In einer Sache bin ich mit meinen Branchenkollegen an den Kapitalmärkten einer Meinung: Der Satz, den wir alle tagtäglich am häufigsten wiederholen sollten, heisst: «Die Basiswerte bestimmen die Liquidität des ETF.» Genau so ist es.  

Immer mehr Anleger setzen auf ETF, daher ist es wichtig, die Liquidität eines ETF zu verstehen und einschätzen zu können und die echte Liquidität zu beurteilen. Daher möchte ich Mythen auf den Grund gehen und die Funktionsweise eines ETF nochmals erläutern.  

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Nicht das gehandelte Volumen ist wichtig  

Zur Erinnerung: Der einem ETF zugrunde liegende Wert leitet sich aus dem Kurs der Wertpapiere ab, in die er investiert. Mit anderen Worten: vom Kurs des zugrunde liegenden Korbs beziehungsweise der zugrunde liegenden Indexkomponenten, die er abbildet. Allerdings glauben viele Anleger, dass die einem ETF zugrunde liegende Liquidität vom gehandelten Volumen abhängig ist.

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. ETF-Volumina besagen nur, welche Mengen tatsächlich gehandelt wurden, nicht aber, welche für den Handel zur Verfügung gestanden hätten. 

Über den Autor

Jason Xavier ist Head of EMEA Capital Markets bei Franklin Templeton Investments.  Er verfügt über mehr als 16 Jahre Erfahrung im Bereich ETF-, Index- und Portfoliostrategien.  

Bevor er im Sommer 2017 zu Franklin Templeton kam, leitete er das Kapitalmarktteam bei ETF Securities in London. Jason hat einen Bachelor of Engineering und einen Master-Abschluss in angewandter Mathematik vom Imperial College London.

Um das zu sehen, muss ein Anleger sich anschauen, welche Aktien den einzelnen Komponenten zugrunde liegen. Ein ETF ist ein offener Fonds, der in Abhängigkeit von der Nachfrage mehr Anteile begeben und auf der Grundlage von Rücknahmen Anteile kündigen kann.  

Es gibt kein Grund, neue ETF zu meiden  

Wieder zurück zu der Vorstellung, dass ein ETF, anders als ein Publikumsfonds, keine anfängliche Mindestanlage eines Kunden benötigt, um offen zu bleiben oder liquide zu sein. Er kann unabhängig von der Allokation bestimmter Anleger existieren. Ein neu aufgelegter ETF hat normalerweise einen viel geringeren durchschnittlichen Tagesumsatz als ein etablierter oder älterer Fonds.  

Ausserdem hat ein neuer ETF in der Regel deutlich weniger Anteilsinhaber. Es ist nicht einmal ungewöhnlich, dass es am ersten Handelstag nur einen einzigen gibt. Aus unserer Sicht ist das jedoch kein Grund, neue ETF zu meiden, denn der Preis eines neuen ETF entspricht generell dem Kurs des zugrunde liegenden Wertpapierkorbs.  

Vor allem bei der Beurteilung der Risiken rund um den Verkauf oder den Ausstieg aus einer Position wenden zudem viele noch immer fälschlicherweise die Screening-Kriterien eines Publikumsfonds und vor allem das Volumen eines ETF als Hinweis auf die Liquidität an. 

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Man hört Aussagen wie «wir investieren lieber in grössere Fonds, damit wir keine Liquiditätsprobleme bekommen, wenn wir unsere Position in gestressten Märkten liquidieren müssen».  

ETFs bieten nur «Verpackungs»-Struktur  

Anlegern muss vollständig klar sein, dass ein ETF eigentlich nur eine «Verpackungs»-Struktur ist, die Zugang zu einem umfassenden und liquiden Pool zugrunde liegender Komponenten bietet. Zum Beispiel zu einem Aktienindex mit Large Cap Bluechip-Titeln. Dies als Beispiel für die riesige und umfangreiche Liquidität, die dabei angeboten wird.  

Die zugrunde liegende Liquidität einer einzelnen Aktie resultiert aus der endlichen Anzahl im Umlauf befindlicher Aktien, aber die einem ETF zugrundeliegende Liquidität steht in keinem Zusammenhang zu den gehandelten Volumina dieser Titel. ETF Volumina besagen nur, welche Mengen tatsächlich gehandelt wurden, aber nicht, welche zum Handel zur Verfügung gestanden hätten. Um das zu sehen, muss ein Anleger sich anschauen, welche Aktien den einzelnen Komponenten zugrunde liegen.  

Fazit: Geht es also um Liquidität, ist das Volumen eines ETF eine rein akademische Grösse.