Die Weihnachtszeit bietet Anlegern Anlass, auf wertvollen christlichen Rat zu hören. Sieben Todsünden gilt es beim Investieren zu vermeiden.
Wie Gift in der Seele brennt das Verlangen nach Rache und zu seinem Recht zu kommen. Beim Investieren liegen Anleger naturgemäss ständig falsch und sehen alt aus. Dabei ist es nur allzu menschlich, mit Wut auf die Frustration zu reagieren und den anderen die Schuld für das eigene Versagen zu geben. Wie beim Poker kann man auch an der Börse ausrasten und in den Tilt-Modus geraten: Das sinnlose Nachkaufen von Positionen im Verlust etwa, um den Break-Even wieder zu erreichen und doch noch Recht zu bekommen, ist eine Ausprägung davon. Wer auf Grund vergangener Verluste zudem ganze Anlageklassen aus Rachsucht kategorisch und für alle Zeit ausschliesst, ist ebenfalls ein Opfer von Ira und schadet sich letztlich selbst.
Die Tugend: Geduld
Dies ist die Fähigkeit, zu warten und Frustration zu ertragen. Wenn etwas schief läuft bei der Geldanlage, sollte der Fehler nicht bei anderen, sondern höchstens bei einem selbst gesucht werden. Meistens handelt es sich aber ohnehin um Dinge, die niemand verlässlich hätte voraussehen können. Phasen der Frustration liegen in der Natur des Anlagegeschäfts. Manchmal muss man sich auch nur etwas länger gedulden, bis man doch noch Recht bekommt – jedoch ohne sich darauf zu versteifen.
Die Sünde bezeichnet übermässige Faulheit und die Unterlassung zu Handeln und seine Fähigkeiten auszuschöpfen. Ein Opfer von Acedia wird etwa, wer ohne Nachzudenken oder Fakten zu prüfen einfach gute Stories und Anlagen kauft, die alle anderen kaufen. Dies endet meistens in einem Desaster. Immer dem gehypten Fonds oder ETF des Monats nachzurennen, ist eine Variante davon. Alle Anleger, die ihre Hausaufgaben nicht machen, zu viel Gebühren zahlen oder zu lange mit schlechten Vermögensverwaltern zusammenarbeiten, unterliegen letztlich der Trägheit. Ebenso Anleger, die ihr Depot nicht regelmässig ausmisten und sich nicht von Anlagen oder Beratern trennen, bei denen rational nur noch wenig Grund zur Hoffnung auf Besserung besteht.
Eine Ausprägung der Faulheit und Ignoranz ist der weit verbreitete Home Bias: Viele Anleger investieren nur im eigenen Land oder in Branchen, in denen sie selber arbeiten. Dies kann auf lange Sicht keine optimale Strategie sein.
Die Tugend: Fleiss
Ist die Tugend des zielstrebigen Arbeitens und Verstehen Wollens. Viele wichtige Fortschritte beim Investieren lassen sich bereits mit relativ wenig Aufwand erreichen: Zum Beispiel das Sparen von Gebühren durch die Wahl der richtigen Banken und das Vermeiden komplexer und meist überteuerter Anlageinstrumente wie strukturierte Produkte. Wer nicht selbst mitdenkt und etwas Recherche betreibt, wird in der Finanzwelt schnell zum Opfer. Wie sehr man sich dann in die Analyse von einzelnen Wertpapieren vertiefen will, ist auch Geschmackssache. Ohne ein Mindestmass an Fleiss gibt es an der Börse jedoch auf lange Sicht keinen Preis zu holen. Im Zweifelsfall ist sonst eine simple und gebührengünstige Strategie mit Index-ETF vorzuziehen.