Dank einer Beruhigungspille der Europäischen Zentralbank (EZB) für die aufgewühlten Börsen kehren Anleger an die europäischen Aktien- und Anleihemärkte zurück. Dax und EuroStoxx50 stiegen bis zum Abend um jeweils etwa eineinhalb Prozent auf 13'485,29 beziehungsweise 3532,19 Punkte.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte ein halbes Prozent vor. Bei europäischen Staatsanleihen griffen Investoren ebenfalls zu und drückten die Renditen der zehnjährigen Titel aus Deutschland und Italien auf 1,655 beziehungsweise 3,93 Prozent. Der Euro bröckelte dagegen nach anfänglichen Gewinnen auf 1,0403 Dollar ab.
Nach fünf Sitzungen mit sinkenden Kursen hat die Schweizer Börse am Mittwoch den Vorwärtsgang eingelegt. Händler erklärten, für eine Beruhigung hätten Beschlüsse der EZB gesorgt. Der SMI zog bis kurz vor Handelsschluss um 1,3 Prozent an auf 10'838 Punkte.
Sämtliche 20 Standardwerte legten zu. Gefragt waren vor allem Finanzwerte. Spitzenreiter waren mit einem Plus von 3,7 Prozent die Swiss-Life-Aktien. Mit Swiss Re stand ein zweiter Versicherer in der Gunst der Anleger. Die Private-Equity-Gesellschaft Partners Group gewann 2,6 Prozent an Wert.
(awp/mbü)
Die Europäische Zentralbank will der Inflation mit neuen Massnahmen begegnen
Rund eine Woche nach den regulären Beratungen traf sich die EZB-Spitze zu einer Dringlichkeitssitzung, um die Turbulenzen an den Bondmärkten in den Griff zubekommen. Dazu will die Notenbank künftig fällige Gelder aus dem Ankaufprogramm PEPP flexibel reinvestieren.
Ausserdem würden die relevanten Ausschüsse verstärkt an neuen Massnahmen arbeiten, um die Fragmentierung des Bond-Marktes – sprich das Auseinanderlaufen der Renditen der einzelnen Staaten - zu bekämpfen. «Das ist das Mindeste, was man erwarten konnte», sagte Piet Christiansen, Chef-Analyst der Danske Bank. «Aber es ist auch das realistischste Ergebnis, auf das man sich heute einigen konnte.»
Die US-Federal Reserve dürfte die Zinsen kräftig erhöhen
Nun richteten Investoren ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Beratungen der US-Notenbank Fed. Sie rechnen mehrheitlich mit einer Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte.
Die grosse Frage sei, in welchem Tempo die Fed die Geldpolitik in den kommenden Monaten straffen werde, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. «Vermutlich wird sich Fed-Chef Jerome Powell alle Türen offenhalten wollen und wenig Neues liefern, sondern nur ein wohlformuliertes 'wir erhöhen weiter in zügigem Tempo'.»
Zum ersten Mal seit elf Jahren plant die Europäische Zentralbank, den Leitzins anzuheben. Doch diese Strategiewende kommt sehr spät. ABO
Die Talfahrt bei den Kryptowährungen geht weiter
Bei den Kryptowährungen ging die Talfahrt weiter. Bitcoin fiel zeitweise um fast neun Prozent und hielt sich nur knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 20'000 Dollar. Ethereum rutschte um bis zu 15 Prozent ab und war mit 1012,68 Dollar so billig wie vor eineinhalb Jahren.
Er halte es für möglich, dass der in Schieflage geratene Krypto-Kreditgeber Celsius Cyber-Devisen in grossem Stil verkaufen müsse, um Sicherheitszahlungen zu leisten, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. «Die Situation scheint sich nicht zu beruhigen.»
Der Ölpreis sinkt wegen einer pessimistischer Einschätzung der IEA
Derweil bereitete ein trüber Ausblick der Internationalen Energieagentur IEA der Ölpreis-Rally ein vorläufiges Ende. Wegen steigender Zinsen, der Aufwertung des Dollar und einer möglichen Abkühlung der Konjunktur warnt die Behörde vor einem Nachfrage-Rückgang.
Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich daraufhin um 0,2 Prozent auf 120,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Allerdings sei das Angebot weiter knapp, gab Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda zu bedenken. «Ich kann hier keine Veränderung erkennen, so lange die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession stürzt.»
(reuters/mbü)