Als Erstes und wahrscheinlich am häufigsten gibt es den Serien-Aufschieber. Ich bin sicher, jeder kennt mehrere Vertreter dieser frustrierenden menschlichen Subspezies. Das ist die, die das ganze Jahr über den Ansatz verfolgt «Warum sollte ich heute eine Entscheidung treffen, wenn ich sie auf morgen verschieben kann?» – und wie wir alle wissen, wird es «morgen» niemals geben!

Ich meine damit nicht jemanden, der sich so viel Zeit nimmt wie möglich, um ein Projekt mit der gebührenden Sorgfalt zu prüfen, sondern solche Individuen, die psychisch und physisch nicht in der Lage zu sein scheinen, von jetzt auf gleich eine Entscheidung zu treffen, egal wie einfach und geradeheraus die vorliegende Angelegenheit sein mag.

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Warum verhalten sich Menschen so?

Ein Grund ist mit ziemlicher Sicherheit die Angst davor, dass, wenn man sie zu einer schnellen Entscheidung drängt, immer die Möglichkeit besteht, dass diese sich als falsch herausstellt. Es ist daher viel sicherer, wenn man die Entscheidung so lange wie möglich hinauszögert und vielleicht im Verlauf jemand anderes hervortritt und die Initiative absegnet.

Auf diese Weise kann der Aufschieber, wenn die Sache schiefgeht, immer sagen: «Das war nicht meine Idee. Tatsächlich habe ich immer gedacht, dass das ein riskantes Spiel ist.» Wenn sich die Sache hingegen als Riesenerfolg entpuppt, wird der Aufschieber, der ja nie offen gesagt hat, sie würde nicht funktionieren, meist der Erste sein, der auf den Zug aufspringt und sich seinen Anteil am Ruhm einheimst mit solchen Sätzen wie: «Ich habe immer gesagt, dass das eine grossartige Idee war.» Kommt Ihnen das bekannt vor?

Unwillige Menschen dürfen einen nicht aufhalten

Aber es sind nicht nur die grossen Entscheidungen, mit denen Berufs-Aufschieber zu kämpfen haben, oft sind es auch die ganzen kleinen im Alltag. Wenn ein Unternehmen reibungslos funktionieren soll, kann es aber nicht angehen, dass die Abläufe von der Unwilligkeit eines Menschen behindert werden, viele relativ profane Dinge zu genehmigen, was in der Gesamtheit dazu führen kann, dass der Fortschritt abgewürgt wird.

Der zweite Persönlichkeitstyp ist der, zu dem ich, zumindest meinem Ruf nach, am ehesten gehöre. Wie viele frühere oder heutige Kollegen bei Virgin Ihnen wahrscheinlich sagen würden, hat mein bekannter «Geht nicht, gibts nicht»-Ansatz, was Entscheidungen betrifft, seine Vor- und Nachteile. Als genaues Gegenteil zum Aufschieber habe ich mich über die Jahre in spontanen Entscheidungen auf einige ziemlich grosse Unternehmen eingelassen.

Der Text ist ein esklusiver Vorabdruck aus dem Buch «The Virgin Way - Wie ich Führung sehe» von Richard Branson, das am 28. Mai 2015 im Verlag Books 4 Success erscheint. Im Buch gewährt er dem Leser Einblicke in seinen Führungsstil. Der ist wie er selbst: hemdsärmelig und ganz anders als erwartet. 450 Seiten.

 

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