Die Gaspreise in Europa sind am Donnerstag um bis zu 10 Prozent gefallen, nachdem die ungebremste Rally dieses Jahres Schiffe mit Flüssiggas aus den USA angelockt hat.

Mindestens 10 Tanker, die sich derzeit auf der Überfahrt befinden, sind nach von Bloomberg zusammengestellten Schiffs-Standortdaten auf dem Weg nach Europa. Weitere 20 Schiffe scheinen den Atlantik zu überqueren, haben aber ihr endgültiges Ziel noch nicht bekannt gegeben. Die US-Ladungen werden dazu beitragen, die geringeren Lieferungen aus Russland, dem Hauptlieferanten Europas, auszugleichen.

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Ein Rallye der Gaspreise

Die europäischen Gaspreise sind in diesem Jahr um mehr als 700% gestiegen, da Russland die Lieferungen gerade dann drosselte, als die Volkswirtschaften wieder eröffneten und die Nachfrage anstieg. Auch verzögerte Wartungsarbeiten und mehrere Kraftwerksausfälle trugen zu diesem Anstieg bei. Die Preise in Europa sind 13-mal höher als in den USA, und der Markt zeigt auch einen seltenen Aufschlag gegenüber Asien-Lieferungen, was den Kontinent zu einem bevorzugten Ziel für LNG macht.

Der europäische Benchmark-Gaskontrakt wurde zeitweise für nur noch 155 Euro gehandelt. Um 8:50 Uhr in Amsterdam kostete die Megawattstunde mit 162,145 Euro 6,2% weniger als am Vorabend. Der Gaspreis-Rückgang sorgte auch für Entspannung am Strommarkt. In Deutschland wurden Stromkontrakte für das nächste Jahr 8,8% billiger, der Terminpreis der Megawattstunde fiel 296 Euro.

Die US-amerikanischen LNG-Exportterminals arbeiten mit oder über ihrer Kapazität, nachdem sie am Sonntag einen Rekorddurchfluss erreicht hatten. Dies wird dazu beitragen, die Gasknappheit in Europa zu beheben, da Russland bereits signalisiert hat, dass es die Lieferungen im Januar gedeckelt halten will.

 

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Russland liefert weniger Gas

Kurzfristig bleiben die russischen Gasströme nach Deutschland über eine wichtige Route unterbrochen. In der Jamal-Europa-Pipeline floss Gas stattdessen in umgekehrter Richtung von Deutschland nach Polen, wie der Betreiber Gascade mitteilte.

Die russischen Gaslieferungen nach Europa sind in dieser Woche stark zurückgegangen, da einige Abnehmer im Rahmen langfristiger Verträge ihre vertraglich vereinbarten Liefergrenzen für das Jahr bereits erreicht haben, so Personen, die mit der Angelegenheit direkt vertraut sind.

Uniper, einer von mehreren Gas-Grossabnehmern, die von Bloomberg kontaktiert wurden, erklärte, dass sowohl das deutsche Energieunternehmen als auch der russische Exporteur ihre gegenseitigen Liefervereinbarungen für dieses Jahr erfüllt hätten. Die deutsche RWE sagte, Gazprom habe alle seine Verträge eingehalten.

Stromkrise in Frankreich

Mehr amerikanisches LNG wird Europa auch helfen, die Stromkrise in Frankreich zu bewältigen. Die Länder werden mehr Strom aus Gas, Kohle und sogar Öl erzeugen müssen, um die Ausfälle der Kernkraft zu bewältigen. Anfang Januar werden etwa 30 Prozent der französischen Kernreaktorkapazität vom Netz genommen.

Auch die Schweiz bezieht viel Elektrizität von den französischen Atomkraftwerken.

(bloomberg/mbü)