ie Flut hebt alle Boote. Das besagt zumindest eine alte Börsenweisheit. Doch anders als der satte Jahresgewinn von 24 Prozent beim breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) vermuten liesse, verdiente 2021 nur Geld, wer in richtigen Aktien investiert gewesen ist. Wie schon im Jahr zuvor trennten die Jahresgewinner an der Schweizer Börse gefühlte Welten von den Verlierern.
So unterschiedlich die Erwartungen der Banken an das Börsenjahr 2022 auch sein mögen – zumindest in einem Punkt ist man sich einig: Das Geschehen wird wohl noch launischer – und die richtigen Einzelaktien im Depot zu haben wird noch viel wichtiger.
Mehr Schweizer Aktien auf angelsächsischen Tipp-Listen
Anders als vor Jahresfrist setzen gerade die britischen und amerikanischen Banken vermehrt wieder auf Aktien aus der Schweiz. Eine der wenigen Ausnahmen bleibt Jefferies. Auf der 20 Titel starken Empfehlungsliste der US-Investmentbank für Europa macht das SMI-Schwergewicht Roche schon fast einen etwas verlorenen Eindruck. Der Genussschein des Pharma- und Diagnostikkonzerns aus Basel wird mit einem Kursziel von 435 Franken zum Kauf angepriesen.
Besser ist die Ausbeute aus Schweizer Sicht auf der europäischen Favoritenliste von Barclays. Für die Briten sind neben der Aktie des Bauchemie-Spezialisten Sika auch die des Schokoladeproduzenten Barry Callebaut sowie jene des Nahrungsmittelmultis Nestlé und des Uhrenherstellers Swatch Group im Hinblick auf das eben gerade angelaufene Börsenjahr ein «Muss».
Nur unbedeutend geringer ist die Schweizer Präsenz auf der Liste von Barclays mit Aktien, die es in den nächsten 12 Monaten aus Anlegersicht zu meiden gilt. Es sind dies Givaudan, Novartis sowie AMS.
Bei AMS widerspricht die Bank of America jedoch. Sie führt die Aktie des Sensorenherstellers gemeinsam mit jenen des Weltmarktführers Sonova und der Versandapotheke Zur Rose auf ihrer Empfehlungsliste. Als die Liste kommuniziert wurde, standen die Verzögerungen bei der landesweiten Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland noch nicht fest. Dieser Entscheid des deutschen Bundesgesundheitsministeriums setzte der Zur-Rose-Aktie zuletzt ziemlich zu.
Vontobel: Mehrere alte Bekannte
Nicht nur an AMS, auch an Novartis scheiden sich in Expertenkreisen die Geister. Während neben Barclays auch J.P. Morgan das Schwergewicht Novartis zur «Aktie non grata» erklärt, setzt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) dieses sogar auf ihre Empfehlungsliste. Auch Vontobel stufte die Novartis-Aktie erst vor wenigen Wochen mit einem Kursziel von 89 (zuvor 87) Franken von «Hold» auf «Buy» herauf (der cash Insider berichtete). Dennoch sieht die Zürcher Bank wie schon im Jahr zuvor den Genussschein von Roche in der Favoritenrolle.
Gleich mit 14 Favoriten geht Vontobel ins Rennen. Vor einem Jahr waren es sogar deren 16. Auf der überarbeiteten Liste sind mit Roche, Swiss Re, Huber+Suhner, Logitech und Partners Group einige alte Bekannte anzutreffen. Darüber hinaus setzt die Zürcher Bank auf ABB, Emmi, Sonova, Komax, PSP, UBS, Sika, Givaudan und Stadler Rail.
Mit Stadler Rail begibt sich auf den gleichen Pfad wie die UBS, zählt doch auch die grösste Schweizer Bank die Aktie des Zugbauers zu ihren Jahresfavoriten. An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass die UBS es war, welche Stadler Rail seinerzeit an die Börse brachte.
Bei Givaudan widerspricht Vontobel hingegen der pessimistisch gestimmten britischen Barclays und bei Sonova der Bank of America mit ihrer Verkaufsempfehlung. Die US-Investmentbank hält die Aktie des Hörgeräteherstellers schon seit geraumer Zeit für masslos überbewertet. Mit 257 Franken liegt das Kursziel der Bank of America weit unter den von Vontobel errechneten 460 Franken.
ZKB setzt auf Aussenseiter
Zuversichtlich gibt sich bei Sonova auch die UBS. Sie ist mit einem 12-Monats-Kursziel von 379 Franken im «Team Vontobel». Neben Sonova und Stadler Rail haben es der Grossbank übrigens auch Georg Fischer, Oerlikon sowie Richemont angetan. Richemont galt schon 2021 mit einem Kursplus von 72 Prozent als «der» SMI-Börsenüberflieger.
Anders als bei der UBS setzt man bei den Jahresfavoriten der ZKB weder auf Altbewährtes noch auf Gängiges. Gerade bei den Nebenwerten tanzt die Zürcher Bank mit dem Spitalkommunikations-Spezialisten Ascom, der Immobilienbeteiligungsgesellschaft Mobimo sowie dem Lüftungsbauer Zehnder ziemlich aus der Reihe. Diese drei Aktien sind bei keiner anderen Bank auf der Favoritenliste anzutreffen.
Da muten die SMI-Favoriten der ZKB schon fast etwas langweilig an, umfassen diese doch Alcon, Logitech, Nestlé, Novartis sowie SGS.
Insgesamt fällt auf: Noch nie waren sich die Banken und ihre Analysten bei ihren Aktienempfehlungen so uneinig wie im Hinblick auf das Börsenjahr 2022. Auf vorliegenden Favoritenlisten sind nicht weniger als 37 verschiedene Schweizer Aktien von A wie ABB über O wie Oerlikon bis Z wie Zur Rose zu finden. Mehr als zwei- oder dreimal genannt wird keine dieser Titel.
Wenn man da als Anlegerin und Anleger nur mal nicht Gefahr läuft, sich zu verzetteln.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf «Cash.ch» unter dem Titel: «Die Schweizer Aktien-Tipps für 2022: So uneinig waren sich die Banken noch nie».