Die Situation hat sich im letzten Monat völlig geändert: Der russische Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hat einen starken Anstieg der Rohstoffpreise und eine Korrektur bei risikoreichen Anlagen ausgelöst. Während der aggressive Akt Russlands von der internationalen Gemeinschaft universell kritisiert wurde, gab es einige bemerkenswerte Ausnahmen.

In Asien haben sowohl China als auch Indien eine neutrale Position eingenommen und enthielten sich im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen offiziell der Stimme zu der Frage, ob nach der Invasion eine Dringlichkeitssitzung abgehalten werden sollte. China ist eines der fünf ständigen Mitglieder des Rates, während Indien derzeit zu den zehn nicht ständigen Mitgliedern gehört.

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Russische Waffen nach Indien und China

Auf den ersten Blick ist es nicht überraschend, dass beide Länder eine solche Position eingenommen haben: China und Indien haben seit langem enge wirtschaftliche und verteidigungspolitische Beziehungen zu Russland. Laut Aid Data ist Russland das Land, das von China die meisten Kredite erhält, darunter 86 Milliarden US-Dollar von Staatsbanken und staatlichen Geschäftsbanken, die hauptsächlich durch zukünftige Ölexporte abgesichert werden.

Russland ist auch ein langjähriger Lieferant von Rüstungsgütern für Indien, und die beiden Länder haben kürzlich einen zehnjährigen Pakt über die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich unterzeichnet. Russland exportiert seine Waffen hauptsächlich nach Indien. China folgt an zweiter Stelle.

Auch persönliche Beziehungen

Der russische Präsident Wladimir Putin scheint auch enge persönliche Beziehungen zu den Führern der beiden asiatischen Länder zu pflegen: Zu Beginn der Olympischen Winterspiele im Februar traf er sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi in Peking. Die beiden Staatsoberhäupter erklärten, dass die Freundschaft zwischen ihren Ländern «keine Grenzen» kenne.

Putin besuchte auch Premierminister Modi in Neu-Delhi während des 21. Indien-Russland-Gipfels im Dezember, bei dem 28 Abkommen unterzeichnet wurden, die die Freundschaft und enge Partnerschaft zwischen den beiden Ländern bekräftigten. Die Tatsache, dass dies erst Putins zweite Auslandsreise seit der Pandemie ist, zeigt die Bedeutung, die er diesen Beziehungen beimisst.

Der Autor – Daryl Liew

Daryl Liew ist Chief Investment Officer für Reyl Singapore. Von 2002 bis 2010 arbeitete er bei Providend Ltd in Singapur und war zuletzt in der Generaldirektion für die Investments verantwortlich. Liew gehört zu den Verfassern des «Singapore Master Financial Planning Guide». Er besitzt einen Master in Business Management, Fachgebiet Finanzwesen, des Asia Institute of Management (Philippinen, 2002) und verfügt ferner über eine Zulassung als CFA (2005).

Die Stärke dieser Beziehungen wird nun durch die Invasion der Ukraine auf eine harte Probe gestellt. Ohne das Vorgehen Russlands offiziell zu verurteilen, bekräftigte der chinesische Aussenminister, dass die Grundsätze der Vereinten Nationen und die Souveränität der Nationen respektiert werden sollten und dass Streitigkeiten durch friedlichen Dialog und Verhandlungen gelöst werden sollten.

Auch Premierminister Modi forderte einen Waffenstillstand und die Rückkehr an den Verhandlungstisch, um Streitigkeiten durch Gespräche zu lösen.

Russland braucht China und Indien

Die meisten anderen asiatischen Länder haben sich gegen die Invasion Russlands ausgesprochen und Schritte unternommen, um internationale Sanktionen gegen russische Stellen zu verhängen.

China verzichtete zwar darauf, das Vorgehen Russlands zu verurteilen. Doch mehrere grosse chinesische Staatsbanken hielten sich an die US-Sanktionen gegen Russland und begannen, die Finanzierung von Rohstoffkäufen einzuschränken. 2014 hatten chinesische Banken die US-Sanktionen gegen russische Einheiten nach der Annexion der Krim ebenfalls in ähnlicher Weise umgesetzt.

Die USA sind grösster Handelspartner Chinas

Die USA sind nach wie vor Chinas grösster Handelspartner, und China muss auf mögliche rechtliche Konsequenzen achten, wenn es gegen internationale Sanktionen verstösst. Indien ist ebenfalls besorgt über die Auswirkungen der Sanktionen auf bestimmte Sektoren seiner Wirtschaft und könnte von den USA bestraft werden, weil es S-400-Raketen von Russland trotz dem Gesetz CAATSA (Countering America's Adversaries Through Sanctions Act) gekauft hat.

Die USA haben bereits chinesische und türkische Einrichtungen nach diesem Gesetz für den Kauf des S-400-Raketensystems von Russland sanktioniert. Da die internationalen Sanktionen allmählich Früchte tragen, wird sich Russland wahrscheinlich an China und Indien wenden, um weitere wirtschaftliche Unterstützung zu erhalten.

Dies könnte sowohl Chancen als auch Bedrohungen für beide Nationen mit sich bringen. Es könnten sich Möglichkeiten ergeben, russische Produkte zu niedrigeren Preisen als den Marktpreisen zu kaufen, allerdings mit dem Risiko, dass einige Länder neue Sanktionen verhängen.

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