggeräte ermöglichen noch mehr. Eser sagt: «Ausgestattet mit Wärmebildkameras können sie Landwirten helfen, den Reifegrad einer Ernte zu bestimmen und Ernteverluste zu verhindern, sowie Erträge zu maximieren.»

Dünger von oben

Laut einem Bericht des Investment-Beratungshauses Oppenheimer Equity Research ist die Landwirtschaft der stärkste Wachstumsbereich für Drohnen. Wie Bloomberg berichtet, wird derzeit an einer Agrar-Drohne geforscht, die kranke Pflanzen erkennt und daraufhin selbstständig Massnahmen trifft, wie beispielsweise Dünger oder Nährstoffe zu versprühen. Besonders hervorgetan hat sich in diesem Bereich das Schweizer Startup Wingtra, das Drohnen für die Landwirtschaft herstellt.

Mit Lidar-Sensoren bestückte Drohnen können mithilfe von Laservermessungstechnik zudem Territorien nach Bodenschätzen absuchen. Die Geräte helfen ebenfalls dabei, 3D- und Wärmebild-Karten zu erstellen. In Zukunft werden Drohnen die Lücke zwischen Bildern auf der Erde wie Streetview und Satellitenbildern schliessen. Einer der Marktführer ist Pix4D aus der Schweiz.

Drohnen in der Assekuranz

Schweizer Versicherer könnten ihre Dienstleistung mit Drohnen ebenfalls qualitativ verbessern: Bei Verkehrsunfällen könnten sie Luftaufnahmen liefern. Versicherungsfälle könnten durch Drohnen schneller bearbeitet werden – der Sturmschaden am Haus könnte mit dem fliegenden Gerät in kürzester Zeit bearbeitet werden.

Bereits grundlegend verändert haben Drohnen die Unterhaltungsindustrie. Durch die neue Technik können nun Laien mit finanziell verhältnismässig geringem Aufwand beeindruckende Aufnahmen erstellen, die vormals nur professionelle und teure Teams mit beispielsweise Helikoptern, Kränen oder Schienentechnik leisten konnten. Doch auch Hollywood-Regisseure benutzen die Technik, so wurden Drohnenaufnahmen in Filmen wie «Transformers» und «Marvel’s The Avengers» verwendet. Eser dazu: «Zwar haben Drohnen auch Einschränkungen, sie können beispielsweise nicht jedes beliebig grosse Objektiv transportieren. Im Verhältnis zu Kostenersparnis und Flexibilität fällt das aber überhaupt nicht ins Gewicht.»

Bestseller aus der Luft

Seit 2015 sind Follow-me- und Selfie-Aufnahmen möglich. Bereits heute können Drohnen auch vorprogrammierten Routen folgen und dabei Objekte filmen. In Zukunft sollen sie dabei auch gleichzeitig Hindernissen ausweichen können. Laut der FAA haben kommerziell genutzte Drohnen für Aerial Photography, also Luftaufnahmen, mit 34 Prozent heute den grössten Marktanteil. Der Wunsch, die fliegenden Geräte nützlich einzusetzen, ist jedoch nicht neu. Bereits seit dem Ersten Weltkrieg wurde an Drohnen zu militärischen Zwecken geforscht. Doch erst effizientere Technologie und längere Batterielaufzeiten ermöglichten einen kommerziellen Durchbruch der Geräte.

Ihr wirtschaftlicher Erfolg begann 2010, als der französische Hersteller Parrot die Spielzeugdrohne AR.Drone auf den Markt brachte. Zwei Jahre später zog der chinesische Hersteller DJI mit seinem Modell Phantom nach und bescherte der Drohne ihren kommerziellen Durchbruch. Beide Modelle wurden bislang jeweils über 1,5 Millionen Mal verkauft und führten im gesamten Drohnengeschäft zu exponentiell steigenden Verkaufszahlen.

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