In der Führungsetage der US-Notenbank Fed mehren sich die Hinweise auf eine baldige Zinswende. Der Chef des Zentralbankbezirks Richmond, Thomas Barkin, sagte dem «Wall Street Journal» vom Montag, eine Zinserhöhung bereits im März sei «denkbar». Zuvor hatte sein Kollege James Bullard aus St. Louis diesen frühen Termin ins Gespräch gebracht. Die Finanzmärkte bereiten sich auf eine aggressivere geldpolitische Gangart der Federal Reserve vor, die damit auf den starken Preisauftrieb in den USA reagieren dürfte.

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Anleger erwarteten für März eine erste Zinserhöhung, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. «Die Märkte sind bereits dabei, bis Ende des Jahres vielleicht sogar vier statt drei Leitzinsanhebungen als Basis-Szenario einzupreisen.» Die Fed berät am 26. Januar wieder über den Leitzins. Dann könnten die Weichen für eine Erhöhung am 16. März gestellt werden.

Eine rasche Anhebung hätte laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) insbesondere auch weitreichende Auswirkungen auf Schwellenländer. Ihnen drohten in diesem Fall Kapitalabflüsse und Abwertungen ihrer Währungen, heisst es in einem IWF-Blog.

Höchste Inflation seit 1982

Die US-Teuerungsrate ist im November auf 6,8 Prozent geklettert - der höchste Wert seit Juni 1982. Für die am Mittwoch anstehenden Daten für Dezember erwarten von Reuters befragte Experten einen Anstieg auf dann 7,0 Prozent. Aus der Corona-Krise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und geradezu explodierende Energiekosten treiben die Inflation nach oben. Der IWF sieht die Gefahr, dass bei einem Ansteigen des US-Lohnniveaus auf breiter Front und einem Anhalten der Lieferengpässe die Preise stärker als erwartet anziehen könnten. Darauf dürfte die Fed dann aus Sicht des Fonds mit schnelleren Zinserhöhungen reagieren.

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Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht mittlerweile davon aus, dass die Fed den geldpolitischen Schlüsselzins dieses Jahr vier Mal anheben wird. Zugleich erwartet sie, dass die US-Notenbank im Juli oder womöglich noch früher damit beginnen wird, ihre in der Virus-Krise stark ausgeweitete Bilanz abzuschmelzen. JPMorgan-Chef hält angesichts der hohen Preisbeschleunigung mehr als vier Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr für möglich. «Es ist möglich, dass die Inflation schlimmer ist als die Bevölkerung denkt. Ich persönlich wäre überrascht, sollte es nur vier Zinsanhebungen geben. Vier könnten von der Wirtschaft leicht absorbiert werden», sagte Dimon dem Sender CNBC.

Abspecken des Notenbank-Portfolios

Auf ihrer Dezember-Sitzung hat die Federal Reserve eine zügige Abkehr vom Krisenmodus beschlossen. Zugleich signalisierte sie für 2022 im Mittel drei Zinsschritte nach oben. Damit könnte der geldpolitische Schlüsselsatz dann am Ende des laufenden Jahres in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent liegen. Aktuell hält ihn die Fed in einem Korridor von null bis 0,25 Prozent.

Aus den unlängst veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung lesen manche Analysten allerdings heraus, dass die Notenbank mit der Straffung schneller beginnen und mehr als drei Zinserhöhungen ins Auge fassen könnte. Aus Sicht mancher Fed-Führungsmitglieder dürfte es zudem sinnvoll sein, mit dem Abspecken des Notenbank-Portfolios relativ bald nach dem Start von Zinserhöhungen zu beginnen. Durch die umfangreichen Anleihenkäufe war die Fed-Bilanz zuletzt auf rund 8,8 Billionen Dollar angeschwollen.

Notenbank-Chef Jerome Powell wird am Dienstag vom Bankenausschuss des Senats zu seiner Nominierung für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Fed angehört werden. Dabei dürfte er auch zu seiner Einschätzung der US-Konjunktur befragt werden und womöglich Hinweise zum Zeitrahmen für die geplante Zinswende geben.

(reuters/gku)