Am Schluss ging alles sehr schnell: Am Sonntag muss der Präsident der Credit Suisse, António Horta-Osório, eingesehen haben: Ich habe das Vertrauen meines Verwaltungsrats verloren.
Um nicht seine schmähliche Nichtwiederwahl an der nächsten GV – am 29. April – zu riskieren, blieb dem obersten Vertreter der Grossbank nur der Rückzug.
Und zwar per sofort. Eher kalt fällt denn auch seine Verabschiedung aus, die heute kurz nach Mitternacht per Communiqué verschickt wurde. «Wir respektieren António Horta-Osórios Entscheidung und sind ihm für seine Führungsrolle bei der Festlegung der neuen Strategie zu Dank verpflichtet.» Das wars.
Als Saubermann angetreten
Der Abgang war unvermeidlich. Horta-Osório war mit dem Anspruch angetreten, die durch Pleiten und Pannen aller Art verunsicherte Bank wieder zu neuer Stabilität und Strahlkraft zu führen. Da war doch vor ihm eine Abhöraffäre, da war der Machtkampf zwischen dem früheren VR-Präsidenten und dem Konzernchef, da waren die teure Karambolage mit dem US-Hedgefonds Archegos und die toxische Geschäftsbeziehung mit dem australischen Geschäftsmann Lex Greensill, von dem man sich amateurhaft hinters Licht führen liess. Es war also höchste Zeit für einen Saubermann, einen wie Horta-Osório.
Seine Marschrichtung, die er denn auch dutzendfach wiederholte, war eingängig und schlüssig: «Every banker must be a risk manager at heart.» Jeder Credit-Suisse-Mitarbeitende ist zuvorderst ein Risikomanager.
Dumm nur, dass ausgerechnet er, der oberste CS-Banker, den eigenen Spruch nicht allzu ernst nahm und nicht jenes Risikomanagement vorlebte, das er von seinen 45'000 Mitarbeitern einforderte.
Denn, das zeigte sich in den Verwaltungsratssitzungen an diesem Wochenende, Horta-Osório hatte sich in den letzten Monaten zweimal grosszügig über behördliche Quarantäneregeln hinweggesetzt. Mal war er mit dem Privatjet nach Wimbledon gejettet, mal flog er aus der Schweiz in die USA, statt sich an die hiesigen Quarantäneregeln zu halten.
Und dokumentierte so in zwei Fällen, dass sein persönliches Risikomanagement nicht über alle Zweifel erhaben ist.
Horta-Osório war angezählt
Dass er in der Rolle des Oberaufpassers auch beim eigenen Personal durchfiel, war die Folge. Am Schluss fragte man sich auf den Gängen der Bank nur noch, wie lange Horta-Osório mit seiner schwer lädierten Glaubwürdigkeit die Bank und ihr Personal noch vertreten würde. Gestern gab der Verwaltungsrat die Antwort: Es geht gar nicht.