Sie sind ein Verfechter von Gold im Portfolio. Zu Jahresbeginn hat der Kurs von Gold stark gelitten. Würden sie weiterhin in Gold investiert bleiben?
Gold hat seit dem kurzen Überschiessen der 2000 Dollar/Unze Marke im August 2020 einen schweren Stand. Investoren bevorzugen seither lieber Aktien, welche von einer Wiedereröffnung der Wirtschaft und einer Belebung der Konjunktur profitieren können.
Dieser sogenannte Reflation-Trade wurde mit der Lancierung der Covid-Impfung noch weiter verstärkt. Das «Risk on» Umfeld resultierte in hohen Ausflüssen aus Goldfonds. Aufkeimende Inflationsängste und ein erneuter Rückgang der Realzinsen führten jüngst aber wieder zu einem Anstieg des Goldpreises, welcher dadurch seinen Abwärtstrend durchbrechen konnte.
Die weltweite Verschuldung und die Inflationsangst kommen wieder stärker in den Fokus. Gold gewinnt dadurch wieder an Bedeutung und bleibt zur Portfoliobeimischung ein wichtiger Stabilisator.
Die Aktie von Tesla gilt als risikoreiches Investment. Wie lautet Ihre Empfehlung zum US-Elektroautohersteller?
Wir sind gegenüber Tesla zurückhaltend eingestellt. Das hat jedoch nichts mit deren Produkten zu tun. Die Autos haben im Markt eine gute Akzeptanz und die Marke Tesla einen gewissen Status erreicht. Dieser kann durchaus mit den iPhones von Apple in der Welt der Smartphones verglichen werden.
Tesla hat im Vergleich zu anderen Elektroautobauern einen Vorsprung im Bereich der Batterien und der Software. Hingegen wird sich die Konkurrenzsituation global verschärfen. In Sachen Stückzahlen dürfte Tesla bald überholt werden. Deshalb stellt sich für uns primär die Frage, ob der US-Pionier seine Autos dann immer noch zu konkurrenzfähigen Preisen bauen kann. Aus diesem Blickwinkel erscheint uns die Aktie zum heutigen Zeitpunkt zu teuer.
Sie haben letztes Jahr Immobilienfonds zum Kauf empfohlen. Was halten Sie von Fonds aus ausländischen Märkten - empfiehlt es sich beispielsweise, in den deutschen Häusermarkt zu investieren?
Im Ausland investierte Immobilienfonds können hinsichtlich Diversifikation interessant sein. Einerseits weisen ausländische Märkte Unterschiede in der konjunkturellen- und demografischen Entwicklung auf, andererseits bieten sie auch deutlich mehr Möglichkeiten zur Nutzungsdiversifikation.
Aufgrund der starken Verflechtung zwischen Deutschland und der Schweiz besteht unseres Erachtens eine hohe Korrelation zwischen dem deutschen Häusermarkt und den ebenfalls wohnlastigen Schweizer Immobilienfonds.
Andere ausländische Märkte dürften deshalb einen besseren Diversifikationseffekt erzielen. Unabhängig der Region ist aber angesichts der bestehenden Herausforderungen wie Home-Office oder steigender Onlinehandel eine hohe Portfolioqualität äusserst wichtig.
«In Sachen Stückzahlen dürfte Tesla bald überholt werden. Deshalb stellt sich für uns die Frage, ob der US-Pionier seine Autos dann immer noch zu konkurrenzfähigen Preisen bauen kann.»
Inflation und damit verbunden die Ängste vor steigenden Zinsen beschäftigt zurzeit die Märkte. Sind diese Zinsängste berechtigt?
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs haben die Inflationserwartungen in den wichtigsten Volkswirtschaften angezogen. Vor allem in den USA ist die Inflation aufgrund von Basiseffekten (höheren Energiepreisen) markant gestiegen. Die Verknappung von Inputgütern dürfte den Aufwärtsdruck auf die Preise noch eine Weile aufrechterhalten. Wir gehen aber davon aus, dass es sich beim aktuellen Inflationsanstieg um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Zudem halten die Notenbanken der relevanten Wirtschaftsräume bis auf weiteres an ihrer expansiven Geldpolitik fest und setzen damit einem weiterlaufenden Zinsanstieg Grenzen. Nachdem die Zinsen seit anfangs Jahr weltweit gestiegen sind, gehen wir kurz- und mittelfristig von einer Seitwärtsentwicklung aus.
Werfen wir den Blick auf das allgemeine Börsengeschehen. Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?
Es sind Corona-Massnahmen, welche die Finanzmärkte beschäftigen und es noch weiter tun werden. Regionale Lockdowns und unterschiedliche Impfstrategien haben dazu beigetragen, dass Lieferketten gestört werden und es zu weiteren Versorgungsengpässen kommen kann.
In diesen Bereichen können Preise und Kosten weiter ansteigen. Fiskal- und Geldpolitische Massnahmen haben die Wirtschaft stark unterstützt, dies jedoch zulasten höherer Staatsschulden und einer Ausweitung des Anlagenotstandes aufgrund der tieferen Realzinsen. Auch nach einer Normalisierung der Wirtschaft stellt sich die Frage, wann und wie die hohen Schulden abgebaut werden sollen.
Oft diskutierte Möglichkeiten sind eine Toleranz zu mehr Inflation und die Idee von höheren Steuern. Die Folgen der Corona-Krise werden uns also noch länger begleiten.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Der Schweizer Aktienmarkt mit seinem defensiven Charakter hinkt in diesem Jahr den zyklischeren Hauptbörsen hinterher. Die meisten Firmen des Swiss Market Index (SMI) haben dieses Jahr ihre Dividende ausgeschüttet, was den Index zusätzlich um rund drei Prozentpunkte zurückbleiben lässt (SMI: Kursindex).
Die globalen Börsen antizipieren eine weitere Verbesserung der globalen Pandemielage und einen zyklischen Aufschwung unterstützt durch die staatlichen Konjunkturpakete und die weiterhin starke Unterstützung der Notenbanken. Trotz des defensiven Charakters nähert sich der SMI den Höchstständen von Februar 2020 und dürfte diese durchbrechen.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Vorausgesetzt, dass sich die Pandemie wie von den Experten erwartet längerfristig unter Kontrolle bringen lässt und sich die geopolitische Lage nicht verändert, gehen wir von einem bescheidenen Anstieg des SMI Index aus.
Aufgrund der tiefen Realzinsen wird die Nachfrage nach Sachwerten intakt bleiben und das «Aktiensparen» wird sich fortsetzen, obschon die Märkte nicht mehr billig sind.
Inflation wird ein wichtiges Thema sein. Bleibt deren Anstieg temporär und der Verlauf in erträglichen Dimensionen, so dürfte dies dem Aktienmarkt nicht schaden. Würde jedoch die Inflation ausser Kontrolle geraten, so wäre das für den Aktienmarkt eine Belastung.
Das Interview wurde schriftlich geführt.