Die jüngsten Verwerfungen auf dem Markt für Kryptowährungen legen aus Sicht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) grundlegende Strukturschwächen solcher Digitaldevisen offen.

Der Kursverfall der stablecoins TerraUSD und Luna sei nur der spektakulärste Fehlschlag in der Branche, teilte die Notenbank der Notenbanken am Dienstag in einem Bericht zur Zukunft des Geldsystems mit.

Manche Digitalwährungen, die weniger bekannt seien, hätten im Vergleich zu ihren Höchstständen 2021 sogar mehr als 90 Prozent an Wert verloren. «Krypto-Kommentatoren haben angefangen, die jüngsten Ereignisse als Beginn eines 'Krypoto-Winters' zu bezeichnen», schreiben die BIZ-Experten. Die in Basel ansässige BIZ gilt als wichtige Denkschmiede für die internationale Geldpolitik.

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Stablecoins sind Kryptowährungen, die auf Kursstabilität ausgerichtet sind. Das soll ihre Nutzung als Zahlungsmittel oder Wertanlage vereinfachen, weswegen ihr Kurs oft an klassische Währungen wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt ist. Umso spektakulärer war daher der jüngste Kursverfall von stablecoins wie TerraUSD.

Schwächen sind deutlich geworden

Aus Sicht der BIZ mangelt es letztendlich jeder Form von Geld an Glaubwürdigkeit, hinter der keine regierungsgestützte Institution steht, die durch Steuern finanzierte Reserven nutzen kann. «Ich denke alle diese Schwächen, auf die man zuvor hingewiesen hat, sind so ziemlich eingetreten», sagte BIZ-Chef Agustin Carstens zu Reuters. «Man kann der Schwerkraft einfach nicht trotzen», sagte er.

Irgendwann müssten die Konsequenzen getragen werden. Analysten zufolge hat der Markt für Kryptowährungen seit November mehr als zwei Billionen Dollar an Wert eingebüsst.

BIZ kritisch

Die BIZ hat sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu Kryptowährungen geäussert. In ihrem jüngsten Bericht stellten die BIZ-Experten ihre Ideen für das zukünftige globale Währungssystem dar. In dieser Vision nutzen Zentralbanken die technischen Vorteile von Bitcoin & Co, um digitale Versionen ihrer eigenen Währungen bereitzustellen. Diese in der Fachwelt als «CBDC» bezeichneten Digitalwährungen stehen bei vielen Notenbanken rund um den Globus ganz oben auf der Agenda.

Laut BIZ arbeiten inzwischen etwa 90 Prozent aller Notenbanken an digitalen Versionen ihrer Landeswährungen. Ein treibender Faktor ist die Hoffnung, dass ihnen damit der Sprung in die Online-Welt gelingt und sie dadurch Krypotowährungen in Schach halten können. Die BIZ will dabei unter anderem sicherstellen, dass die CBDCs auch grenzüberschreitend funktionieren.

Vergleich mit 90er-Jahre

Die unmittelbaren Herausforderungen der Notenbanken sind vor allem technischer Natur. Die Situation lässt sich etwa mit dem Beginn der 90iger Jahre vergleichen, als klar wurde, dass die neue Mobiltelefon-Welt standardisierte Codierungen benötigt, um etwa die Kompatibiliät der Geräte verschiedener Hersteller zu ermöglichen.

Dazu kommen aber auch geopolitische Fragen, die etwa die Beziehungen des Westens mit Ländern wie China und Russland betreffen. Die Vereinbarkeit oder Interoperabilität verschiedener CBDCs stehe schon lange auf der Agenda der G20-Länder, sagte Carstens. Es gebe gute Chancen, das voranzubringen. So habe es 2021 eine Reihe von Versuchen mit CBDCs gegeben. Auf die Frage, wie lange es dauern könnte, bis internationale Standards für die CBDC-Interoperabilität vereinbart werden könnten, sagte der BIZ-Chef: «Ich denke, in den nächsten Jahren. Wahrscheinlich sind zwölf Monate zu kurz.»

(reuters/tdr)