Robo-Advisor in der Finanzindustrie gelten als kostengünstig, unkompliziert und zeitgemäss. Die digitalen Vermögensverwalter sind im Trend, insbesondere die jüngere Generation vertraut ihr Geld immer mehr Algorithmus-basierten Systemen an. Dabei ist wenig Finanz-Know-how notwendig und man kann in der Regel mit kleinen Summen starten.
Ob ein Robo-Advisor nachhaltig anlegt oder nicht, hat vor allem etwas mit dem Anlageansatz und den genutzten Anlageinstrumenten zu tun. Nicht immer erhalten Anleger, ob nun bei ETF oder Fonds, verständliche Informationen zur Zusammensetzung, Gewichtung der Sektoren oder zu Einzeltiteln. Das macht es schwierig, nachzuvollziehen, wo das Geld eigentlich landet, und damit auch, ob es wirklich nachhaltig investiert ist. Dabei ist Nachhaltigkeit ein komplexes Konstrukt aus unterschiedlichen Bereichen: Umwelt, Gemeinwohl, Menschenrecht und vielen weiteren Themen. Ohne Transparenz für den Anleger ist Nachhaltigkeit nicht wirklich erreichbar.
Die Faktoren Transparenz und Einflussnahme
Damit sind wir bei einem Problem, das bei Robo-Advisor im Speziellen und der Geldanlage mit ETF im Allgemeinen leider oft auftritt: mangelnde Transparenz und, mindestens genauso wichtig, keine Wirkung auf die Realwirtschaft. Keine Wirkung bedeutet wiederum, dass die Geldanlage nicht dazu führt, dass die Welt wirklich nachhaltiger wird.
Laut Morningstar erreichten nachhaltige Fonds im ersten Quartal 2021 ein neues Rekordhoch. Allein in Europa sind fast 3500 Fonds registriert worden, die sich selbst als «nachhaltig» bezeichnen. Doch unter dem Label «ESG-Kriterien» (Environment, Social, Governance) investieren Fonds Milliarden in fossile Brennstoffunternehmen und in Konzerne, die für ihre ausbeuterischen Praktiken bekannt geworden sind.
Tillmann Lang ist CEO und Co-Gründer von Inyova, einer digitalen Impact-Investing-Plattform. Vor der Gründung von Inyova arbeitete Lang mehr als sechs Jahre bei der Strategieberatung McKinsey & Company. Zusätzlich war er CFO bei Benefit, einem Netzwerk aus Impact Investoren, und ist Gründungsdirektor des Sustainability in Business Lab der ETH Zürich. Er hat an der ETH Zürich einen Doktortitel erlangt und an den Universitäten in Heidelberg und Santiago de Chile Mathematik und Informatik studiert.
Eine aktuelle Greenpeace-Studie kommt sodann zum Schluss, dass der Grossteil der Nachhaltigkeitsfonds praktisch keinen Einfluss auf Klima und Nachhaltigkeit hat. Selbst wenn die Anlagen eine nachhaltige Ausrichtung festgeschrieben haben, bedeutet dies nicht, dass sie auch eine nachhaltige Wirkung haben.
Eigentumsrechte wahrnehmen
Eine Möglichkeit, eine Wirkung sicherzustellen, steht in der Wahrnehmung von Eigentumsrechten. Als Aktionär kann ich «mein» Unternehmen direkt beeinflussen: durch Engagement und durch Abstimmung an der Generalversammlung. Bei Kollektivanlagen werden diese Rechte oft nicht wahrgenommen oder es wird lediglich der Management-Empfehlung erfolgt.
Bei Anlagen in Einzelaktien hat man als Anlegerin, als Anleger die Möglichkeit, seine Verantwortung selbstbestimmt wahrzunehmen. Dafür braucht es natürlich die notwendigen Informationen, am besten in leicht zugänglicher Form. Über diesen Weg können Investoren verantwortungsvolle Eigentümer werden und dadurch zu einer nachhaltigen Welt beitragen; eine Möglichkeit, die bei ETF ungenutzt bleibt.
Das Beispiel von Nonnen aus Oregon
Wie wirkungsvoll Eigentumsrechte sein können, zeigt ein Beispiel aus den USA, wo Nonnen eine Aktionärsinitiative starteten, um einen amerikanischen Waffenproduzenten zu mehr Offenheit zu bewegen. Durch den systematischen Kauf von Anteilen des Waffenherstellers Ruger über einen Zeitraum von zwei Jahren konnten die Schwestern von den Heiligen Namen Jesu und Mariens aus Oregon den Rüstungskonzern für seine Politik zur Rechenschaft ziehen. Gemeinsam mit anderen Investoren gelang es ihnen, Ruger dazu zu bringen, transparenter über die Gefahren von Waffen zu kommunizieren.
All diese Punkte zeigen, dass es Wege gibt, auch mit Robo-Advisor Nachhaltigkeit umzusetzen und im besten Fall sogar einen Impact mit der Anlage zu erzielen. Dieses funktioniert aber lediglich, wenn die Investoren umfassende Transparenz und die Möglichkeit haben, ihre Werte durch ein geprüftes nachhaltiges Anlageuniversum sicherzustellen und darüber hinaus Eigentumsrechte wahrzunehmen. Genau dieser Ansatz wurde bei der Impact-Investing-Plattform Inyova umgesetzt.