Wer kennt es nicht? Eine Aufgabe steht an und man findet tausend Gründe sie nicht anzugehen: Eigentlich müsste noch eine Wäsche angestellt werden, man muss dringend den Wochenendeinkauf erledigen oder noch einen Arzttermin ausmachen. Stunden später hat man die Aufgabe noch immer nicht erledigt. Das nennt sich Prokrastination, ein Phänomen, das nicht nur bei lernunwilligen Studenten, sondern durchweg bei der gesamten Bevölkerung zu beobachten ist.

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Auch bei mir. Als freie Journalistin arbeite ich von zuhause und habe somit diverse Ablenkungen um mich herum. Ausserdem habe ich oft kein Deadline – oder eine, die in scheinbar ferner Zukunft liegt. Dadurch lasse ich mich verführen, andere Dinge zu machen – und komme dann irgendwie in Zeitnot. Das Schlimmste: Im Hinterkopf habe ich die ganze Zeit den Gedanken, dass ich mich UNBEDINGT noch an den Artikel machen muss. Somit kann ich alles andere, was ich stattdessen mache, gar nicht geniessen.

«Freund, hör auf, die Arbeit aufzuschieben»

Das Problem ist nicht neu: «Freund, hör auf, die Arbeit aufzuschieben und erlaube uns pünktlich nach Hause zu gehen», besagen Hieroglyphen, die kürzlich übersetzt wurden. Dank moderner Technik war es noch nie so einfach, viel Zeit zu verschwenden. Bevor ich mich an die Arbeit mache, will ich nur «mal eben» bei Facebook schauen, was die Freunde so treiben, checke «mal eben» das Weltgeschehen auf mindestens fünf unterschiedlichen Internetseiten und will dann noch «mal eben» schauen, ob die hübschen Schuhe von neulich mittlerweile reduziert sind. «Mal eben» sind dann locker zwei Stunden und ich bin sauer auf mich selbst. Jetzt aber, denke ich mir und mache mir nur «mal eben» einen Tee – um dann zu sehen, dass die Küche eigentlich DRINGEND aufgeräumt werden müsste.

So vergeht mindestens eine weitere halbe Stunde. Dann habe ich Hunger und natürlich nichts im Haus. Also «mal eben» zum Einkaufen. Spätestens nach dem Mittagessen bin ich dann im Panikmodus: Das Stück muss in zwei Stunden fertig werden! Hektisch suche ich meine Unterlagen zusammen und haue in die Tasten.

Dieses nagende Gefühl in der Magengegend

Lange Zeit habe ich mich herausgeredet: Ich brauche den Druck, unter Druck liefere ich meine besten Werke ab. Und ich habe mein Prokrastinations-Hobby auch gepflegt: Schon in der Schule habe ich mir Listen mit Aufgaben geschrieben, die ich noch zu erledigen hatte – und wegen der schieren Menge aufgegeben. In der Uni gehörte ich zu den Studenten, die das ganze Semester herzlich wenig gelernt und dafür in den letzten ein, zwei Wochen in der Uni-Bibliothek übernachtet haben. Es ist für mich also keine neue Erfahrung, Aufgaben zu verschieben. Mittlerweile habe ich es aber einfach satt: Statt meine freie Zeit zu geniessen, habe ich dieses nagende Gefühl in der Magengegend, dass da noch eine Sache ist, die ich eigentlich unbedingt erledigen müsste. Das stresst – und ist unnötig!

Da hilft es auch nichts, dass einige Experten sagen, dass Leute, die prokrastinieren, einfach besonders hohe Standards an ihre Arbeit anlegen, von denen sie nie das Gefühl haben, sie erfüllen zu können. Also bin ich eigentlich Perfektionist, der an sich selbst scheitert? Das klingt für mich doch nach einer Ausrede, nach Schönfärberei. Denn wenn ich ganz ehrlich bin: Ich bin bequem. Ich drücke mich vor Dingen, auf die ich keine Lust habe. Aber damit soll jetzt Schluss ein! Meine Kollegin Melanie Hofmann schwört auf To-Do-Listen und das gute Gefühl, einzelne Punkte abzuhaken. Vielleicht sollte ich das auch mal probieren. Bislang tendiere ich dazu, solche Listen zu verlegen…

Hilfreich gegen Prokrastination: Selbst Deadlines setzen

Aber das geht mein grundsätzliches Problem nicht an: Ich muss Aufgaben angehen, mich nicht davor drücken. Der Grund für Prokrastination liegt meist darin, dass man nicht abschätzen kann, wie viel Zeit man tatsächlich für eine Aufgabe braucht und sich deswegen davor graut. Das macht Sinn. Häufig weiss ich nicht, wie rechercheaufwändig ein Artikel ist und schiebe ihn vor mir her. Wenn ich die Spülmaschine ausräume, weiss ich genau: Das dauert fünf Minuten.

Der Trick ist es, sich selbst kurze Deadlines zu setzen. Die wenigsten Menschen machen gerne Sport und drücken sich davor, laufen zu gehen. Wenn man sich aber 15 Minuten Sport vornimmt, scheint es machbar. Was sind schon 15 Minuten? Häufig passiert es, dass man dann doch länger läuft, wenn man erstmal angefangen hat. (Eine Theorie, die ich auf jeden Fall beim Sport noch überprüfen werde. Demnächst. Ganz bestimmt!)

Erfolgsversprechende Methode

Und es stimmt: Es funktioniert auch bei der Arbeit. Ich habe mich hingesetzt und mir 15 Minuten gegeben, um einen Artikel anzufangen. Danach wollte ich mich mit einem Telefonat belohnen. Ich habe tatsächlich eine Stunde benötigt. Dann war der Artikel fertig. Und ich ziemlich stolz. Ob das eine dauerhafte Methode ist? Ich weiss es nicht. Dieses eine Mal hat es sich echt gut angefühlt. Aber ob ich noch öfters darauf hereinfalle?

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bizzmiss – das Business-Magazin für Frauen mit den Schwerpunkten Karriere und Work-Life-Balance.